Dienst verlassen, und nach Frankreich kommen, so lange sie leben, einen Gehalt von 100 Livres ge- nießen, welcher sich bis auf 500 Livres vermehren kann. So, wie einige derselben sterben, sollen die übrigen dabey gewinnen; und im Fall einer verhei- rathet ist, soll die Wittwe nach seinem Tode den Gehalt genießen.
Sehet, Kameraden, wie wir die Soldaten behandeln, welche zu uns kommen, um unsre Frey- heit zu vertheidigen, und sich derselben mit uns zu erfreuen. Kommt also hin nach Frankreich, ins Land der Gleichheit und der Freude. Verlaßt die Edelleute und die Könige, für welche ihr, wie eine Heerde Schafe, zur Schlachtbank geht, und kommt zu uns, euren Brüdern, ein Glück zu su- chen, welches der Menschen würdig ist! Wir schwö- ren es euch, daß wir euch hernach helfen wollen, eure Weiber, eure Kinder, eure Brüder, eure Schwestern aus der Sklaverey zu retten, und ihr sollt mit uns den Ruhm theilen, allen Völkern von Europa die Freiheit zu schenken."
Diese Zettel, ob sie gleich im Lager und in der ganzen Armee stark zirkelten, machten doch nur schwa- chen Eindruck, und verleiteten nicht viel Soldaten zur Desertion: wenigstens sind von unserm Regi- mente kaum 30 Mann in Frankreich vermißt wor- den. Das kam aber aus der ganz natürlichen Ur-
Dienſt verlaſſen, und nach Frankreich kommen, ſo lange ſie leben, einen Gehalt von 100 Livres ge- nießen, welcher ſich bis auf 500 Livres vermehren kann. So, wie einige derſelben ſterben, ſollen die uͤbrigen dabey gewinnen; und im Fall einer verhei- rathet iſt, ſoll die Wittwe nach ſeinem Tode den Gehalt genießen.
Sehet, Kameraden, wie wir die Soldaten behandeln, welche zu uns kommen, um unſre Frey- heit zu vertheidigen, und ſich derſelben mit uns zu erfreuen. Kommt alſo hin nach Frankreich, ins Land der Gleichheit und der Freude. Verlaßt die Edelleute und die Koͤnige, fuͤr welche ihr, wie eine Heerde Schafe, zur Schlachtbank geht, und kommt zu uns, euren Bruͤdern, ein Gluͤck zu ſu- chen, welches der Menſchen wuͤrdig iſt! Wir ſchwoͤ- ren es euch, daß wir euch hernach helfen wollen, eure Weiber, eure Kinder, eure Bruͤder, eure Schweſtern aus der Sklaverey zu retten, und ihr ſollt mit uns den Ruhm theilen, allen Voͤlkern von Europa die Freiheit zu ſchenken.“
Dieſe Zettel, ob ſie gleich im Lager und in der ganzen Armee ſtark zirkelten, machten doch nur ſchwa- chen Eindruck, und verleiteten nicht viel Soldaten zur Deſertion: wenigſtens ſind von unſerm Regi- mente kaum 30 Mann in Frankreich vermißt wor- den. Das kam aber aus der ganz natuͤrlichen Ur-
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Dienſt verlaſſen, und nach Frankreich kommen, ſo
lange ſie leben, einen Gehalt von 100 Livres ge-
nießen, welcher ſich bis auf 500 Livres vermehren
kann. So, wie einige derſelben ſterben, ſollen die
uͤbrigen dabey gewinnen; und im Fall einer verhei-
rathet iſt, ſoll die Wittwe nach ſeinem Tode den
Gehalt genießen.
Sehet, Kameraden, wie wir die Soldaten
behandeln, welche zu uns kommen, um unſre Frey-
heit zu vertheidigen, und ſich derſelben mit uns zu
erfreuen. Kommt alſo hin nach Frankreich, ins
Land der Gleichheit und der Freude. Verlaßt die
Edelleute und die Koͤnige, fuͤr welche ihr, wie eine
Heerde Schafe, zur Schlachtbank geht, und
kommt zu uns, euren Bruͤdern, ein Gluͤck zu ſu-
chen, welches der Menſchen wuͤrdig iſt! Wir ſchwoͤ-
ren es euch, daß wir euch hernach helfen wollen,
eure Weiber, eure Kinder, eure Bruͤder, eure
Schweſtern aus der Sklaverey zu retten, und ihr
ſollt mit uns den Ruhm theilen, allen Voͤlkern von
Europa die Freiheit zu ſchenken.“
Dieſe Zettel, ob ſie gleich im Lager und in der
ganzen Armee ſtark zirkelten, machten doch nur ſchwa-
chen Eindruck, und verleiteten nicht viel Soldaten
zur Deſertion: wenigſtens ſind von unſerm Regi-
mente kaum 30 Mann in Frankreich vermißt wor-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/193>, abgerufen am 23.11.2024.
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