damit überein. Die Franzosen haßte er von gan- zem Herzen, sowohl die Patrioten, weil sie der h. Kirche sich widersezten, als die Emigrierten, weil sie ein Wirthshaus, dem Kloster gegen über, in ein Bordel verwandelt hatten.
Ein Offizier unseres Regiments, Hr. Graf von Einsiedel, der auch in diesem Barbara- oder Bär- belkloster logirte, wünschte meine Biographie zu lesen, und ich, um ihm zu willfahren, suchte dieselbe bey dem Buchhändler in Koblenz: denn es ist nur Einer da. Der Buchhändler, welcher nicht ein- mal ein Verzeichniß von seinem Büchervorrathe führte, sagte mir kurzum: daß er dergleichen Schrif- ten gar nicht führen dürfte, selbst auch nicht führen möchte. Das seyen alles gottlose, gefährliche Bü- cher, besonders die von den Protestanten, oder wie er nach der damaligen Koblenzer Art sagte, von den Un- katholischen. Was von diesen komme, sey gar nicht rathsam, unter die Leute zu bringen: die Welt sey ohnehin pfiffig und arg genug! u. s. w. --
Der Mensch räsonnirte beynahe, wie die Herren Verfasser der Censur-Edikte! Ich ließ ihn, und er- staunte über den Vorrath von den Büchern des Pater Cochem, Aloysius Mertz und solcher mehr.
Da unsere Leute nicht so viel Geld hatten, als die französischen Emigranten, von welchen ich
damit uͤberein. Die Franzoſen haßte er von gan- zem Herzen, ſowohl die Patrioten, weil ſie der h. Kirche ſich widerſezten, als die Emigrierten, weil ſie ein Wirthshaus, dem Kloſter gegen uͤber, in ein Bordel verwandelt hatten.
Ein Offizier unſeres Regiments, Hr. Graf von Einſiedel, der auch in dieſem Barbara- oder Baͤr- belkloſter logirte, wuͤnſchte meine Biographie zu leſen, und ich, um ihm zu willfahren, ſuchte dieſelbe bey dem Buchhaͤndler in Koblenz: denn es iſt nur Einer da. Der Buchhaͤndler, welcher nicht ein- mal ein Verzeichniß von ſeinem Buͤchervorrathe fuͤhrte, ſagte mir kurzum: daß er dergleichen Schrif- ten gar nicht fuͤhren duͤrfte, ſelbſt auch nicht fuͤhren moͤchte. Das ſeyen alles gottloſe, gefaͤhrliche Buͤ- cher, beſonders die von den Proteſtanten, oder wie er nach der damaligen Koblenzer Art ſagte, von den Un- katholiſchen. Was von dieſen komme, ſey gar nicht rathſam, unter die Leute zu bringen: die Welt ſey ohnehin pfiffig und arg genug! u. ſ. w. —
Der Menſch raͤſonnirte beynahe, wie die Herren Verfaſſer der Cenſur-Edikte! Ich ließ ihn, und er- ſtaunte uͤber den Vorrath von den Buͤchern des Pater Cochem, Aloyſius Mertz und ſolcher mehr.
Da unſere Leute nicht ſo viel Geld hatten, als die franzoͤſiſchen Emigranten, von welchen ich
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damit uͤberein. Die Franzoſen haßte er von gan-
zem Herzen, ſowohl die Patrioten, weil ſie der h.
Kirche ſich widerſezten, als die Emigrierten, weil
ſie ein Wirthshaus, dem Kloſter gegen uͤber, in
ein Bordel verwandelt hatten.
Ein Offizier unſeres Regiments, Hr. Graf von
Einſiedel, der auch in dieſem Barbara- oder Baͤr-
belkloſter logirte, wuͤnſchte meine Biographie zu
leſen, und ich, um ihm zu willfahren, ſuchte dieſelbe
bey dem Buchhaͤndler in Koblenz: denn es iſt nur
Einer da. Der Buchhaͤndler, welcher nicht ein-
mal ein Verzeichniß von ſeinem Buͤchervorrathe
fuͤhrte, ſagte mir kurzum: daß er dergleichen Schrif-
ten gar nicht fuͤhren duͤrfte, ſelbſt auch nicht fuͤhren
moͤchte. Das ſeyen alles gottloſe, gefaͤhrliche Buͤ-
cher, beſonders die von den Proteſtanten, oder wie er
nach der damaligen Koblenzer Art ſagte, von den Un-
katholiſchen. Was von dieſen komme, ſey gar nicht
rathſam, unter die Leute zu bringen: die Welt ſey
ohnehin pfiffig und arg genug! u. ſ. w. —
Der Menſch raͤſonnirte beynahe, wie die Herren
Verfaſſer der Cenſur-Edikte! Ich ließ ihn, und er-
ſtaunte uͤber den Vorrath von den Buͤchern des Pater
Cochem, Aloyſius Mertz und ſolcher mehr.
Da unſere Leute nicht ſo viel Geld hatten,
als die franzoͤſiſchen Emigranten, von welchen ich
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/32>, abgerufen am 21.11.2024.
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