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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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ungefähr unterhalten, so daß du keinen Mangel lei-
dest. Unterdeß verraucht dein übler Name in un-
sern Gegenden; du vermehrst deine Kenntnisse unter
der Anführung dieses treflichen Mannes und kommst
zurück, mir nichts, dir nichts. Schau, so mach es,
mein Kind und versprich mir und deiner Mutter,
unser Alter noch einmal froh zu machen. Du
willst doch?"

Ich konnte meine Thränen nicht zurück halten
und noch weniger ein Wort hervorbringen. Unser
Entschluß wurde so gefaßt, wie mein Vater ihn an-
gegeben hatte; und von dem Augenblicke an schien
Ruhe und Frieden in unsere Familie zurück zu keh-
ren. O des guten, edlen Vaters! Heilig sey mir
sein Andenken! er hats wahrlich gut mit mir ge-
meint! -- Und ich? -- O, es liegt eine Hölle
in diesem Gedanken.

Mein Vater schrieb an den sel. Semler; ich
auch. Unsere Briefe waren lateinisch, nach meines
Vaters und meiner damaligen Mode, mit griechi-
schen Versen und Prose ausgeschmückt.

Indessen wir auf Antwort warteten, besuchte
ich meinen Major zu Gundersblum und brachte des-
sen Jagdgeschäfte in Ordnung. Auch sorgte ich für
einen rechtschafnen Jäger an meiner Stelle. Gern
hätte der Major mich behalten; aber er fand sich in

Zweiter Theil. D

ungefaͤhr unterhalten, ſo daß du keinen Mangel lei-
deſt. Unterdeß verraucht dein uͤbler Name in un-
ſern Gegenden; du vermehrſt deine Kenntniſſe unter
der Anfuͤhrung dieſes treflichen Mannes und kommſt
zuruͤck, mir nichts, dir nichts. Schau, ſo mach es,
mein Kind und verſprich mir und deiner Mutter,
unſer Alter noch einmal froh zu machen. Du
willſt doch?“

Ich konnte meine Thraͤnen nicht zuruͤck halten
und noch weniger ein Wort hervorbringen. Unſer
Entſchluß wurde ſo gefaßt, wie mein Vater ihn an-
gegeben hatte; und von dem Augenblicke an ſchien
Ruhe und Frieden in unſere Familie zuruͤck zu keh-
ren. O des guten, edlen Vaters! Heilig ſey mir
ſein Andenken! er hats wahrlich gut mit mir ge-
meint! — Und ich? — O, es liegt eine Hoͤlle
in dieſem Gedanken.

Mein Vater ſchrieb an den ſel. Semler; ich
auch. Unſere Briefe waren lateiniſch, nach meines
Vaters und meiner damaligen Mode, mit griechi-
ſchen Verſen und Proſe ausgeſchmuͤckt.

Indeſſen wir auf Antwort warteten, beſuchte
ich meinen Major zu Gundersblum und brachte deſ-
ſen Jagdgeſchaͤfte in Ordnung. Auch ſorgte ich fuͤr
einen rechtſchafnen Jaͤger an meiner Stelle. Gern
haͤtte der Major mich behalten; aber er fand ſich in

Zweiter Theil. D
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[49/0051] ungefaͤhr unterhalten, ſo daß du keinen Mangel lei- deſt. Unterdeß verraucht dein uͤbler Name in un- ſern Gegenden; du vermehrſt deine Kenntniſſe unter der Anfuͤhrung dieſes treflichen Mannes und kommſt zuruͤck, mir nichts, dir nichts. Schau, ſo mach es, mein Kind und verſprich mir und deiner Mutter, unſer Alter noch einmal froh zu machen. Du willſt doch?“ Ich konnte meine Thraͤnen nicht zuruͤck halten und noch weniger ein Wort hervorbringen. Unſer Entſchluß wurde ſo gefaßt, wie mein Vater ihn an- gegeben hatte; und von dem Augenblicke an ſchien Ruhe und Frieden in unſere Familie zuruͤck zu keh- ren. O des guten, edlen Vaters! Heilig ſey mir ſein Andenken! er hats wahrlich gut mit mir ge- meint! — Und ich? — O, es liegt eine Hoͤlle in dieſem Gedanken. Mein Vater ſchrieb an den ſel. Semler; ich auch. Unſere Briefe waren lateiniſch, nach meines Vaters und meiner damaligen Mode, mit griechi- ſchen Verſen und Proſe ausgeſchmuͤckt. Indeſſen wir auf Antwort warteten, beſuchte ich meinen Major zu Gundersblum und brachte deſ- ſen Jagdgeſchaͤfte in Ordnung. Auch ſorgte ich fuͤr einen rechtſchafnen Jaͤger an meiner Stelle. Gern haͤtte der Major mich behalten; aber er fand ſich in Zweiter Theil. D

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/51>, abgerufen am 22.07.2024.