handelt werden, so kann man sich so ziemlich den Begriff machen, was der arme Profos bey den Preußen gelten müsse.
Die Weiber, oder vielmehr die Menscher der Armee wollten nun schlechterdings das Kommando der Profose nicht anerkennen, und widersezten sich ihnen aufs thätigste: kurz, sie betrugen sich so, daß man genöthigt war, das Kommando über sie einem Unteroffizier aufzutragen. Aber auch diese Anstalt ging bald wieder ein, und die Nickel marodirten wieder, wo und wie sie wollten.
Ich sehe in Halle jezt noch öfters eine von diesen Kreaturen, welche ehedem als ein rechter Teufelsbesen alle Löcher und Hurenkeller durchkro- chen ist. Diese hing sich beym Ausmarsche nach Frankreich an einen Soldaten, und verdiente sich durch ihre Industrie, welche sie besonders im Ma- rodiren bewies, so viel, daß sie jezt eine vollständige Wirthschaft besizt, und einen ihrer Galane hat heu- rathen können. Daß ich diesem abgefeimten Nickel nicht zu viel thue, will ich nur durch einen Vorfall erhärten, wobey ich Zeuge war. Ich befand mich mit einem sehr braven Offizier ohnweit Grand- pre in einem Dorfe, wo ich dieses Mensch einem armen Mädchen von 10-12 Jahren die Schürze und das Mieder mit Gewalt ausziehen sah. Ich wollte abwehren, aber die Niederträchtige hatte
handelt werden, ſo kann man ſich ſo ziemlich den Begriff machen, was der arme Profos bey den Preußen gelten muͤſſe.
Die Weiber, oder vielmehr die Menſcher der Armee wollten nun ſchlechterdings das Kommando der Profoſe nicht anerkennen, und widerſezten ſich ihnen aufs thaͤtigſte: kurz, ſie betrugen ſich ſo, daß man genoͤthigt war, das Kommando uͤber ſie einem Unteroffizier aufzutragen. Aber auch dieſe Anſtalt ging bald wieder ein, und die Nickel marodirten wieder, wo und wie ſie wollten.
Ich ſehe in Halle jezt noch oͤfters eine von dieſen Kreaturen, welche ehedem als ein rechter Teufelsbeſen alle Loͤcher und Hurenkeller durchkro- chen iſt. Dieſe hing ſich beym Ausmarſche nach Frankreich an einen Soldaten, und verdiente ſich durch ihre Induſtrie, welche ſie beſonders im Ma- rodiren bewies, ſo viel, daß ſie jezt eine vollſtaͤndige Wirthſchaft beſizt, und einen ihrer Galane hat heu- rathen koͤnnen. Daß ich dieſem abgefeimten Nickel nicht zu viel thue, will ich nur durch einen Vorfall erhaͤrten, wobey ich Zeuge war. Ich befand mich mit einem ſehr braven Offizier ohnweit Grand- pre in einem Dorfe, wo ich dieſes Menſch einem armen Maͤdchen von 10-12 Jahren die Schuͤrze und das Mieder mit Gewalt ausziehen ſah. Ich wollte abwehren, aber die Niedertraͤchtige hatte
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handelt werden, ſo kann man ſich ſo ziemlich den
Begriff machen, was der arme Profos bey den
Preußen gelten muͤſſe.
Die Weiber, oder vielmehr die Menſcher der
Armee wollten nun ſchlechterdings das Kommando
der Profoſe nicht anerkennen, und widerſezten ſich
ihnen aufs thaͤtigſte: kurz, ſie betrugen ſich ſo, daß
man genoͤthigt war, das Kommando uͤber ſie einem
Unteroffizier aufzutragen. Aber auch dieſe Anſtalt
ging bald wieder ein, und die Nickel marodirten
wieder, wo und wie ſie wollten.
Ich ſehe in Halle jezt noch oͤfters eine von
dieſen Kreaturen, welche ehedem als ein rechter
Teufelsbeſen alle Loͤcher und Hurenkeller durchkro-
chen iſt. Dieſe hing ſich beym Ausmarſche nach
Frankreich an einen Soldaten, und verdiente ſich
durch ihre Induſtrie, welche ſie beſonders im Ma-
rodiren bewies, ſo viel, daß ſie jezt eine vollſtaͤndige
Wirthſchaft beſizt, und einen ihrer Galane hat heu-
rathen koͤnnen. Daß ich dieſem abgefeimten Nickel
nicht zu viel thue, will ich nur durch einen Vorfall
erhaͤrten, wobey ich Zeuge war. Ich befand mich
mit einem ſehr braven Offizier ohnweit Grand-
pre in einem Dorfe, wo ich dieſes Menſch einem
armen Maͤdchen von 10-12 Jahren die Schuͤrze
und das Mieder mit Gewalt ausziehen ſah. Ich
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/128>, abgerufen am 22.11.2024.
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