Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Achtzehntes Kapitel.

Fortsetzung. Ankunft auf deutschen Boden.



Es war schon, ehe wir die Standquartiere verlie-
ßen, befohlen worden, daß man besonders für gutes
Schuhwerk der Soldaten sorgen, und hinlänglich
dazu mitnehmen sollte, um die abgehenden gleich
wieder ersetzen zu können. Aber unsre Herren hatten
so für sich auskalkulirt, daß der ganze Krieg wohl
nur ein Vierteljahr dauern könnte, und waren eben
darum auch in Befolgung dieses Befehls sehr nach-
läßig gewesen. Die Folgen der Fahrläßigkeit in
einem so äußerst wichtigen Punkte zeigten sich bald.
In der ganzen Armee fingen die Schuhe, bey dem
scheußlichen Rückzuge aus Champagne, auf
einmal so an zu reißen, daß beynahe kein einziger
Soldat gutes Schuhwerk noch hatte. Sogar die
Offiziere trugen zerrißne Stiefeln, und die armen
Packknechte gingen vollends gar barfuß.

Es war schändlich anzusehen, wie die Preußen
da ohne Schuhe durch den Koth zerrten und ihre
Füße an den spitzigen Steinen blutrünstig aufris-
sen. Viele hatten ihre zerrißnen Schuhe auf die
Gewehre gehängt, andere trugen sie in [ - 7 Zeichen fehlen],

Achtzehntes Kapitel.

Fortſetzung. Ankunft auf deutſchen Boden.



Es war ſchon, ehe wir die Standquartiere verlie-
ßen, befohlen worden, daß man beſonders fuͤr gutes
Schuhwerk der Soldaten ſorgen, und hinlaͤnglich
dazu mitnehmen ſollte, um die abgehenden gleich
wieder erſetzen zu koͤnnen. Aber unſre Herren hatten
ſo fuͤr ſich auskalkulirt, daß der ganze Krieg wohl
nur ein Vierteljahr dauern koͤnnte, und waren eben
darum auch in Befolgung dieſes Befehls ſehr nach-
laͤßig geweſen. Die Folgen der Fahrlaͤßigkeit in
einem ſo aͤußerſt wichtigen Punkte zeigten ſich bald.
In der ganzen Armee fingen die Schuhe, bey dem
ſcheußlichen Ruͤckzuge aus Champagne, auf
einmal ſo an zu reißen, daß beynahe kein einziger
Soldat gutes Schuhwerk noch hatte. Sogar die
Offiziere trugen zerrißne Stiefeln, und die armen
Packknechte gingen vollends gar barfuß.

Es war ſchaͤndlich anzuſehen, wie die Preußen
da ohne Schuhe durch den Koth zerrten und ihre
Fuͤße an den ſpitzigen Steinen blutruͤnſtig aufriſ-
ſen. Viele hatten ihre zerrißnen Schuhe auf die
Gewehre gehaͤngt, andere trugen ſie in [ – 7 Zeichen fehlen],

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0224" n="212"/>
      <div n="1">
        <head>Achtzehntes Kapitel.</head><lb/>
        <p>Fort&#x017F;etzung. Ankunft auf deut&#x017F;chen Boden.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>s war &#x017F;chon, ehe wir die Standquartiere verlie-<lb/>
ßen, befohlen worden, daß man be&#x017F;onders fu&#x0364;r gutes<lb/>
Schuhwerk der Soldaten &#x017F;orgen, und hinla&#x0364;nglich<lb/>
dazu mitnehmen &#x017F;ollte, um die abgehenden gleich<lb/>
wieder er&#x017F;etzen zu ko&#x0364;nnen. Aber un&#x017F;re Herren hatten<lb/>
&#x017F;o fu&#x0364;r &#x017F;ich auskalkulirt, daß der ganze Krieg wohl<lb/>
nur ein Vierteljahr dauern ko&#x0364;nnte, und waren eben<lb/>
darum auch in Befolgung die&#x017F;es Befehls &#x017F;ehr nach-<lb/>
la&#x0364;ßig gewe&#x017F;en. Die Folgen der Fahrla&#x0364;ßigkeit in<lb/>
einem &#x017F;o a&#x0364;ußer&#x017F;t wichtigen Punkte zeigten &#x017F;ich bald.<lb/>
In der ganzen Armee fingen die Schuhe, bey dem<lb/>
&#x017F;cheußlichen Ru&#x0364;ckzuge aus <hi rendition="#g">Champagne</hi>, auf<lb/>
einmal &#x017F;o an zu reißen, daß beynahe kein einziger<lb/>
Soldat gutes Schuhwerk noch hatte. Sogar die<lb/>
Offiziere trugen zerrißne Stiefeln, und die armen<lb/>
Packknechte gingen vollends gar barfuß.</p><lb/>
        <p>Es war &#x017F;cha&#x0364;ndlich anzu&#x017F;ehen, wie die Preußen<lb/>
da ohne Schuhe durch den Koth zerrten und ihre<lb/>
Fu&#x0364;ße an den &#x017F;pitzigen Steinen blutru&#x0364;n&#x017F;tig aufri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Viele hatten ihre zerrißnen Schuhe auf die<lb/>
Gewehre geha&#x0364;ngt, andere trugen &#x017F;ie in <gap unit="chars" quantity="7"/>,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0224] Achtzehntes Kapitel. Fortſetzung. Ankunft auf deutſchen Boden. Es war ſchon, ehe wir die Standquartiere verlie- ßen, befohlen worden, daß man beſonders fuͤr gutes Schuhwerk der Soldaten ſorgen, und hinlaͤnglich dazu mitnehmen ſollte, um die abgehenden gleich wieder erſetzen zu koͤnnen. Aber unſre Herren hatten ſo fuͤr ſich auskalkulirt, daß der ganze Krieg wohl nur ein Vierteljahr dauern koͤnnte, und waren eben darum auch in Befolgung dieſes Befehls ſehr nach- laͤßig geweſen. Die Folgen der Fahrlaͤßigkeit in einem ſo aͤußerſt wichtigen Punkte zeigten ſich bald. In der ganzen Armee fingen die Schuhe, bey dem ſcheußlichen Ruͤckzuge aus Champagne, auf einmal ſo an zu reißen, daß beynahe kein einziger Soldat gutes Schuhwerk noch hatte. Sogar die Offiziere trugen zerrißne Stiefeln, und die armen Packknechte gingen vollends gar barfuß. Es war ſchaͤndlich anzuſehen, wie die Preußen da ohne Schuhe durch den Koth zerrten und ihre Fuͤße an den ſpitzigen Steinen blutruͤnſtig aufriſ- ſen. Viele hatten ihre zerrißnen Schuhe auf die Gewehre gehaͤngt, andere trugen ſie in _______,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/224
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/224>, abgerufen am 22.11.2024.