der Deutschen, der Einfall des Cüstine in die dießseitigen Rheinländer und das daraus entstandene Elend so vieler Tausenden von Menschen zuzurech- nen!
Es ist unbegreiflich, wie ein Fürst, ein so hell- sehender Fürst, als der Herzog von Braunschweig ist, es übersah, daß er mit einem Feinde zu thun hatte, den er mit Gewalt nicht mehr zwingen konnte: und daß Er, troz unsrer jämmerlichen Lage, es den- noch wagte, diesem Feinde eine abermalige Kriegs- erklärung zuzuschicken! -- Ich mag diesen Punkt, dessen Resultate von selbst in die Augen fallen, nicht weiter verfolgen, glaube aber immer, daß dieses Manifest dem weisen Fürsten neuerdings extor- quirt ist. --
Dumouriez indeß nahm das Manifest auf, wie er mußte. Er erklärte in einem Briefe an den General Mannstein: daß nun aller Waffen- stillstand aufgehoben sey, und daß die Feindselig- keiten ihren Anfang wieder nehmen müßten. Der General Mannstein, ein kluger, erfahrner Mann, fühlte schon im Voraus die traurigen Folgen einer abermaligen Feindseligkeit, und suchte daher den General der Franzosen auf jede glimpfliche Art zu besänftigen: allein Dumouriez blieb unerbittlich, bis endlich der Hr. Graf von Kalkreuth nach seiner ihm ganz eignen Klugheit durch seine über-
der Deutſchen, der Einfall des Cuͤſtine in die dießſeitigen Rheinlaͤnder und das daraus entſtandene Elend ſo vieler Tauſenden von Menſchen zuzurech- nen!
Es iſt unbegreiflich, wie ein Fuͤrſt, ein ſo hell- ſehender Fuͤrſt, als der Herzog von Braunſchweig iſt, es uͤberſah, daß er mit einem Feinde zu thun hatte, den er mit Gewalt nicht mehr zwingen konnte: und daß Er, troz unſrer jaͤmmerlichen Lage, es den- noch wagte, dieſem Feinde eine abermalige Kriegs- erklaͤrung zuzuſchicken! — Ich mag dieſen Punkt, deſſen Reſultate von ſelbſt in die Augen fallen, nicht weiter verfolgen, glaube aber immer, daß dieſes Manifeſt dem weiſen Fuͤrſten neuerdings extor- quirt iſt. —
Dumouriez indeß nahm das Manifeſt auf, wie er mußte. Er erklaͤrte in einem Briefe an den General Mannſtein: daß nun aller Waffen- ſtillſtand aufgehoben ſey, und daß die Feindſelig- keiten ihren Anfang wieder nehmen muͤßten. Der General Mannſtein, ein kluger, erfahrner Mann, fuͤhlte ſchon im Voraus die traurigen Folgen einer abermaligen Feindſeligkeit, und ſuchte daher den General der Franzoſen auf jede glimpfliche Art zu beſaͤnftigen: allein Dumouriez blieb unerbittlich, bis endlich der Hr. Graf von Kalkreuth nach ſeiner ihm ganz eignen Klugheit durch ſeine uͤber-
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der Deutſchen, der Einfall des Cuͤſtine in die
dießſeitigen Rheinlaͤnder und das daraus entſtandene
Elend ſo vieler Tauſenden von Menſchen zuzurech-
nen!
Es iſt unbegreiflich, wie ein Fuͤrſt, ein ſo hell-
ſehender Fuͤrſt, als der Herzog von Braunſchweig
iſt, es uͤberſah, daß er mit einem Feinde zu thun
hatte, den er mit Gewalt nicht mehr zwingen konnte:
und daß Er, troz unſrer jaͤmmerlichen Lage, es den-
noch wagte, dieſem Feinde eine abermalige Kriegs-
erklaͤrung zuzuſchicken! — Ich mag dieſen Punkt,
deſſen Reſultate von ſelbſt in die Augen fallen,
nicht weiter verfolgen, glaube aber immer, daß
dieſes Manifeſt dem weiſen Fuͤrſten neuerdings extor-
quirt iſt. —
Dumouriez indeß nahm das Manifeſt auf,
wie er mußte. Er erklaͤrte in einem Briefe an den
General Mannſtein: daß nun aller Waffen-
ſtillſtand aufgehoben ſey, und daß die Feindſelig-
keiten ihren Anfang wieder nehmen muͤßten. Der
General Mannſtein, ein kluger, erfahrner Mann,
fuͤhlte ſchon im Voraus die traurigen Folgen einer
abermaligen Feindſeligkeit, und ſuchte daher den
General der Franzoſen auf jede glimpfliche Art zu
beſaͤnftigen: allein Dumouriez blieb unerbittlich,
bis endlich der Hr. Graf von Kalkreuth nach
ſeiner ihm ganz eignen Klugheit durch ſeine uͤber-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/199>, abgerufen am 22.11.2024.
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