und Tücke gegen mich zu beweisen, wie so viele an- dere, welche mir anfänglich hofirten und hernach mich nekten und zu beschimpfen suchten. Es ist gewisser- maßen Pflicht, hier zu bekennen, daß Herr Haag, der Förster, Herr Herman, der Kantor, die bei- den Herren von la Roche, der Major und Kapi- tän, wovon sich der erstere jetzt in Berlin befindet, und noch im Herbst 1790 seine Freundschaft thätig bewiesen hat, Herr Stuber, der Pfarrer zu Flon- heim, und Herr Forchet, der Schulmeister in mei- nem Geburtsorte, meine beständigen Freunde geblie- ben sind: daß auch diese ehrlichen Männer mich bei jeder Gelegenheit bald gewarnt, bald vertheidigt, we- nigstens entschuldiget haben und daß sie mich besser, folglich auch glücklicher würden gemacht haben, wenn ich leider -- nur hätte folgen wollen. Habt indessen noch einmal Dank, ihr Edlen alle, auch Sie, Herr Baron von F...! Verzogen war ich, verwöhnt war ich, leichtsinnig war ich: aber auch boßhaft? ich denke es nicht. Doch wozu dies, da noch so viele Fatalitäten zu erzählen übrig sind!
Da ich wußte, daß in Halle der Wein sehr theuer sey, und mein Beutel nicht hinreichen würde, ihn zu trinken; so machte ich mir die wenige Zeit in der Pfalz noch recht zu Nutze und trank gerade so- viel, als ich bezwingen konnte. Zu meiner eigenen Schande muß ich aber sagen, daß ich ein Meister im
und Tuͤcke gegen mich zu beweiſen, wie ſo viele an- dere, welche mir anfaͤnglich hofirten und hernach mich nekten und zu beſchimpfen ſuchten. Es iſt gewiſſer- maßen Pflicht, hier zu bekennen, daß Herr Haag, der Foͤrſter, Herr Herman, der Kantor, die bei- den Herren von la Roche, der Major und Kapi- taͤn, wovon ſich der erſtere jetzt in Berlin befindet, und noch im Herbſt 1790 ſeine Freundſchaft thaͤtig bewieſen hat, Herr Stuber, der Pfarrer zu Flon- heim, und Herr Forchet, der Schulmeiſter in mei- nem Geburtsorte, meine beſtaͤndigen Freunde geblie- ben ſind: daß auch dieſe ehrlichen Maͤnner mich bei jeder Gelegenheit bald gewarnt, bald vertheidigt, we- nigſtens entſchuldiget haben und daß ſie mich beſſer, folglich auch gluͤcklicher wuͤrden gemacht haben, wenn ich leider — nur haͤtte folgen wollen. Habt indeſſen noch einmal Dank, ihr Edlen alle, auch Sie, Herr Baron von F...! Verzogen war ich, verwoͤhnt war ich, leichtſinnig war ich: aber auch boßhaft? ich denke es nicht. Doch wozu dies, da noch ſo viele Fatalitaͤten zu erzaͤhlen uͤbrig ſind!
Da ich wußte, daß in Halle der Wein ſehr theuer ſey, und mein Beutel nicht hinreichen wuͤrde, ihn zu trinken; ſo machte ich mir die wenige Zeit in der Pfalz noch recht zu Nutze und trank gerade ſo- viel, als ich bezwingen konnte. Zu meiner eigenen Schande muß ich aber ſagen, daß ich ein Meiſter im
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und Tuͤcke gegen mich zu beweiſen, wie ſo viele an-
dere, welche mir anfaͤnglich hofirten und hernach mich
nekten und zu beſchimpfen ſuchten. Es iſt gewiſſer-
maßen Pflicht, hier zu bekennen, daß Herr Haag,
der Foͤrſter, Herr Herman, der Kantor, die bei-
den Herren von la Roche, der Major und Kapi-
taͤn, wovon ſich der erſtere jetzt in Berlin befindet,
und noch im Herbſt 1790 ſeine Freundſchaft thaͤtig
bewieſen hat, Herr Stuber, der Pfarrer zu Flon-
heim, und Herr Forchet, der Schulmeiſter in mei-
nem Geburtsorte, meine beſtaͤndigen Freunde geblie-
ben ſind: daß auch dieſe ehrlichen Maͤnner mich bei
jeder Gelegenheit bald gewarnt, bald vertheidigt, we-
nigſtens entſchuldiget haben und daß ſie mich beſſer,
folglich auch gluͤcklicher wuͤrden gemacht haben, wenn
ich leider — nur haͤtte folgen wollen. Habt indeſſen
noch einmal Dank, ihr Edlen alle, auch Sie, Herr
Baron von F...! Verzogen war ich, verwoͤhnt
war ich, leichtſinnig war ich: aber auch boßhaft? ich
denke es nicht. Doch wozu dies, da noch ſo viele
Fatalitaͤten zu erzaͤhlen uͤbrig ſind!
Da ich wußte, daß in Halle der Wein ſehr
theuer ſey, und mein Beutel nicht hinreichen wuͤrde,
ihn zu trinken; ſo machte ich mir die wenige Zeit in
der Pfalz noch recht zu Nutze und trank gerade ſo-
viel, als ich bezwingen konnte. Zu meiner eigenen
Schande muß ich aber ſagen, daß ich ein Meiſter im
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/79>, abgerufen am 24.11.2024.
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