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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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ich einen Geistlichen, der einen wirklich, so lange
man bey ihm ist, die abscheuliche Seite seines Stan-
des vergessen macht. Ich habe wenig Männer
kennen gelernt, die mit Herrn Schneider zu
vergleichen wären. Seine Gelehrsamkeit ist be-
kannt, und von seinem rechtschaffenen Betragen
zeugt die allgemeine Hochachtung und Liebe der
Eisenacher. Ich vermuthete, daß er, weil Herder
ihm vorgezogen war, eben kein Freund von Herdern
seyn könnte: ich lenkte also das Gespräch absicht-
lich auf diesen Mann, und wurde gar angenehm
überrascht, als ich Hn. Schneider mit Enthu-
siasmus von den großen Verdiensten Herders
reden hörte. Nach Hn. Schneiders Zeugniß,
worin freylich das ganze aufgeklärtere Publikum
einstimmt, ist Herder die Zierde unsers Vater-
landes, der hellste Kopf, der größte Kenner des
Guten und Schönen, der lebhafteste deutsche Stilist
und der wärmste Verfechter des Wahren, Guten
und Schönen. Weimar kann stolz seyn, in ihm
einen der ersten Männer unsrer Nation zu besitzen. --
Wie gesagt, das, was Hr. Schneider von
Herdern sagte, hat mich überrascht; denn ich
wußte, daß beyde einmahl in Wahl-Kollision ge-
kommen waren: um desto mehr aber mußte ich den
Mann schätzen, der des andern Verdienste so un-
partheiisch würdigte. Uebrigens wird Hr. Schnei-

ich einen Geiſtlichen, der einen wirklich, ſo lange
man bey ihm iſt, die abſcheuliche Seite ſeines Stan-
des vergeſſen macht. Ich habe wenig Maͤnner
kennen gelernt, die mit Herrn Schneider zu
vergleichen waͤren. Seine Gelehrſamkeit iſt be-
kannt, und von ſeinem rechtſchaffenen Betragen
zeugt die allgemeine Hochachtung und Liebe der
Eiſenacher. Ich vermuthete, daß er, weil Herder
ihm vorgezogen war, eben kein Freund von Herdern
ſeyn koͤnnte: ich lenkte alſo das Geſpraͤch abſicht-
lich auf dieſen Mann, und wurde gar angenehm
uͤberraſcht, als ich Hn. Schneider mit Enthu-
ſiasmus von den großen Verdienſten Herders
reden hoͤrte. Nach Hn. Schneiders Zeugniß,
worin freylich das ganze aufgeklaͤrtere Publikum
einſtimmt, iſt Herder die Zierde unſers Vater-
landes, der hellſte Kopf, der groͤßte Kenner des
Guten und Schoͤnen, der lebhafteſte deutſche Stiliſt
und der waͤrmſte Verfechter des Wahren, Guten
und Schoͤnen. Weimar kann ſtolz ſeyn, in ihm
einen der erſten Maͤnner unſrer Nation zu beſitzen. —
Wie geſagt, das, was Hr. Schneider von
Herdern ſagte, hat mich uͤberraſcht; denn ich
wußte, daß beyde einmahl in Wahl-Kolliſion ge-
kommen waren: um deſto mehr aber mußte ich den
Mann ſchaͤtzen, der des andern Verdienſte ſo un-
partheiiſch wuͤrdigte. Uebrigens wird Hr. Schnei-

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[9/0021] ich einen Geiſtlichen, der einen wirklich, ſo lange man bey ihm iſt, die abſcheuliche Seite ſeines Stan- des vergeſſen macht. Ich habe wenig Maͤnner kennen gelernt, die mit Herrn Schneider zu vergleichen waͤren. Seine Gelehrſamkeit iſt be- kannt, und von ſeinem rechtſchaffenen Betragen zeugt die allgemeine Hochachtung und Liebe der Eiſenacher. Ich vermuthete, daß er, weil Herder ihm vorgezogen war, eben kein Freund von Herdern ſeyn koͤnnte: ich lenkte alſo das Geſpraͤch abſicht- lich auf dieſen Mann, und wurde gar angenehm uͤberraſcht, als ich Hn. Schneider mit Enthu- ſiasmus von den großen Verdienſten Herders reden hoͤrte. Nach Hn. Schneiders Zeugniß, worin freylich das ganze aufgeklaͤrtere Publikum einſtimmt, iſt Herder die Zierde unſers Vater- landes, der hellſte Kopf, der groͤßte Kenner des Guten und Schoͤnen, der lebhafteſte deutſche Stiliſt und der waͤrmſte Verfechter des Wahren, Guten und Schoͤnen. Weimar kann ſtolz ſeyn, in ihm einen der erſten Maͤnner unſrer Nation zu beſitzen. — Wie geſagt, das, was Hr. Schneider von Herdern ſagte, hat mich uͤberraſcht; denn ich wußte, daß beyde einmahl in Wahl-Kolliſion ge- kommen waren: um deſto mehr aber mußte ich den Mann ſchaͤtzen, der des andern Verdienſte ſo un- partheiiſch wuͤrdigte. Uebrigens wird Hr. Schnei-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/21>, abgerufen am 21.11.2024.