die ganze Hälfte aller übrigen. Indeß einem jeden das Seine; und was ich von beyden hier nebenher bemerkte, sey salvo meliori bemerkt. Beyde inter- essiren mich nur in sofern, als sie, wie ich, eine Sache behandeln, auf deren wahre und richtige Darstellung es für die Zukunft, in praktischer Rück- sicht, viel ankommt. Uebrigens mögen beyde sich selbst weiter würdigen und vertheidigen: ich kehre zu meiner Geschichte zurück, und hoffe wegen die- ses Nebensprunges um so eher Nachsicht, da er zu- gleich eine ganz eigne Ansicht des Feldzuges von 1792 dem Leser eröffnet. --
Unsern König sah ich hier in Begleitung einiger Generale, mitten unter den feindlichen Kugeln hin- reiten, und freute mich eben so sehr über das herr- liche Beyspiel, welches dieser muthvolle Monarch seinen Soldaten gab, als ich mich über folgendes äußerst dummes und abgeschmacktes Gespräch zweyer alter Unteroffiziere ärgerte. Ich will sie A und B nennen:
A. Siehst du den Alten *) dort?
*) In Sachsen und anderwärts spricht man vom Regenten mit komplimentvollern Ausdrucken: da sagt man: der gnädigste Kurfürst, Ihre Durchlaucht der Landgraf, Ihre Erzbischöfliche Gnaden u. s. w. Hingegen der Preuße sagt schlechtweg: der Alte und legt auf diese Benennung doch mehr, als der Sachse, der Hesse und der Maynzer auf seine prunkvollen Titulaturen.
die ganze Haͤlfte aller uͤbrigen. Indeß einem jeden das Seine; und was ich von beyden hier nebenher bemerkte, ſey ſalvo meliori bemerkt. Beyde inter- eſſiren mich nur in ſofern, als ſie, wie ich, eine Sache behandeln, auf deren wahre und richtige Darſtellung es fuͤr die Zukunft, in praktiſcher Ruͤck- ſicht, viel ankommt. Uebrigens moͤgen beyde ſich ſelbſt weiter wuͤrdigen und vertheidigen: ich kehre zu meiner Geſchichte zuruͤck, und hoffe wegen die- ſes Nebenſprunges um ſo eher Nachſicht, da er zu- gleich eine ganz eigne Anſicht des Feldzuges von 1792 dem Leſer eroͤffnet. —
Unſern Koͤnig ſah ich hier in Begleitung einiger Generale, mitten unter den feindlichen Kugeln hin- reiten, und freute mich eben ſo ſehr uͤber das herr- liche Beyſpiel, welches dieſer muthvolle Monarch ſeinen Soldaten gab, als ich mich uͤber folgendes aͤußerſt dummes und abgeſchmacktes Geſpraͤch zweyer alter Unteroffiziere aͤrgerte. Ich will ſie A und B nennen:
A. Siehſt du den Alten *) dort?
*) In Sachſen und anderwaͤrts ſpricht man vom Regenten mit komplimentvollern Ausdrucken: da ſagt man: der gnaͤdigſte Kurfuͤrſt, Ihre Durchlaucht der Landgraf, Ihre Erzbiſchoͤfliche Gnaden u. ſ. w. Hingegen der Preuße ſagt ſchlechtweg: der Alte und legt auf dieſe Benennung doch mehr, als der Sachſe, der Heſſe und der Maynzer auf ſeine prunkvollen Titulaturen.
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die ganze Haͤlfte aller uͤbrigen. Indeß einem jeden
das Seine; und was ich von beyden hier nebenher
bemerkte, ſey ſalvo meliori bemerkt. Beyde inter-
eſſiren mich nur in ſofern, als ſie, wie ich, eine
Sache behandeln, auf deren wahre und richtige
Darſtellung es fuͤr die Zukunft, in praktiſcher Ruͤck-
ſicht, viel ankommt. Uebrigens moͤgen beyde ſich
ſelbſt weiter wuͤrdigen und vertheidigen: ich kehre
zu meiner Geſchichte zuruͤck, und hoffe wegen die-
ſes Nebenſprunges um ſo eher Nachſicht, da er zu-
gleich eine ganz eigne Anſicht des Feldzuges von
1792 dem Leſer eroͤffnet. —
Unſern Koͤnig ſah ich hier in Begleitung einiger
Generale, mitten unter den feindlichen Kugeln hin-
reiten, und freute mich eben ſo ſehr uͤber das herr-
liche Beyſpiel, welches dieſer muthvolle Monarch
ſeinen Soldaten gab, als ich mich uͤber folgendes
aͤußerſt dummes und abgeſchmacktes Geſpraͤch
zweyer alter Unteroffiziere aͤrgerte. Ich will ſie
A und B nennen:
A. Siehſt du den Alten *) dort?
*) In Sachſen und anderwaͤrts ſpricht man vom Regenten mit
komplimentvollern Ausdrucken: da ſagt man: der gnaͤdigſte
Kurfuͤrſt, Ihre Durchlaucht der Landgraf, Ihre Erzbiſchoͤfliche
Gnaden u. ſ. w. Hingegen der Preuße ſagt ſchlechtweg: der
Alte und legt auf dieſe Benennung doch mehr, als der Sachſe,
der Heſſe und der Maynzer auf ſeine prunkvollen Titulaturen.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/178>, abgerufen am 24.11.2024.
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