den geringen Gehalt, den so ein Mensch zieht, den beschwerlichen Feldscheerdienst bey einer Kom- pagnie zu übernehmen. Herr Thede hat dieser Leute Elend und Unwissenheit lebhaft genug geschil- dert; und dieser Schilderung wird jeder gern bey- stimmen, der unsre Herren nur ein wenig näher kennen lernt.
Bey unserm Regimente zeichnete sich besonders einer durch Unwissenheit, Grobheit, Naschhafrig- keit, Unreinlichkeit und Faulheit aus. Man war von dem großen Elende dieses Freundes unterrich- tet, und doch blieb er vor wie nach, was er war! --
In die Feldlazarethe nimmt man zwar dann und wann die geschicktesten, welche man noch bey den Regimentern findet, aber eben dadurch ent- blößet man die Regimenter ihrer brauchbarsten Wundärzte. Was kann aber Einer von dieser Art allein ausrichten, sobald ihm alle übrigen Mit- offizianten entgegen sind, oder entgegen handeln!
Ob man aber gleich, der Regel nach, nur brauch- bare Aerzte in die Feldlazarethe nehmen sollte, so geht doch hier auch sehr vieles nach Gunst, und so werden sehr viel elende, unwissende, traurige Wichte angestellt.
Die Oberchirurgi, welche die Aufsicht über die Lazarethe führen, können theils jeden Kranken nicht
den geringen Gehalt, den ſo ein Menſch zieht, den beſchwerlichen Feldſcheerdienſt bey einer Kom- pagnie zu uͤbernehmen. Herr Thede hat dieſer Leute Elend und Unwiſſenheit lebhaft genug geſchil- dert; und dieſer Schilderung wird jeder gern bey- ſtimmen, der unſre Herren nur ein wenig naͤher kennen lernt.
Bey unſerm Regimente zeichnete ſich beſonders einer durch Unwiſſenheit, Grobheit, Naſchhafrig- keit, Unreinlichkeit und Faulheit aus. Man war von dem großen Elende dieſes Freundes unterrich- tet, und doch blieb er vor wie nach, was er war! —
In die Feldlazarethe nimmt man zwar dann und wann die geſchickteſten, welche man noch bey den Regimentern findet, aber eben dadurch ent- bloͤßet man die Regimenter ihrer brauchbarſten Wundaͤrzte. Was kann aber Einer von dieſer Art allein ausrichten, ſobald ihm alle uͤbrigen Mit- offizianten entgegen ſind, oder entgegen handeln!
Ob man aber gleich, der Regel nach, nur brauch- bare Aerzte in die Feldlazarethe nehmen ſollte, ſo geht doch hier auch ſehr vieles nach Gunſt, und ſo werden ſehr viel elende, unwiſſende, traurige Wichte angeſtellt.
Die Oberchirurgi, welche die Aufſicht uͤber die Lazarethe fuͤhren, koͤnnen theils jeden Kranken nicht
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0264"n="252"/>
den geringen Gehalt, den ſo ein Menſch zieht,<lb/>
den beſchwerlichen Feldſcheerdienſt bey einer Kom-<lb/>
pagnie zu uͤbernehmen. Herr <hirendition="#g">Thede</hi> hat dieſer<lb/>
Leute Elend und Unwiſſenheit lebhaft genug geſchil-<lb/>
dert; und dieſer Schilderung wird jeder gern bey-<lb/>ſtimmen, der unſre Herren nur ein wenig naͤher<lb/>
kennen lernt.</p><lb/><p>Bey unſerm Regimente zeichnete ſich beſonders<lb/>
einer durch Unwiſſenheit, Grobheit, Naſchhafrig-<lb/>
keit, Unreinlichkeit und Faulheit aus. Man war<lb/>
von dem großen Elende dieſes Freundes unterrich-<lb/>
tet, und doch blieb er vor wie nach, was er<lb/>
war! —</p><lb/><p>In die Feldlazarethe nimmt man zwar dann<lb/>
und wann die geſchickteſten, welche man noch bey<lb/>
den Regimentern findet, aber eben dadurch ent-<lb/>
bloͤßet man die Regimenter ihrer brauchbarſten<lb/>
Wundaͤrzte. Was kann aber Einer von dieſer<lb/>
Art allein ausrichten, ſobald ihm alle uͤbrigen Mit-<lb/>
offizianten entgegen ſind, oder entgegen handeln!</p><lb/><p>Ob man aber gleich, der Regel nach, nur brauch-<lb/>
bare Aerzte in die Feldlazarethe nehmen ſollte, ſo<lb/>
geht doch hier auch ſehr vieles nach Gunſt, und ſo<lb/>
werden ſehr viel elende, unwiſſende, traurige Wichte<lb/>
angeſtellt.</p><lb/><p>Die Oberchirurgi, welche die Aufſicht uͤber die<lb/>
Lazarethe fuͤhren, koͤnnen theils jeden Kranken nicht<lb/></p></div></body></text></TEI>
[252/0264]
den geringen Gehalt, den ſo ein Menſch zieht,
den beſchwerlichen Feldſcheerdienſt bey einer Kom-
pagnie zu uͤbernehmen. Herr Thede hat dieſer
Leute Elend und Unwiſſenheit lebhaft genug geſchil-
dert; und dieſer Schilderung wird jeder gern bey-
ſtimmen, der unſre Herren nur ein wenig naͤher
kennen lernt.
Bey unſerm Regimente zeichnete ſich beſonders
einer durch Unwiſſenheit, Grobheit, Naſchhafrig-
keit, Unreinlichkeit und Faulheit aus. Man war
von dem großen Elende dieſes Freundes unterrich-
tet, und doch blieb er vor wie nach, was er
war! —
In die Feldlazarethe nimmt man zwar dann
und wann die geſchickteſten, welche man noch bey
den Regimentern findet, aber eben dadurch ent-
bloͤßet man die Regimenter ihrer brauchbarſten
Wundaͤrzte. Was kann aber Einer von dieſer
Art allein ausrichten, ſobald ihm alle uͤbrigen Mit-
offizianten entgegen ſind, oder entgegen handeln!
Ob man aber gleich, der Regel nach, nur brauch-
bare Aerzte in die Feldlazarethe nehmen ſollte, ſo
geht doch hier auch ſehr vieles nach Gunſt, und ſo
werden ſehr viel elende, unwiſſende, traurige Wichte
angeſtellt.
Die Oberchirurgi, welche die Aufſicht uͤber die
Lazarethe fuͤhren, koͤnnen theils jeden Kranken nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/264>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.