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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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müsse, wenn man von dem Betragen der Franzo-
sen in der Pfalz und anderwärts ein richtiges Ur-
theil fällen will. Und doch ist an diesem richtigen
Urtheil für jezt, wie für die Zukunft, überall sehr
viel gelegen, sowohl in Rücksicht auf den National-
dünkel, als in Rücksicht auf die Moralität nach
dieser oder jener Regierungsform.

Bey Longuion war die Passage weit abscheu-
licher noch, als alle abscheuliche Passagen, welche
wir bisher gehabt hatten. Der Koth ging bis an
die Knie, und hin und wieder mußte man durch
Wiesen gehen, welche wie ein See unter Wasser
standen. Todte Pferde und todte Menschen lagen
in Menge unten an einem Berge, über welchen der
Marsch gieng: denn da hatte man die ganz Todten
und die halb Todten von den Wagen herabgewor-
fen, um diese zu erleichtern. Es wurden hier
abermals viele Wagen verbrannt, weil man sie
durch den Morast nicht bringen konnte.

Gegen Nacht kamen wir endlich müde und
hungrig bey Longwy an. Ich hatte hier so meine
eignen Betrachtungen, welche ich meinen Kame-
den mittheilte. Heute, sagte ich, ist der 19te
Oktober: am 23ten September haben wir Longwy
in Besitz genommen, und hofften damals so leicht,
wie Longwy, ganz Frankreich zu erobern: und
schon jezt müssen wir Longwy zurückgeben, und

muͤſſe, wenn man von dem Betragen der Franzo-
ſen in der Pfalz und anderwaͤrts ein richtiges Ur-
theil faͤllen will. Und doch iſt an dieſem richtigen
Urtheil fuͤr jezt, wie fuͤr die Zukunft, uͤberall ſehr
viel gelegen, ſowohl in Ruͤckſicht auf den National-
duͤnkel, als in Ruͤckſicht auf die Moralitaͤt nach
dieſer oder jener Regierungsform.

Bey Longuion war die Paſſage weit abſcheu-
licher noch, als alle abſcheuliche Paſſagen, welche
wir bisher gehabt hatten. Der Koth ging bis an
die Knie, und hin und wieder mußte man durch
Wieſen gehen, welche wie ein See unter Waſſer
ſtanden. Todte Pferde und todte Menſchen lagen
in Menge unten an einem Berge, uͤber welchen der
Marſch gieng: denn da hatte man die ganz Todten
und die halb Todten von den Wagen herabgewor-
fen, um dieſe zu erleichtern. Es wurden hier
abermals viele Wagen verbrannt, weil man ſie
durch den Moraſt nicht bringen konnte.

Gegen Nacht kamen wir endlich muͤde und
hungrig bey Longwy an. Ich hatte hier ſo meine
eignen Betrachtungen, welche ich meinen Kame-
den mittheilte. Heute, ſagte ich, iſt der 19te
Oktober: am 23ten September haben wir Longwy
in Beſitz genommen, und hofften damals ſo leicht,
wie Longwy, ganz Frankreich zu erobern: und
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[216/0228] muͤſſe, wenn man von dem Betragen der Franzo- ſen in der Pfalz und anderwaͤrts ein richtiges Ur- theil faͤllen will. Und doch iſt an dieſem richtigen Urtheil fuͤr jezt, wie fuͤr die Zukunft, uͤberall ſehr viel gelegen, ſowohl in Ruͤckſicht auf den National- duͤnkel, als in Ruͤckſicht auf die Moralitaͤt nach dieſer oder jener Regierungsform. Bey Longuion war die Paſſage weit abſcheu- licher noch, als alle abſcheuliche Paſſagen, welche wir bisher gehabt hatten. Der Koth ging bis an die Knie, und hin und wieder mußte man durch Wieſen gehen, welche wie ein See unter Waſſer ſtanden. Todte Pferde und todte Menſchen lagen in Menge unten an einem Berge, uͤber welchen der Marſch gieng: denn da hatte man die ganz Todten und die halb Todten von den Wagen herabgewor- fen, um dieſe zu erleichtern. Es wurden hier abermals viele Wagen verbrannt, weil man ſie durch den Moraſt nicht bringen konnte. Gegen Nacht kamen wir endlich muͤde und hungrig bey Longwy an. Ich hatte hier ſo meine eignen Betrachtungen, welche ich meinen Kame- den mittheilte. Heute, ſagte ich, iſt der 19te Oktober: am 23ten September haben wir Longwy in Beſitz genommen, und hofften damals ſo leicht, wie Longwy, ganz Frankreich zu erobern: und ſchon jezt muͤſſen wir Longwy zuruͤckgeben, und

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/228>, abgerufen am 22.11.2024.