wurde. Auch den Tag, als die Armee auf die Höhen neben Valmy anmarschirte, erwartete und wünschte Offizier und Soldat mit Vergnügen eine Bataille, und alles war misvergnügt, da man, ohne etwas unternommen zu haben, ein Lager be- zog. -- Es würde ewige Schande über Preußische Truppen bringen, wenn es auch nur halb wahr seyn könnte, was der Verfasser davon aufgezeich- net hat."
Wie aber, wenn es wirklich ganz wahr ist? Oder soll darum etwas nicht wahr seyn, weil es mit der lieben Ehre nicht so recht besteht? Dann ließe sich unser ganze Feldzug nach Champagne rein wegdemonstriren, und gar viel Anderes, was doch weltkundig wahr ist. Der Ehrenritterliche Recensent wird demnach einsehen: daß Zuvielbe- weisen mit Recht Nichtsbeweisen heißt. Ueber- dieß ist Wahrheit doch auch gut Ding, welcher man nicht zu nahe treten muß, wenn sie Zeugen zu Tau- senden hat; und wenn die arge Welt auf das Ver- tuschen und erkünsteltes Selbstlob wenig noch achtet.
Also, was das Erblassen und das Bücken be- trift, so versichere ich den Herrn gegenseitig -- zur Ehre der Wahrheit: daß ich auf meinem Stand- punkte eben das gesehn und bemerkt habe, was der Verfasser der Briefe darüber erzählt hat. Ich kann
wurde. Auch den Tag, als die Armee auf die Hoͤhen neben Valmy anmarſchirte, erwartete und wuͤnſchte Offizier und Soldat mit Vergnuͤgen eine Bataille, und alles war misvergnuͤgt, da man, ohne etwas unternommen zu haben, ein Lager be- zog. — Es wuͤrde ewige Schande uͤber Preußiſche Truppen bringen, wenn es auch nur halb wahr ſeyn koͤnnte, was der Verfaſſer davon aufgezeich- net hat.“
Wie aber, wenn es wirklich ganz wahr iſt? Oder ſoll darum etwas nicht wahr ſeyn, weil es mit der lieben Ehre nicht ſo recht beſteht? Dann ließe ſich unſer ganze Feldzug nach Champagne rein wegdemonſtriren, und gar viel Anderes, was doch weltkundig wahr iſt. Der Ehrenritterliche Recenſent wird demnach einſehen: daß Zuvielbe- weiſen mit Recht Nichtsbeweiſen heißt. Ueber- dieß iſt Wahrheit doch auch gut Ding, welcher man nicht zu nahe treten muß, wenn ſie Zeugen zu Tau- ſenden hat; und wenn die arge Welt auf das Ver- tuſchen und erkuͤnſteltes Selbſtlob wenig noch achtet.
Alſo, was das Erblaſſen und das Buͤcken be- trift, ſo verſichere ich den Herrn gegenſeitig — zur Ehre der Wahrheit: daß ich auf meinem Stand- punkte eben das geſehn und bemerkt habe, was der Verfaſſer der Briefe daruͤber erzaͤhlt hat. Ich kann
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wurde. Auch den Tag, als die Armee auf die
Hoͤhen neben Valmy anmarſchirte, erwartete und
wuͤnſchte Offizier und Soldat mit Vergnuͤgen eine
Bataille, und alles war misvergnuͤgt, da man,
ohne etwas unternommen zu haben, ein Lager be-
zog. — Es wuͤrde ewige Schande uͤber Preußiſche
Truppen bringen, wenn es auch nur halb wahr
ſeyn koͤnnte, was der Verfaſſer davon aufgezeich-
net hat.“
Wie aber, wenn es wirklich ganz wahr iſt?
Oder ſoll darum etwas nicht wahr ſeyn, weil es
mit der lieben Ehre nicht ſo recht beſteht? Dann
ließe ſich unſer ganze Feldzug nach Champagne
rein wegdemonſtriren, und gar viel Anderes, was
doch weltkundig wahr iſt. Der Ehrenritterliche
Recenſent wird demnach einſehen: daß Zuvielbe-
weiſen mit Recht Nichtsbeweiſen heißt. Ueber-
dieß iſt Wahrheit doch auch gut Ding, welcher man
nicht zu nahe treten muß, wenn ſie Zeugen zu Tau-
ſenden hat; und wenn die arge Welt auf das Ver-
tuſchen und erkuͤnſteltes Selbſtlob wenig noch
achtet.
Alſo, was das Erblaſſen und das Buͤcken be-
trift, ſo verſichere ich den Herrn gegenſeitig — zur
Ehre der Wahrheit: daß ich auf meinem Stand-
punkte eben das geſehn und bemerkt habe, was der
Verfaſſer der Briefe daruͤber erzaͤhlt hat. Ich kann
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/167>, abgerufen am 26.11.2024.
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