Das aber würde nicht geschehen seyn, wenn Hr. Braun auch das vorhergegangene Benehmen der Deutschen gegen die Frankreicher genauer gewußt oder gewürdiget hätte. Da würde er nach dem Spruch des Horatius gesehen haben, wie Illiacos intra muros peccatur et extra, und dann hätte er gewiß minder streng von Leuten geschrieben, welche von den Deutschen ja erst auf mehr als eine Art arg gekränkt waren. Ich hasse zwar die französischen Räuber und ihre Barbareien in der Pfalz so sehr, als Hr. Braun: denn ich bin ja selbst ein Pfälzer: aber die Invasion und die Räubereien der Deutschen in Lotharingen und in Champagne kann ich auch nicht loben. Man muß jedem sein Recht wiederfahren lassen, dem Deut- schen und dem Franzosen, und das darum, damit wir selbst billiger und toleranter werden, und uns so gegenseitig desto eher wieder aussöhnen. Wenn ich also dann und wann auf Hn. Brauns Buch Rücksicht nehme, so wird der brave Mann dieß mir nicht verargen: denn es geschieht gewiß nicht
cher, welche Girtanner in seinen politischen Annalen und in den Revolutions-Charakteren geliefert hat. Ließt man -- damit ich das nebenher erinnere -- hier die Vorrede, so sieht man, daß Girtanner recht gut wußte, wie ein historischer Schriftsteller seiner Art zu verfahren habe: ließt man aber seine Produkte in diesem Fache selbst, so sieht man, daß der Koburgische Herr Hofrath die Hofmanier nicht unter der Würde eines -- Schweizers fand.
Das aber wuͤrde nicht geſchehen ſeyn, wenn Hr. Braun auch das vorhergegangene Benehmen der Deutſchen gegen die Frankreicher genauer gewußt oder gewuͤrdiget haͤtte. Da wuͤrde er nach dem Spruch des Horatius geſehen haben, wie Illiacos intra muros peccatur et extra, und dann haͤtte er gewiß minder ſtreng von Leuten geſchrieben, welche von den Deutſchen ja erſt auf mehr als eine Art arg gekraͤnkt waren. Ich haſſe zwar die franzoͤſiſchen Raͤuber und ihre Barbareien in der Pfalz ſo ſehr, als Hr. Braun: denn ich bin ja ſelbſt ein Pfaͤlzer: aber die Invaſion und die Raͤubereien der Deutſchen in Lotharingen und in Champagne kann ich auch nicht loben. Man muß jedem ſein Recht wiederfahren laſſen, dem Deut- ſchen und dem Franzoſen, und das darum, damit wir ſelbſt billiger und toleranter werden, und uns ſo gegenſeitig deſto eher wieder ausſoͤhnen. Wenn ich alſo dann und wann auf Hn. Brauns Buch Ruͤckſicht nehme, ſo wird der brave Mann dieß mir nicht verargen: denn es geſchieht gewiß nicht
cher, welche Girtanner in ſeinen politiſchen Annalen und in den Revolutions-Charakteren geliefert hat. Ließt man — damit ich das nebenher erinnere — hier die Vorrede, ſo ſieht man, daß Girtanner recht gut wußte, wie ein hiſtoriſcher Schriftſteller ſeiner Art zu verfahren habe: ließt man aber ſeine Produkte in dieſem Fache ſelbſt, ſo ſieht man, daß der Koburgiſche Herr Hofrath die Hofmanier nicht unter der Wuͤrde eines — Schweizers fand.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0131"n="119"/>
Das aber wuͤrde nicht geſchehen ſeyn, wenn Hr.<lb/><hirendition="#g">Braun</hi> auch das vorhergegangene Benehmen der<lb/>
Deutſchen gegen die Frankreicher genauer gewußt<lb/>
oder gewuͤrdiget haͤtte. Da wuͤrde er nach dem<lb/>
Spruch des Horatius geſehen haben, wie<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Illiacos intra muros peccatur et extra,</hi></hi><lb/>
und dann haͤtte er gewiß minder ſtreng von Leuten<lb/>
geſchrieben, welche von den Deutſchen ja erſt auf<lb/>
mehr als eine Art arg gekraͤnkt waren. Ich haſſe zwar<lb/>
die franzoͤſiſchen Raͤuber und ihre Barbareien in<lb/>
der Pfalz ſo ſehr, als Hr. <hirendition="#g">Braun</hi>: denn ich bin<lb/>
ja ſelbſt ein Pfaͤlzer: aber die Invaſion und die<lb/>
Raͤubereien der Deutſchen in Lotharingen und in<lb/>
Champagne kann ich auch nicht loben. Man muß<lb/>
jedem ſein Recht wiederfahren laſſen, dem Deut-<lb/>ſchen und dem Franzoſen, und das darum, damit<lb/>
wir ſelbſt billiger und toleranter werden, und uns<lb/>ſo gegenſeitig deſto eher wieder ausſoͤhnen. Wenn<lb/>
ich alſo dann und wann auf Hn. <hirendition="#g">Brauns</hi> Buch<lb/>
Ruͤckſicht nehme, ſo wird der brave Mann dieß<lb/>
mir nicht verargen: denn es geſchieht gewiß nicht<lb/><notexml:id="note-0131"prev="#note-0130"place="foot"n="*)">cher, welche <hirendition="#g">Girtanner</hi> in ſeinen politiſchen Annalen und<lb/>
in den Revolutions-Charakteren geliefert hat. Ließt man —<lb/>
damit ich das nebenher erinnere — hier die Vorrede, ſo ſieht<lb/>
man, daß <hirendition="#g">Girtanner</hi> recht gut wußte, wie ein hiſtoriſcher<lb/>
Schriftſteller ſeiner Art zu verfahren habe: ließt man aber<lb/>ſeine Produkte in dieſem Fache ſelbſt, ſo ſieht man, daß der<lb/>
Koburgiſche Herr Hofrath die Hofmanier nicht unter der Wuͤrde<lb/>
eines — Schweizers fand.</note><lb/></p></div></body></text></TEI>
[119/0131]
Das aber wuͤrde nicht geſchehen ſeyn, wenn Hr.
Braun auch das vorhergegangene Benehmen der
Deutſchen gegen die Frankreicher genauer gewußt
oder gewuͤrdiget haͤtte. Da wuͤrde er nach dem
Spruch des Horatius geſehen haben, wie
Illiacos intra muros peccatur et extra,
und dann haͤtte er gewiß minder ſtreng von Leuten
geſchrieben, welche von den Deutſchen ja erſt auf
mehr als eine Art arg gekraͤnkt waren. Ich haſſe zwar
die franzoͤſiſchen Raͤuber und ihre Barbareien in
der Pfalz ſo ſehr, als Hr. Braun: denn ich bin
ja ſelbſt ein Pfaͤlzer: aber die Invaſion und die
Raͤubereien der Deutſchen in Lotharingen und in
Champagne kann ich auch nicht loben. Man muß
jedem ſein Recht wiederfahren laſſen, dem Deut-
ſchen und dem Franzoſen, und das darum, damit
wir ſelbſt billiger und toleranter werden, und uns
ſo gegenſeitig deſto eher wieder ausſoͤhnen. Wenn
ich alſo dann und wann auf Hn. Brauns Buch
Ruͤckſicht nehme, ſo wird der brave Mann dieß
mir nicht verargen: denn es geſchieht gewiß nicht
*)
*) cher, welche Girtanner in ſeinen politiſchen Annalen und
in den Revolutions-Charakteren geliefert hat. Ließt man —
damit ich das nebenher erinnere — hier die Vorrede, ſo ſieht
man, daß Girtanner recht gut wußte, wie ein hiſtoriſcher
Schriftſteller ſeiner Art zu verfahren habe: ließt man aber
ſeine Produkte in dieſem Fache ſelbſt, ſo ſieht man, daß der
Koburgiſche Herr Hofrath die Hofmanier nicht unter der Wuͤrde
eines — Schweizers fand.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/131>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.