trifft meine innere Personalität, und da schmer- zen Wunden tiefer. Mein äußeres Glück ist auch dahin! --
Moralisirt habe ich selten: ich schrieb vorzüg- lich für die akademische Jugend; und diese hält vom Predigen wenig. Ueberhaupt hören und sehen nicht einmal Könige gern, was ihre Sinnlichkeit ein- schränkt, zumal die Könige auf Akademien nicht. Da- her so sparsam moralische Imperative! Die übrigen Bemerkungen mögen die Ganglienen meiner Ge- schichte seyn für Denker von allerhand Art. Möch- ten sie doch viel Gutes stiften! --
Ich schrieb für die akademische Jugend vorzüg- ich -- sagte ich vorhin: daher die eigene Art von Anlage, Ausführung und Ton. Alles rasch, vieles studentisirt, burschikos und Einiges gar renommi- stisch. Das Familiäre, dachte ich, das Aehnliche gleitet bei seines Gleichen mit minderem Widerstand herab: -- und das wollte ich, damit das Ganze am Ende seinen Stachel desto tiefer und sicherer zu- rückließe. Habe ich hierin gefehlt, so war es ein Fehler meiner Einsicht aus Erfahrung; nicht meines Willens. Irren würde gewiß der, welcher aus dem allen folgern wollte, daß ich noch immer Behagen an meinen Verirrungen finden müßte. Du lieber
trifft meine innere Perſonalitaͤt, und da ſchmer- zen Wunden tiefer. Mein aͤußeres Gluͤck iſt auch dahin! —
Moraliſirt habe ich ſelten: ich ſchrieb vorzuͤg- lich fuͤr die akademiſche Jugend; und dieſe haͤlt vom Predigen wenig. Ueberhaupt hoͤren und ſehen nicht einmal Koͤnige gern, was ihre Sinnlichkeit ein- ſchraͤnkt, zumal die Koͤnige auf Akademien nicht. Da- her ſo ſparſam moraliſche Imperative! Die uͤbrigen Bemerkungen moͤgen die Ganglienen meiner Ge- ſchichte ſeyn fuͤr Denker von allerhand Art. Moͤch- ten ſie doch viel Gutes ſtiften! —
Ich ſchrieb fuͤr die akademiſche Jugend vorzuͤg- ich — ſagte ich vorhin: daher die eigene Art von Anlage, Ausfuͤhrung und Ton. Alles raſch, vieles ſtudentiſirt, burſchikos und Einiges gar renommi- ſtiſch. Das Familiaͤre, dachte ich, das Aehnliche gleitet bei ſeines Gleichen mit minderem Widerſtand herab: — und das wollte ich, damit das Ganze am Ende ſeinen Stachel deſto tiefer und ſicherer zu- ruͤckließe. Habe ich hierin gefehlt, ſo war es ein Fehler meiner Einſicht aus Erfahrung; nicht meines Willens. Irren wuͤrde gewiß der, welcher aus dem allen folgern wollte, daß ich noch immer Behagen an meinen Verirrungen finden muͤßte. Du lieber
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[508[510]/0512]
trifft meine innere Perſonalitaͤt, und da ſchmer-
zen Wunden tiefer. Mein aͤußeres Gluͤck iſt auch
dahin! —
Moraliſirt habe ich ſelten: ich ſchrieb vorzuͤg-
lich fuͤr die akademiſche Jugend; und dieſe haͤlt vom
Predigen wenig. Ueberhaupt hoͤren und ſehen nicht
einmal Koͤnige gern, was ihre Sinnlichkeit ein-
ſchraͤnkt, zumal die Koͤnige auf Akademien nicht. Da-
her ſo ſparſam moraliſche Imperative! Die uͤbrigen
Bemerkungen moͤgen die Ganglienen meiner Ge-
ſchichte ſeyn fuͤr Denker von allerhand Art. Moͤch-
ten ſie doch viel Gutes ſtiften! —
Ich ſchrieb fuͤr die akademiſche Jugend vorzuͤg-
ich — ſagte ich vorhin: daher die eigene Art von
Anlage, Ausfuͤhrung und Ton. Alles raſch, vieles
ſtudentiſirt, burſchikos und Einiges gar renommi-
ſtiſch. Das Familiaͤre, dachte ich, das Aehnliche
gleitet bei ſeines Gleichen mit minderem Widerſtand
herab: — und das wollte ich, damit das Ganze
am Ende ſeinen Stachel deſto tiefer und ſicherer zu-
ruͤckließe. Habe ich hierin gefehlt, ſo war es ein
Fehler meiner Einſicht aus Erfahrung; nicht meines
Willens. Irren wuͤrde gewiß der, welcher aus dem
allen folgern wollte, daß ich noch immer Behagen
an meinen Verirrungen finden muͤßte. Du lieber
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 508[510]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/512>, abgerufen am 21.11.2024.
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