chen, um die Kavallerie und Artillerie vorzulassen; und während dieses Halts fieng es an, jämmerlich zu regnen. Der Regen war kalt und durchdrin- gend, so daß wir alle rack und steif wurden. End- lich brachen wir wieder auf, und postirten uns nächst einem Dorfe, das Brehain la ville hieß, eine gute Meile von der deutschen Gränze.
Der Regen währte ununterbrochen fort, und weil die Packpferde weit zurückgeblieben waren, indem sie wegen des gewaltig schlimmen Weges nicht voran konnten, so mußten wir unter freyem Himmel aushalten und uns bis auf die Haut durch- nässen lassen. Da hätte man das Fluchen der Offiziere und Soldaten hören sollen!
Endlich wurde befohlen, daß man einstweilen für die Pferde furaschiren und aus den nächsten Dörfern Holz und Stroh holen sollte.
Das Getraide stand noch meistens im Felde, weil dieses Jahr wegen des anhaltenden Regens die Ernte später, als gewöhnlich, gefallen war. Das Furaschiren gieng so recht nach Feindes Art: man schnitt ab, riß aus und zertrat alles Getreide weit und breit, und machte eine Gegend, worauf acht bis zehn Dörfer ihre Nahrung auf ein ganzes Jahr ziehen sollten, in weniger als einer Stunde zur Wüsteney.
chen, um die Kavallerie und Artillerie vorzulaſſen; und waͤhrend dieſes Halts fieng es an, jaͤmmerlich zu regnen. Der Regen war kalt und durchdrin- gend, ſo daß wir alle rack und ſteif wurden. End- lich brachen wir wieder auf, und poſtirten uns naͤchſt einem Dorfe, das Brehain la ville hieß, eine gute Meile von der deutſchen Graͤnze.
Der Regen waͤhrte ununterbrochen fort, und weil die Packpferde weit zuruͤckgeblieben waren, indem ſie wegen des gewaltig ſchlimmen Weges nicht voran konnten, ſo mußten wir unter freyem Himmel aushalten und uns bis auf die Haut durch- naͤſſen laſſen. Da haͤtte man das Fluchen der Offiziere und Soldaten hoͤren ſollen!
Endlich wurde befohlen, daß man einſtweilen fuͤr die Pferde furaſchiren und aus den naͤchſten Doͤrfern Holz und Stroh holen ſollte.
Das Getraide ſtand noch meiſtens im Felde, weil dieſes Jahr wegen des anhaltenden Regens die Ernte ſpaͤter, als gewoͤhnlich, gefallen war. Das Furaſchiren gieng ſo recht nach Feindes Art: man ſchnitt ab, riß aus und zertrat alles Getreide weit und breit, und machte eine Gegend, worauf acht bis zehn Doͤrfer ihre Nahrung auf ein ganzes Jahr ziehen ſollten, in weniger als einer Stunde zur Wuͤſteney.
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chen, um die Kavallerie und Artillerie vorzulaſſen;
und waͤhrend dieſes Halts fieng es an, jaͤmmerlich
zu regnen. Der Regen war kalt und durchdrin-
gend, ſo daß wir alle rack und ſteif wurden. End-
lich brachen wir wieder auf, und poſtirten uns
naͤchſt einem Dorfe, das Brehain la ville hieß,
eine gute Meile von der deutſchen Graͤnze.
Der Regen waͤhrte ununterbrochen fort, und
weil die Packpferde weit zuruͤckgeblieben waren,
indem ſie wegen des gewaltig ſchlimmen Weges
nicht voran konnten, ſo mußten wir unter freyem
Himmel aushalten und uns bis auf die Haut durch-
naͤſſen laſſen. Da haͤtte man das Fluchen der
Offiziere und Soldaten hoͤren ſollen!
Endlich wurde befohlen, daß man einſtweilen
fuͤr die Pferde furaſchiren und aus den naͤchſten
Doͤrfern Holz und Stroh holen ſollte.
Das Getraide ſtand noch meiſtens im Felde,
weil dieſes Jahr wegen des anhaltenden Regens
die Ernte ſpaͤter, als gewoͤhnlich, gefallen war.
Das Furaſchiren gieng ſo recht nach Feindes Art:
man ſchnitt ab, riß aus und zertrat alles Getreide
weit und breit, und machte eine Gegend, worauf
acht bis zehn Doͤrfer ihre Nahrung auf ein ganzes
Jahr ziehen ſollten, in weniger als einer Stunde
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/118>, abgerufen am 22.11.2024.
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