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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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ausgesezt sind, wenn sie ihre Minister allein hö-
ren. So wahr ist die Bemerkung eines vernünfti-
gen Mannes: Daß in unsern Zeiten die größte
Weisheit nicht in den Kabinettern gewesen ist, und
daß Bücher-Gelehrte den Lauf der Dinge besser be-
urtheilt und richtiger vorausgesehen haben, als --
die handelnden Staatsmänner."

"Bis dahin, fährt Recensent S. 89 fort, und
meynt bis zur Kanonade, hatte die Politik den
Krieg allein geführt; jezt erst trat die Kriegskunst
wieder in ihre Rechte. -- S. 90. Durch jene
Spekulation war die Armee in der traurigsten Lage.
-- S. 91. Ich habe keine Worte für das Ge-
mälde unseres Rückzuges! In dieser schrecklichen
Lage konnte nicht die Frage seyn: Wie heraus-
kommen? -- sondern alles kam nur auf das Her-
auskommen selbst an. -- S. 92. Es blieb
nur das übrig, den Feind selbst zu gewinnen.
Daher entstanden jene Unterhandlungen, die der
Welt soviel Kopfbrechens gemacht haben. -- Der
Herzog hatte durch eine Unterredung die französi-
schen Generale so für sich eingenommen, daß sie
fest glaubten, wir würden die Oestreicher verlas-
sen, und ihre Parthey ergreifen: und in dieser
Hoffnung gingen sie einen stillschweigenden Waffen-
stillstand mit den Preußen ein, wofür ihnen die
Zurückgabe von Verdun versprochen ward. In

ausgeſezt ſind, wenn ſie ihre Miniſter allein hoͤ-
ren. So wahr iſt die Bemerkung eines vernuͤnfti-
gen Mannes: Daß in unſern Zeiten die groͤßte
Weisheit nicht in den Kabinettern geweſen iſt, und
daß Buͤcher-Gelehrte den Lauf der Dinge beſſer be-
urtheilt und richtiger vorausgeſehen haben, als —
die handelnden Staatsmaͤnner.“

„Bis dahin, faͤhrt Recenſent S. 89 fort, und
meynt bis zur Kanonade, hatte die Politik den
Krieg allein gefuͤhrt; jezt erſt trat die Kriegskunſt
wieder in ihre Rechte. — S. 90. Durch jene
Spekulation war die Armee in der traurigſten Lage.
— S. 91. Ich habe keine Worte fuͤr das Ge-
maͤlde unſeres Ruͤckzuges! In dieſer ſchrecklichen
Lage konnte nicht die Frage ſeyn: Wie heraus-
kommen? — ſondern alles kam nur auf das Her-
auskommen ſelbſt an. — S. 92. Es blieb
nur das uͤbrig, den Feind ſelbſt zu gewinnen.
Daher entſtanden jene Unterhandlungen, die der
Welt ſoviel Kopfbrechens gemacht haben. — Der
Herzog hatte durch eine Unterredung die franzoͤſi-
ſchen Generale ſo fuͤr ſich eingenommen, daß ſie
feſt glaubten, wir wuͤrden die Oeſtreicher verlaſ-
ſen, und ihre Parthey ergreifen: und in dieſer
Hoffnung gingen ſie einen ſtillſchweigenden Waffen-
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[163/0175] ausgeſezt ſind, wenn ſie ihre Miniſter allein hoͤ- ren. So wahr iſt die Bemerkung eines vernuͤnfti- gen Mannes: Daß in unſern Zeiten die groͤßte Weisheit nicht in den Kabinettern geweſen iſt, und daß Buͤcher-Gelehrte den Lauf der Dinge beſſer be- urtheilt und richtiger vorausgeſehen haben, als — die handelnden Staatsmaͤnner.“ „Bis dahin, faͤhrt Recenſent S. 89 fort, und meynt bis zur Kanonade, hatte die Politik den Krieg allein gefuͤhrt; jezt erſt trat die Kriegskunſt wieder in ihre Rechte. — S. 90. Durch jene Spekulation war die Armee in der traurigſten Lage. — S. 91. Ich habe keine Worte fuͤr das Ge- maͤlde unſeres Ruͤckzuges! In dieſer ſchrecklichen Lage konnte nicht die Frage ſeyn: Wie heraus- kommen? — ſondern alles kam nur auf das Her- auskommen ſelbſt an. — S. 92. Es blieb nur das uͤbrig, den Feind ſelbſt zu gewinnen. Daher entſtanden jene Unterhandlungen, die der Welt ſoviel Kopfbrechens gemacht haben. — Der Herzog hatte durch eine Unterredung die franzoͤſi- ſchen Generale ſo fuͤr ſich eingenommen, daß ſie feſt glaubten, wir wuͤrden die Oeſtreicher verlaſ- ſen, und ihre Parthey ergreifen: und in dieſer Hoffnung gingen ſie einen ſtillſchweigenden Waffen- ſtillſtand mit den Preußen ein, wofuͤr ihnen die Zuruͤckgabe von Verdun verſprochen ward. In

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/175>, abgerufen am 25.11.2024.