gar physische, an einzelnen Personen und ganzen Familien auszuspähen: und hätte er etwas etdeckt, fluchs hätte ers von seinen Helfershelfern auf eine hä- mische Art in seinem berüchtigten Wochenblatte auf- mutzen lassen, bis endlich die Obrigkeit ihm das Handwerk gelegt hätte. Was er demnach von sei- ner Seite für Andere recht gefunden hätte, das müßte er von der Seite Anderer nun auch für sich recht finden. Er hätte ja nicht einmal diejeni- gen geschont, von deren milden Güte den Seini- gen eine Unterstützung zuflösse. Kurz, ich könnte ihm nicht helfen: auf einen solchen Klotz gehöre ein solcher Keil! --
Dreyßig machte sich nun an Liebeler, den Se- tzer, und brachte es bei diesem dahin, daß ohne des Censors und meine Einwilligung Manches wegblieb, und mein Bericht nun so verstümmelt erschien, wie er jetzt in den Beiträgen S. 247 vorkömmt. Ich hatte Dreyßig einen omnis homo, ein mo- bile perpetuum genannt, und das war auch ge- strichen, auch die Beschreibung jener beiden Mam- sells, welche er bei der Tragikomödie auf Bahrdts Weinberge bei sich gehabt hatte u. dergl. Diese Vermessenheit verdroß mich allerdings: allein da Liebeler ein guter Mensch, und einer meiner längst erprobten Freunde war, so beschwerte ich mich
gar phyſiſche, an einzelnen Perſonen und ganzen Familien auszuſpaͤhen: und haͤtte er etwas etdeckt, fluchs haͤtte ers von ſeinen Helfershelfern auf eine haͤ- miſche Art in ſeinem beruͤchtigten Wochenblatte auf- mutzen laſſen, bis endlich die Obrigkeit ihm das Handwerk gelegt haͤtte. Was er demnach von ſei- ner Seite fuͤr Andere recht gefunden haͤtte, das muͤßte er von der Seite Anderer nun auch fuͤr ſich recht finden. Er haͤtte ja nicht einmal diejeni- gen geſchont, von deren milden Guͤte den Seini- gen eine Unterſtuͤtzung zufloͤſſe. Kurz, ich koͤnnte ihm nicht helfen: auf einen ſolchen Klotz gehoͤre ein ſolcher Keil! —
Dreyßig machte ſich nun an Liebeler, den Se- tzer, und brachte es bei dieſem dahin, daß ohne des Cenſors und meine Einwilligung Manches wegblieb, und mein Bericht nun ſo verſtuͤmmelt erſchien, wie er jetzt in den Beitraͤgen S. 247 vorkoͤmmt. Ich hatte Dreyßig einen omnis homo, ein mo- bile perpetuum genannt, und das war auch ge- ſtrichen, auch die Beſchreibung jener beiden Mam- ſells, welche er bei der Tragikomoͤdie auf Bahrdts Weinberge bei ſich gehabt hatte u. dergl. Dieſe Vermeſſenheit verdroß mich allerdings: allein da Liebeler ein guter Menſch, und einer meiner laͤngſt erprobten Freunde war, ſo beſchwerte ich mich
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[494[496]/0498]
gar phyſiſche, an einzelnen Perſonen und ganzen
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fluchs haͤtte ers von ſeinen Helfershelfern auf eine haͤ-
miſche Art in ſeinem beruͤchtigten Wochenblatte auf-
mutzen laſſen, bis endlich die Obrigkeit ihm das
Handwerk gelegt haͤtte. Was er demnach von ſei-
ner Seite fuͤr Andere recht gefunden haͤtte, das
muͤßte er von der Seite Anderer nun auch fuͤr
ſich recht finden. Er haͤtte ja nicht einmal diejeni-
gen geſchont, von deren milden Guͤte den Seini-
gen eine Unterſtuͤtzung zufloͤſſe. Kurz, ich koͤnnte
ihm nicht helfen: auf einen ſolchen Klotz gehoͤre ein
ſolcher Keil! —
Dreyßig machte ſich nun an Liebeler, den Se-
tzer, und brachte es bei dieſem dahin, daß ohne des
Cenſors und meine Einwilligung Manches wegblieb,
und mein Bericht nun ſo verſtuͤmmelt erſchien, wie
er jetzt in den Beitraͤgen S. 247 vorkoͤmmt.
Ich hatte Dreyßig einen omnis homo, ein mo-
bile perpetuum genannt, und das war auch ge-
ſtrichen, auch die Beſchreibung jener beiden Mam-
ſells, welche er bei der Tragikomoͤdie auf Bahrdts
Weinberge bei ſich gehabt hatte u. dergl. Dieſe
Vermeſſenheit verdroß mich allerdings: allein da
Liebeler ein guter Menſch, und einer meiner laͤngſt
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 494[496]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/498>, abgerufen am 22.11.2024.
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