Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

das Werkzeug eines verrätherischen Anschlags
gegen die Republik gewesen zu seyn, so wurde
es mir doch nicht schwer gemacht, mich gewisser-
maßen zu rechtfertigen, und wurde, wo nicht für
völlig schuldlos erklärt, doch sofern losgesprochen,
daß ich meine Freyheit wieder erhielt.

Das Verfahren der Franzosen gegen mich
war also edel, und unedel wäre es nun von mir,
wenn ich von ihren Anstalten gegen meine Ueber-
zeugung schiefe Urtheile auftischen und Lügen ein-
mischen wollte, um die ohnehin schon so verkannte
und verhaßte Nation noch verhaßter zu machen.

Und so viel von den öffentlichen Nachrichten,
welche ich in meinem Werkchen liefere. Was
die Geschichte meiner eignen Angelegenheiten be-
trifft, so hoffe ich, daß meine Leser keine Lange-
weile daran haben werden. Meine Lage bestimmte
mich, so zu handeln, wie ich handelte, und der
billige Leser wird sich nicht wundern, wenn Lauk-
hard, der seit 1775 in stätem Wirrwarr des Uni-
versitäten- und Soldatenlebens gewesen ist, nicht
handeln konnte, wie er würde gehandelt haben,
wenn ihm das Glück eines ruhigen Lebens zu
Theil geworden wäre. Es giebt Lagen in der
Welt, die man troz alles guten Willens wenig
ändern, und noch weniger verbessern kann; und
von dieser Art ist die meinige: das fühle, das er-
fahre ich alle Tage. Wozu wäre nun mein Be-
streben, meine Gesinnungen zu verläugnen, und
eine Maske vorzunehmen, die mich unkenntlich
machte?


das Werkzeug eines verraͤtheriſchen Anſchlags
gegen die Republik geweſen zu ſeyn, ſo wurde
es mir doch nicht ſchwer gemacht, mich gewiſſer-
maßen zu rechtfertigen, und wurde, wo nicht fuͤr
voͤllig ſchuldlos erklaͤrt, doch ſofern losgeſprochen,
daß ich meine Freyheit wieder erhielt.

Das Verfahren der Franzoſen gegen mich
war alſo edel, und unedel waͤre es nun von mir,
wenn ich von ihren Anſtalten gegen meine Ueber-
zeugung ſchiefe Urtheile auftiſchen und Luͤgen ein-
miſchen wollte, um die ohnehin ſchon ſo verkannte
und verhaßte Nation noch verhaßter zu machen.

Und ſo viel von den oͤffentlichen Nachrichten,
welche ich in meinem Werkchen liefere. Was
die Geſchichte meiner eignen Angelegenheiten be-
trifft, ſo hoffe ich, daß meine Leſer keine Lange-
weile daran haben werden. Meine Lage beſtimmte
mich, ſo zu handeln, wie ich handelte, und der
billige Leſer wird ſich nicht wundern, wenn Lauk-
hard, der ſeit 1775 in ſtaͤtem Wirrwarr des Uni-
verſitaͤten- und Soldatenlebens geweſen iſt, nicht
handeln konnte, wie er wuͤrde gehandelt haben,
wenn ihm das Gluͤck eines ruhigen Lebens zu
Theil geworden waͤre. Es giebt Lagen in der
Welt, die man troz alles guten Willens wenig
aͤndern, und noch weniger verbeſſern kann; und
von dieſer Art iſt die meinige: das fuͤhle, das er-
fahre ich alle Tage. Wozu waͤre nun mein Be-
ſtreben, meine Geſinnungen zu verlaͤugnen, und
eine Maske vorzunehmen, die mich unkenntlich
machte?


<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0011" n="XV"/>
das Werkzeug eines verra&#x0364;theri&#x017F;chen An&#x017F;chlags<lb/>
gegen die Republik gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyn, &#x017F;o wurde<lb/>
es mir doch nicht &#x017F;chwer gemacht, mich gewi&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
maßen zu rechtfertigen, und wurde, wo nicht fu&#x0364;r<lb/>
vo&#x0364;llig &#x017F;chuldlos erkla&#x0364;rt, doch &#x017F;ofern losge&#x017F;prochen,<lb/>
daß ich meine Freyheit wieder erhielt.</p><lb/>
      <p>Das Verfahren der Franzo&#x017F;en gegen mich<lb/>
war al&#x017F;o edel, und unedel wa&#x0364;re es nun von mir,<lb/>
wenn ich von ihren An&#x017F;talten gegen meine Ueber-<lb/>
zeugung &#x017F;chiefe Urtheile aufti&#x017F;chen und Lu&#x0364;gen ein-<lb/>
mi&#x017F;chen wollte, um die ohnehin &#x017F;chon &#x017F;o verkannte<lb/>
und verhaßte Nation noch verhaßter zu machen.</p><lb/>
      <p>Und &#x017F;o viel von den o&#x0364;ffentlichen Nachrichten,<lb/>
welche ich in meinem Werkchen liefere. Was<lb/>
die Ge&#x017F;chichte meiner eignen Angelegenheiten be-<lb/>
trifft, &#x017F;o hoffe ich, daß meine Le&#x017F;er keine Lange-<lb/>
weile daran haben werden. Meine Lage be&#x017F;timmte<lb/>
mich, &#x017F;o zu handeln, wie ich handelte, und der<lb/>
billige Le&#x017F;er wird &#x017F;ich nicht wundern, wenn Lauk-<lb/>
hard, der &#x017F;eit 1775 in &#x017F;ta&#x0364;tem Wirrwarr des Uni-<lb/>
ver&#x017F;ita&#x0364;ten- und Soldatenlebens gewe&#x017F;en i&#x017F;t, nicht<lb/>
handeln konnte, wie er wu&#x0364;rde gehandelt haben,<lb/>
wenn ihm das Glu&#x0364;ck eines ruhigen Lebens zu<lb/>
Theil geworden wa&#x0364;re. Es giebt Lagen in der<lb/>
Welt, die man troz alles guten Willens wenig<lb/>
a&#x0364;ndern, und noch weniger verbe&#x017F;&#x017F;ern kann; und<lb/>
von die&#x017F;er Art i&#x017F;t die meinige: das fu&#x0364;hle, das er-<lb/>
fahre ich alle Tage. Wozu wa&#x0364;re nun mein Be-<lb/>
&#x017F;treben, meine Ge&#x017F;innungen zu verla&#x0364;ugnen, und<lb/>
eine Maske vorzunehmen, die mich unkenntlich<lb/>
machte?</p><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XV/0011] das Werkzeug eines verraͤtheriſchen Anſchlags gegen die Republik geweſen zu ſeyn, ſo wurde es mir doch nicht ſchwer gemacht, mich gewiſſer- maßen zu rechtfertigen, und wurde, wo nicht fuͤr voͤllig ſchuldlos erklaͤrt, doch ſofern losgeſprochen, daß ich meine Freyheit wieder erhielt. Das Verfahren der Franzoſen gegen mich war alſo edel, und unedel waͤre es nun von mir, wenn ich von ihren Anſtalten gegen meine Ueber- zeugung ſchiefe Urtheile auftiſchen und Luͤgen ein- miſchen wollte, um die ohnehin ſchon ſo verkannte und verhaßte Nation noch verhaßter zu machen. Und ſo viel von den oͤffentlichen Nachrichten, welche ich in meinem Werkchen liefere. Was die Geſchichte meiner eignen Angelegenheiten be- trifft, ſo hoffe ich, daß meine Leſer keine Lange- weile daran haben werden. Meine Lage beſtimmte mich, ſo zu handeln, wie ich handelte, und der billige Leſer wird ſich nicht wundern, wenn Lauk- hard, der ſeit 1775 in ſtaͤtem Wirrwarr des Uni- verſitaͤten- und Soldatenlebens geweſen iſt, nicht handeln konnte, wie er wuͤrde gehandelt haben, wenn ihm das Gluͤck eines ruhigen Lebens zu Theil geworden waͤre. Es giebt Lagen in der Welt, die man troz alles guten Willens wenig aͤndern, und noch weniger verbeſſern kann; und von dieſer Art iſt die meinige: das fuͤhle, das er- fahre ich alle Tage. Wozu waͤre nun mein Be- ſtreben, meine Geſinnungen zu verlaͤugnen, und eine Maske vorzunehmen, die mich unkenntlich machte?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/11
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/11>, abgerufen am 11.12.2024.