mehrere Preußen geblieben, aber sie hatten doch auch gezeigt, daß sie sich nicht ungerochen über- fallen lassen. In Frankreich hätte so ein Ueberfall böse Folgen haben können, aber in Deutschland war er nicht so gefährlich. Die Husaren waren an dem Ueberfalle Schuld gewesen, weil sie nicht hin- länglich patrouillirt hatten: aber auch diese ver- theidigten sich nachher brav. Die Franzosen legten den Limburgern eine kleine Brandschatzung auf, und zogen ab.
Unser Regiment marschirte den 10ten Novem- ber nach Monthabauer, einem ganz mit Pfaffen und Klöstern angefüllten trierischen Städtchen; ich aber konnte wegen meiner Füße nicht nachkommen, mußte daher in einem Dorfe, Neuhäusel, über Nacht bleiben, und mir da ganz allein bey einem armen Grobschmidt Quartier machen. Der Grob- schmidt und seine Frau waren brave Leute, die mir viel Gutes thaten und mich wegen meiner sehr an- geschwollnen Füße herzlich und theilnehmend be- daurten.
Den folgenden Tag schlich ich nach Montha- bauer, wo man mich noch gar nicht vermißt hatte: so sehr war man noch der Unordnung gewohnt.
Hier trug man sich damals mit einer schänd- lichen Geschichte. Ein Emigrant hatte sich längst vorher mit einem Mädchen aus der Stadt, von
mehrere Preußen geblieben, aber ſie hatten doch auch gezeigt, daß ſie ſich nicht ungerochen uͤber- fallen laſſen. In Frankreich haͤtte ſo ein Ueberfall boͤſe Folgen haben koͤnnen, aber in Deutſchland war er nicht ſo gefaͤhrlich. Die Huſaren waren an dem Ueberfalle Schuld geweſen, weil ſie nicht hin- laͤnglich patrouillirt hatten: aber auch dieſe ver- theidigten ſich nachher brav. Die Franzoſen legten den Limburgern eine kleine Brandſchatzung auf, und zogen ab.
Unſer Regiment marſchirte den 10ten Novem- ber nach Monthabauer, einem ganz mit Pfaffen und Kloͤſtern angefuͤllten trieriſchen Staͤdtchen; ich aber konnte wegen meiner Fuͤße nicht nachkommen, mußte daher in einem Dorfe, Neuhaͤuſel, uͤber Nacht bleiben, und mir da ganz allein bey einem armen Grobſchmidt Quartier machen. Der Grob- ſchmidt und ſeine Frau waren brave Leute, die mir viel Gutes thaten und mich wegen meiner ſehr an- geſchwollnen Fuͤße herzlich und theilnehmend be- daurten.
Den folgenden Tag ſchlich ich nach Montha- bauer, wo man mich noch gar nicht vermißt hatte: ſo ſehr war man noch der Unordnung gewohnt.
Hier trug man ſich damals mit einer ſchaͤnd- lichen Geſchichte. Ein Emigrant hatte ſich laͤngſt vorher mit einem Maͤdchen aus der Stadt, von
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0282"n="270"/>
mehrere Preußen geblieben, aber ſie hatten doch<lb/>
auch gezeigt, daß ſie ſich nicht ungerochen uͤber-<lb/>
fallen laſſen. In Frankreich haͤtte ſo ein Ueberfall<lb/>
boͤſe Folgen haben koͤnnen, aber in Deutſchland<lb/>
war er nicht ſo gefaͤhrlich. Die Huſaren waren an<lb/>
dem Ueberfalle Schuld geweſen, weil ſie nicht hin-<lb/>
laͤnglich patrouillirt hatten: aber auch dieſe ver-<lb/>
theidigten ſich nachher brav. Die Franzoſen legten<lb/>
den Limburgern eine kleine Brandſchatzung auf, und<lb/>
zogen ab.</p><lb/><p>Unſer Regiment marſchirte den 10ten Novem-<lb/>
ber nach Monthabauer, einem ganz mit Pfaffen<lb/>
und Kloͤſtern angefuͤllten trieriſchen Staͤdtchen; ich<lb/>
aber konnte wegen meiner Fuͤße nicht nachkommen,<lb/>
mußte daher in einem Dorfe, Neuhaͤuſel, uͤber<lb/>
Nacht bleiben, und mir da ganz allein bey einem<lb/>
armen Grobſchmidt Quartier machen. Der Grob-<lb/>ſchmidt und ſeine Frau waren brave Leute, die mir<lb/>
viel Gutes thaten und mich wegen meiner ſehr an-<lb/>
geſchwollnen Fuͤße herzlich und theilnehmend be-<lb/>
daurten.</p><lb/><p>Den folgenden Tag ſchlich ich nach Montha-<lb/>
bauer, wo man mich noch gar nicht vermißt hatte:<lb/>ſo ſehr war man noch der Unordnung gewohnt.</p><lb/><p>Hier trug man ſich damals mit einer ſchaͤnd-<lb/>
lichen Geſchichte. Ein Emigrant hatte ſich laͤngſt<lb/>
vorher mit einem Maͤdchen aus der Stadt, von<lb/></p></div></body></text></TEI>
[270/0282]
mehrere Preußen geblieben, aber ſie hatten doch
auch gezeigt, daß ſie ſich nicht ungerochen uͤber-
fallen laſſen. In Frankreich haͤtte ſo ein Ueberfall
boͤſe Folgen haben koͤnnen, aber in Deutſchland
war er nicht ſo gefaͤhrlich. Die Huſaren waren an
dem Ueberfalle Schuld geweſen, weil ſie nicht hin-
laͤnglich patrouillirt hatten: aber auch dieſe ver-
theidigten ſich nachher brav. Die Franzoſen legten
den Limburgern eine kleine Brandſchatzung auf, und
zogen ab.
Unſer Regiment marſchirte den 10ten Novem-
ber nach Monthabauer, einem ganz mit Pfaffen
und Kloͤſtern angefuͤllten trieriſchen Staͤdtchen; ich
aber konnte wegen meiner Fuͤße nicht nachkommen,
mußte daher in einem Dorfe, Neuhaͤuſel, uͤber
Nacht bleiben, und mir da ganz allein bey einem
armen Grobſchmidt Quartier machen. Der Grob-
ſchmidt und ſeine Frau waren brave Leute, die mir
viel Gutes thaten und mich wegen meiner ſehr an-
geſchwollnen Fuͤße herzlich und theilnehmend be-
daurten.
Den folgenden Tag ſchlich ich nach Montha-
bauer, wo man mich noch gar nicht vermißt hatte:
ſo ſehr war man noch der Unordnung gewohnt.
Hier trug man ſich damals mit einer ſchaͤnd-
lichen Geſchichte. Ein Emigrant hatte ſich laͤngſt
vorher mit einem Maͤdchen aus der Stadt, von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/282>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.