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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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blos Menschengefühl veranlaßt, mich in allen
Stücken nach ihrem Vermögen zu unterstützen.
Es giebt zwischen einem Fürsten, wie der Prinz
von Preußen ist, und einem armen Teufel, wie
ich bin, eine zu große Kluft: er kann sich nicht
so tief herablassen, um meine Lage kennen zu
lernen, und ich kann mich bis zu ihm nicht erhe-
ben, um ihn darüber zu belehren.

Ich habe mich also über alle wirkliche und
mögliche Verhältnisse hinausgesezt, und gerade
so erzählt, wie ich die Sachen selbst erfahren habe,
und hoffe, daß meine Leser hiernach von allen
meinen Nachrichten urtheilen werden.

Vielleicht macht man mir den Vorwurf, daß
ich überhaupt eine gewisse Neigung für das Sy-
stem der Neufranken blicken lasse, und zählt mich
vielleicht auch zu jenen, welche bey den politischen
Kanngießern unsers Vaterlandes unter dem ver-
haßten Namen der Jakobiner oder Patrioten be-
kannt sind.

Ich gestehe ganz offen und ohne alle Furcht,
daß ich durch meine Erfahrungen gelernt habe,
von dem System der französischen Republik bes-
ser und richtiger zu urtheilen, als mancher poli-
tische Journalist, der aus Eigennutz, Haß oder
Schreibsucht, blos räsonniren und schimpfen will.
Ich habe von den Franzosen in ihrem eignen
Lande keine Ungerechtigkeit erlitten; und ob ich
gleich schon in Landau als Emissär der Preußen
verdächtig war, und hernach in Dijon und be-
sonders in Macon beynahe völlig überführt wurde,

blos Menſchengefuͤhl veranlaßt, mich in allen
Stuͤcken nach ihrem Vermoͤgen zu unterſtuͤtzen.
Es giebt zwiſchen einem Fuͤrſten, wie der Prinz
von Preußen iſt, und einem armen Teufel, wie
ich bin, eine zu große Kluft: er kann ſich nicht
ſo tief herablaſſen, um meine Lage kennen zu
lernen, und ich kann mich bis zu ihm nicht erhe-
ben, um ihn daruͤber zu belehren.

Ich habe mich alſo uͤber alle wirkliche und
moͤgliche Verhaͤltniſſe hinausgeſezt, und gerade
ſo erzaͤhlt, wie ich die Sachen ſelbſt erfahren habe,
und hoffe, daß meine Leſer hiernach von allen
meinen Nachrichten urtheilen werden.

Vielleicht macht man mir den Vorwurf, daß
ich uͤberhaupt eine gewiſſe Neigung fuͤr das Sy-
ſtem der Neufranken blicken laſſe, und zaͤhlt mich
vielleicht auch zu jenen, welche bey den politiſchen
Kanngießern unſers Vaterlandes unter dem ver-
haßten Namen der Jakobiner oder Patrioten be-
kannt ſind.

Ich geſtehe ganz offen und ohne alle Furcht,
daß ich durch meine Erfahrungen gelernt habe,
von dem Syſtem der franzoͤſiſchen Republik beſ-
ſer und richtiger zu urtheilen, als mancher poli-
tiſche Journaliſt, der aus Eigennutz, Haß oder
Schreibſucht, blos raͤſonniren und ſchimpfen will.
Ich habe von den Franzoſen in ihrem eignen
Lande keine Ungerechtigkeit erlitten; und ob ich
gleich ſchon in Landau als Emiſſaͤr der Preußen
verdaͤchtig war, und hernach in Dijon und be-
ſonders in Macon beynahe voͤllig uͤberfuͤhrt wurde,

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[XIV/0010] blos Menſchengefuͤhl veranlaßt, mich in allen Stuͤcken nach ihrem Vermoͤgen zu unterſtuͤtzen. Es giebt zwiſchen einem Fuͤrſten, wie der Prinz von Preußen iſt, und einem armen Teufel, wie ich bin, eine zu große Kluft: er kann ſich nicht ſo tief herablaſſen, um meine Lage kennen zu lernen, und ich kann mich bis zu ihm nicht erhe- ben, um ihn daruͤber zu belehren. Ich habe mich alſo uͤber alle wirkliche und moͤgliche Verhaͤltniſſe hinausgeſezt, und gerade ſo erzaͤhlt, wie ich die Sachen ſelbſt erfahren habe, und hoffe, daß meine Leſer hiernach von allen meinen Nachrichten urtheilen werden. Vielleicht macht man mir den Vorwurf, daß ich uͤberhaupt eine gewiſſe Neigung fuͤr das Sy- ſtem der Neufranken blicken laſſe, und zaͤhlt mich vielleicht auch zu jenen, welche bey den politiſchen Kanngießern unſers Vaterlandes unter dem ver- haßten Namen der Jakobiner oder Patrioten be- kannt ſind. Ich geſtehe ganz offen und ohne alle Furcht, daß ich durch meine Erfahrungen gelernt habe, von dem Syſtem der franzoͤſiſchen Republik beſ- ſer und richtiger zu urtheilen, als mancher poli- tiſche Journaliſt, der aus Eigennutz, Haß oder Schreibſucht, blos raͤſonniren und ſchimpfen will. Ich habe von den Franzoſen in ihrem eignen Lande keine Ungerechtigkeit erlitten; und ob ich gleich ſchon in Landau als Emiſſaͤr der Preußen verdaͤchtig war, und hernach in Dijon und be- ſonders in Macon beynahe voͤllig uͤberfuͤhrt wurde,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/10>, abgerufen am 24.11.2024.