nicht weiter: kurz, sie fühlten jezt, daß sie Men- schen wären, und nicht mehr Sklaven des Edel- manns und der Priester. etc. etc.
Man muß, dünkt mich, bey einer Revolution nicht die vornehmen Kasten der Städter, noch weni- ger, die Kaufleute, Juden, Wucherer, besoldete Gelehrte, und Dienstleute, am allerwenigsten dieje- nigen fragen, welche blos vom alten Systeme, von den Vorurtheilen, dem Aberglauben und von dem Luxus der Nation sich zu nähren vorher gewohnt waren. Diese Leute sind alle nicht in der Lage, ei- nen richtigen Begriff von der Staatsänderung an- zugeben: denn sie haben dabey verlohren, und ihr Verlust hindert sie, den Gewinn des Ganzen gehö- rig zu würdigen. Man frage den Landmann, den Handwerker, der nöthige Sachen macht; kurz, die erwerbende Klasse, nicht die verzehrende, nicht den Höfling, den Priester, den Friseur oder das Mode- mädchen: und man wird von der Revolution rich- tiger urtheilen lernen. Dabey aber denke man ja beständig, daß man eine Revolution vor Augen ha- be, und daß bey einer Revolution, besonders wenn sie von allen Seiten her durch in- und ausländische Angriffe bestürmt wird, gar viel Abscheuliches und Grausendes vorfallen müsse. Dieß nebenher!
Die Lotharinger sind im Ganzen gröber, als die andern Franzosen, daher führen diese auch aller-
nicht weiter: kurz, ſie fuͤhlten jezt, daß ſie Men- ſchen waͤren, und nicht mehr Sklaven des Edel- manns und der Prieſter. etc. etc.
Man muß, duͤnkt mich, bey einer Revolution nicht die vornehmen Kaſten der Staͤdter, noch weni- ger, die Kaufleute, Juden, Wucherer, beſoldete Gelehrte, und Dienſtleute, am allerwenigſten dieje- nigen fragen, welche blos vom alten Syſteme, von den Vorurtheilen, dem Aberglauben und von dem Luxus der Nation ſich zu naͤhren vorher gewohnt waren. Dieſe Leute ſind alle nicht in der Lage, ei- nen richtigen Begriff von der Staatsaͤnderung an- zugeben: denn ſie haben dabey verlohren, und ihr Verluſt hindert ſie, den Gewinn des Ganzen gehoͤ- rig zu wuͤrdigen. Man frage den Landmann, den Handwerker, der noͤthige Sachen macht; kurz, die erwerbende Klaſſe, nicht die verzehrende, nicht den Hoͤfling, den Prieſter, den Friſeur oder das Mode- maͤdchen: und man wird von der Revolution rich- tiger urtheilen lernen. Dabey aber denke man ja beſtaͤndig, daß man eine Revolution vor Augen ha- be, und daß bey einer Revolution, beſonders wenn ſie von allen Seiten her durch in- und auslaͤndiſche Angriffe beſtuͤrmt wird, gar viel Abſcheuliches und Grauſendes vorfallen muͤſſe. Dieß nebenher!
Die Lotharinger ſind im Ganzen groͤber, als die andern Franzoſen, daher fuͤhren dieſe auch aller-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0136"n="124"/>
nicht weiter: kurz, ſie fuͤhlten jezt, daß ſie Men-<lb/>ſchen waͤren, und nicht mehr Sklaven des Edel-<lb/>
manns und der Prieſter. etc. etc.</p><lb/><p>Man muß, duͤnkt mich, bey einer Revolution<lb/>
nicht die vornehmen Kaſten der Staͤdter, noch weni-<lb/>
ger, die Kaufleute, Juden, Wucherer, beſoldete<lb/>
Gelehrte, und Dienſtleute, am allerwenigſten dieje-<lb/>
nigen fragen, welche blos vom alten Syſteme, von<lb/>
den Vorurtheilen, dem Aberglauben und von dem<lb/>
Luxus der Nation ſich zu naͤhren vorher gewohnt<lb/>
waren. Dieſe Leute ſind alle nicht in der Lage, ei-<lb/>
nen richtigen Begriff von der Staatsaͤnderung an-<lb/>
zugeben: denn ſie haben dabey verlohren, und ihr<lb/>
Verluſt hindert ſie, den Gewinn des Ganzen gehoͤ-<lb/>
rig zu wuͤrdigen. Man frage den Landmann, den<lb/>
Handwerker, der noͤthige Sachen macht; kurz, die<lb/>
erwerbende Klaſſe, nicht die verzehrende, nicht den<lb/>
Hoͤfling, den Prieſter, den Friſeur oder das Mode-<lb/>
maͤdchen: und man wird von der Revolution rich-<lb/>
tiger urtheilen lernen. Dabey aber denke man ja<lb/>
beſtaͤndig, daß man eine Revolution vor Augen ha-<lb/>
be, und daß bey einer Revolution, beſonders wenn<lb/>ſie von allen Seiten her durch in- und auslaͤndiſche<lb/>
Angriffe beſtuͤrmt wird, gar viel Abſcheuliches und<lb/>
Grauſendes vorfallen <hirendition="#g">muͤſſe</hi>. Dieß nebenher!</p><lb/><p>Die Lotharinger ſind im Ganzen groͤber, als<lb/>
die andern Franzoſen, daher fuͤhren dieſe auch aller-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[124/0136]
nicht weiter: kurz, ſie fuͤhlten jezt, daß ſie Men-
ſchen waͤren, und nicht mehr Sklaven des Edel-
manns und der Prieſter. etc. etc.
Man muß, duͤnkt mich, bey einer Revolution
nicht die vornehmen Kaſten der Staͤdter, noch weni-
ger, die Kaufleute, Juden, Wucherer, beſoldete
Gelehrte, und Dienſtleute, am allerwenigſten dieje-
nigen fragen, welche blos vom alten Syſteme, von
den Vorurtheilen, dem Aberglauben und von dem
Luxus der Nation ſich zu naͤhren vorher gewohnt
waren. Dieſe Leute ſind alle nicht in der Lage, ei-
nen richtigen Begriff von der Staatsaͤnderung an-
zugeben: denn ſie haben dabey verlohren, und ihr
Verluſt hindert ſie, den Gewinn des Ganzen gehoͤ-
rig zu wuͤrdigen. Man frage den Landmann, den
Handwerker, der noͤthige Sachen macht; kurz, die
erwerbende Klaſſe, nicht die verzehrende, nicht den
Hoͤfling, den Prieſter, den Friſeur oder das Mode-
maͤdchen: und man wird von der Revolution rich-
tiger urtheilen lernen. Dabey aber denke man ja
beſtaͤndig, daß man eine Revolution vor Augen ha-
be, und daß bey einer Revolution, beſonders wenn
ſie von allen Seiten her durch in- und auslaͤndiſche
Angriffe beſtuͤrmt wird, gar viel Abſcheuliches und
Grauſendes vorfallen muͤſſe. Dieß nebenher!
Die Lotharinger ſind im Ganzen groͤber, als
die andern Franzoſen, daher fuͤhren dieſe auch aller-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/136>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.