Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

gen: es drängte sich hier gar zu viel Volk zusam-
men. Alle Kompagnien waren in dem traurigsten
Zustande, und erst am folgenden Tage sammelten
sie sich gehörig: sehr viele Bursche waren wegen
ihres elenden Schuhwerks zurückgeblieben, und
andre konnten wegen des Durchfalls, und andrer
Krankheiten sich nur mit Mühe voranschleppen.

Ich selbst kam erst den andern Tag Nachmittags
zur Kompagnie. Ich hatte ohngefähr drey Märsche
ohne Schuhe barfuß gehen müssen, und so waren
meine Füße verdorben, und sehr aufgeschwollen.
Ich machte daher auf einem kaiserlichen Dorfe
Quartier bey einer alten Witwe, deren Tochter
mich sehr gut verpflegte. Die Alte konnte nicht
mehr fort, die guten Leute verlangten für alles
nicht mehr, als 4 Behmen. Sie würden mir auch
diese lassen, sagten sie, wenn sie nicht Oehl in Trier
holen müßten *) Die guten Leute!

Meine Füße wurden immer schlimmer, und ich
mußte mich von Trier bis Binningen, einem ohn-
weit Koblenz gelegnen Badischen Städtchen, mit
fahren lassen. Der ganze Rückmarsch durchs Trier-
land war eben so elend und noch elender, als unser

*) Die Accise sollte da im Oestreichischen herum alles vertheuern:
und so halfen sich die armen Leute auch hier durch Contrebandiren
im Auslande.
Dritter Theil. Q.

gen: es draͤngte ſich hier gar zu viel Volk zuſam-
men. Alle Kompagnien waren in dem traurigſten
Zuſtande, und erſt am folgenden Tage ſammelten
ſie ſich gehoͤrig: ſehr viele Burſche waren wegen
ihres elenden Schuhwerks zuruͤckgeblieben, und
andre konnten wegen des Durchfalls, und andrer
Krankheiten ſich nur mit Muͤhe voranſchleppen.

Ich ſelbſt kam erſt den andern Tag Nachmittags
zur Kompagnie. Ich hatte ohngefaͤhr drey Maͤrſche
ohne Schuhe barfuß gehen muͤſſen, und ſo waren
meine Fuͤße verdorben, und ſehr aufgeſchwollen.
Ich machte daher auf einem kaiſerlichen Dorfe
Quartier bey einer alten Witwe, deren Tochter
mich ſehr gut verpflegte. Die Alte konnte nicht
mehr fort, die guten Leute verlangten fuͤr alles
nicht mehr, als 4 Behmen. Sie wuͤrden mir auch
dieſe laſſen, ſagten ſie, wenn ſie nicht Oehl in Trier
holen muͤßten *) Die guten Leute!

Meine Fuͤße wurden immer ſchlimmer, und ich
mußte mich von Trier bis Binningen, einem ohn-
weit Koblenz gelegnen Badiſchen Staͤdtchen, mit
fahren laſſen. Der ganze Ruͤckmarſch durchs Trier-
land war eben ſo elend und noch elender, als unſer

*) Die Acciſe ſollte da im Oeſtreichiſchen herum alles vertheuern:
und ſo halfen ſich die armen Leute auch hier durch Contrebandiren
im Auslande.
Dritter Theil. Q.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0253" n="241"/>
gen: es dra&#x0364;ngte &#x017F;ich hier gar zu viel Volk zu&#x017F;am-<lb/>
men. Alle Kompagnien waren in dem traurig&#x017F;ten<lb/>
Zu&#x017F;tande, und er&#x017F;t am folgenden Tage &#x017F;ammelten<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich geho&#x0364;rig: &#x017F;ehr viele Bur&#x017F;che waren wegen<lb/>
ihres elenden Schuhwerks zuru&#x0364;ckgeblieben, und<lb/>
andre konnten wegen des Durchfalls, und andrer<lb/>
Krankheiten &#x017F;ich nur mit Mu&#x0364;he voran&#x017F;chleppen.</p><lb/>
        <p>Ich &#x017F;elb&#x017F;t kam er&#x017F;t den andern Tag Nachmittags<lb/>
zur Kompagnie. Ich hatte ohngefa&#x0364;hr drey Ma&#x0364;r&#x017F;che<lb/>
ohne Schuhe barfuß gehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;o waren<lb/>
meine Fu&#x0364;ße verdorben, und &#x017F;ehr aufge&#x017F;chwollen.<lb/>
Ich machte daher auf einem kai&#x017F;erlichen Dorfe<lb/>
Quartier bey einer alten Witwe, deren Tochter<lb/>
mich &#x017F;ehr gut verpflegte. Die Alte konnte nicht<lb/>
mehr fort, die guten Leute verlangten fu&#x0364;r alles<lb/>
nicht mehr, als 4 Behmen. Sie wu&#x0364;rden mir auch<lb/>
die&#x017F;e la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;agten &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie nicht Oehl in Trier<lb/>
holen mu&#x0364;ßten <note place="foot" n="*)">Die Acci&#x017F;e &#x017F;ollte da im Oe&#x017F;treichi&#x017F;chen herum alles vertheuern:<lb/>
und &#x017F;o halfen &#x017F;ich die armen Leute auch hier durch Contrebandiren<lb/>
im Auslande.</note> Die guten Leute!</p><lb/>
        <p>Meine Fu&#x0364;ße wurden immer &#x017F;chlimmer, und ich<lb/>
mußte mich von Trier bis Binningen, einem ohn-<lb/>
weit Koblenz gelegnen Badi&#x017F;chen Sta&#x0364;dtchen, mit<lb/>
fahren la&#x017F;&#x017F;en. Der ganze Ru&#x0364;ckmar&#x017F;ch durchs Trier-<lb/>
land war eben &#x017F;o elend und noch elender, als un&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Dritter Theil. Q.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0253] gen: es draͤngte ſich hier gar zu viel Volk zuſam- men. Alle Kompagnien waren in dem traurigſten Zuſtande, und erſt am folgenden Tage ſammelten ſie ſich gehoͤrig: ſehr viele Burſche waren wegen ihres elenden Schuhwerks zuruͤckgeblieben, und andre konnten wegen des Durchfalls, und andrer Krankheiten ſich nur mit Muͤhe voranſchleppen. Ich ſelbſt kam erſt den andern Tag Nachmittags zur Kompagnie. Ich hatte ohngefaͤhr drey Maͤrſche ohne Schuhe barfuß gehen muͤſſen, und ſo waren meine Fuͤße verdorben, und ſehr aufgeſchwollen. Ich machte daher auf einem kaiſerlichen Dorfe Quartier bey einer alten Witwe, deren Tochter mich ſehr gut verpflegte. Die Alte konnte nicht mehr fort, die guten Leute verlangten fuͤr alles nicht mehr, als 4 Behmen. Sie wuͤrden mir auch dieſe laſſen, ſagten ſie, wenn ſie nicht Oehl in Trier holen muͤßten *) Die guten Leute! Meine Fuͤße wurden immer ſchlimmer, und ich mußte mich von Trier bis Binningen, einem ohn- weit Koblenz gelegnen Badiſchen Staͤdtchen, mit fahren laſſen. Der ganze Ruͤckmarſch durchs Trier- land war eben ſo elend und noch elender, als unſer *) Die Acciſe ſollte da im Oeſtreichiſchen herum alles vertheuern: und ſo halfen ſich die armen Leute auch hier durch Contrebandiren im Auslande. Dritter Theil. Q.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/253
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/253>, abgerufen am 22.11.2024.