Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Knieen, Ihre Insolenz dem Doktor und den Stu-
denten abbitten müssen? Haben Sie ihre endliche
Befreiung und Sicherheit nicht selbst Bahrdts Für-
bitte bei den Studenten zu danken gehabt? Ist das
nicht alles wahr? Und kurz, Liebeler, Du läßt
die Stelle stehen, wie sie steht: Herr Professor
Sprengel hat sie censirt.

Dreyßig war häßlich erboßt, und lief unter Flu-
chen und Drohungen fort, und die Jungen in der
Druckerei lachten hinter ihm drein. Einige Stun-
den hernach konstituirte er mich von neuem, spannte
aber jetzt sehr gelinde Saiten auf, und bat ganz er-
gebenst um Weglassung des Vorfalls. Ich versicher-
te ihn aber, daß ich dieses nicht könnte. Herr Hen-
del hat, sagte ich, die Handschrift gelesen, und hat
von Weglassen nichts erwähnt, bezahlt hat er mir
auch. Soll ich nun dem Büchelchen seinen Werth
durch Weglassung unterhaltender und den größten
Theil der Leser anziehender Stellen verschlechtern
und dem guten Manne seinen Gewinn schmälern?
Ueberdem müßte er von der christlichen Billigkeit
einen heidnisch unbilligen Begriff haben: denn sonst
müste er auch das für sich angemessen finden, was er
so oft und so famös an Andern praktisirt hätte. Er
hätte ja ordentlich in der Stadt herum spionirt und
herum spioniren lassen, um nur die Schwächen, oft

Knieen, Ihre Inſolenz dem Doktor und den Stu-
denten abbitten muͤſſen? Haben Sie ihre endliche
Befreiung und Sicherheit nicht ſelbſt Bahrdts Fuͤr-
bitte bei den Studenten zu danken gehabt? Iſt das
nicht alles wahr? Und kurz, Liebeler, Du laͤßt
die Stelle ſtehen, wie ſie ſteht: Herr Profeſſor
Sprengel hat ſie cenſirt.

Dreyßig war haͤßlich erboßt, und lief unter Flu-
chen und Drohungen fort, und die Jungen in der
Druckerei lachten hinter ihm drein. Einige Stun-
den hernach konſtituirte er mich von neuem, ſpannte
aber jetzt ſehr gelinde Saiten auf, und bat ganz er-
gebenſt um Weglaſſung des Vorfalls. Ich verſicher-
te ihn aber, daß ich dieſes nicht koͤnnte. Herr Hen-
del hat, ſagte ich, die Handſchrift geleſen, und hat
von Weglaſſen nichts erwaͤhnt, bezahlt hat er mir
auch. Soll ich nun dem Buͤchelchen ſeinen Werth
durch Weglaſſung unterhaltender und den groͤßten
Theil der Leſer anziehender Stellen verſchlechtern
und dem guten Manne ſeinen Gewinn ſchmaͤlern?
Ueberdem muͤßte er von der chriſtlichen Billigkeit
einen heidniſch unbilligen Begriff haben: denn ſonſt
muͤſte er auch das fuͤr ſich angemeſſen finden, was er
ſo oft und ſo famoͤs an Andern praktiſirt haͤtte. Er
haͤtte ja ordentlich in der Stadt herum ſpionirt und
herum ſpioniren laſſen, um nur die Schwaͤchen, oft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0497" n="493[495]"/>
Knieen, Ihre In&#x017F;olenz dem Doktor und den Stu-<lb/>
denten abbitten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en? Haben Sie ihre endliche<lb/>
Befreiung und Sicherheit nicht &#x017F;elb&#x017F;t Bahrdts Fu&#x0364;r-<lb/>
bitte bei den Studenten zu danken gehabt? I&#x017F;t das<lb/>
nicht alles wahr? Und kurz, Liebeler, Du la&#x0364;ßt<lb/>
die Stelle &#x017F;tehen, wie &#x017F;ie &#x017F;teht: Herr Profe&#x017F;&#x017F;or<lb/><hi rendition="#g">Sprengel</hi> hat &#x017F;ie cen&#x017F;irt.</p><lb/>
        <p>Dreyßig war ha&#x0364;ßlich erboßt, und lief unter Flu-<lb/>
chen und Drohungen fort, und die Jungen in der<lb/>
Druckerei lachten hinter ihm drein. Einige Stun-<lb/>
den hernach kon&#x017F;tituirte er mich von neuem, &#x017F;pannte<lb/>
aber jetzt &#x017F;ehr gelinde Saiten auf, und bat ganz er-<lb/>
geben&#x017F;t um Wegla&#x017F;&#x017F;ung des Vorfalls. Ich ver&#x017F;icher-<lb/>
te ihn aber, daß ich die&#x017F;es nicht ko&#x0364;nnte. Herr <hi rendition="#g">Hen</hi>-<lb/><hi rendition="#g">del</hi> hat, &#x017F;agte ich, die Hand&#x017F;chrift gele&#x017F;en, und hat<lb/>
von Wegla&#x017F;&#x017F;en nichts erwa&#x0364;hnt, bezahlt hat er mir<lb/>
auch. Soll ich nun dem Bu&#x0364;chelchen &#x017F;einen Werth<lb/>
durch Wegla&#x017F;&#x017F;ung unterhaltender und den gro&#x0364;ßten<lb/>
Theil der Le&#x017F;er anziehender Stellen ver&#x017F;chlechtern<lb/>
und dem guten Manne &#x017F;einen Gewinn &#x017F;chma&#x0364;lern?<lb/>
Ueberdem mu&#x0364;ßte er von der chri&#x017F;tlichen Billigkeit<lb/>
einen heidni&#x017F;ch unbilligen Begriff haben: denn &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te er auch das fu&#x0364;r &#x017F;ich angeme&#x017F;&#x017F;en finden, was er<lb/>
&#x017F;o oft und &#x017F;o famo&#x0364;s an Andern prakti&#x017F;irt ha&#x0364;tte. Er<lb/>
ha&#x0364;tte ja ordentlich in der Stadt herum &#x017F;pionirt und<lb/>
herum &#x017F;pioniren la&#x017F;&#x017F;en, um nur die Schwa&#x0364;chen, oft<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[493[495]/0497] Knieen, Ihre Inſolenz dem Doktor und den Stu- denten abbitten muͤſſen? Haben Sie ihre endliche Befreiung und Sicherheit nicht ſelbſt Bahrdts Fuͤr- bitte bei den Studenten zu danken gehabt? Iſt das nicht alles wahr? Und kurz, Liebeler, Du laͤßt die Stelle ſtehen, wie ſie ſteht: Herr Profeſſor Sprengel hat ſie cenſirt. Dreyßig war haͤßlich erboßt, und lief unter Flu- chen und Drohungen fort, und die Jungen in der Druckerei lachten hinter ihm drein. Einige Stun- den hernach konſtituirte er mich von neuem, ſpannte aber jetzt ſehr gelinde Saiten auf, und bat ganz er- gebenſt um Weglaſſung des Vorfalls. Ich verſicher- te ihn aber, daß ich dieſes nicht koͤnnte. Herr Hen- del hat, ſagte ich, die Handſchrift geleſen, und hat von Weglaſſen nichts erwaͤhnt, bezahlt hat er mir auch. Soll ich nun dem Buͤchelchen ſeinen Werth durch Weglaſſung unterhaltender und den groͤßten Theil der Leſer anziehender Stellen verſchlechtern und dem guten Manne ſeinen Gewinn ſchmaͤlern? Ueberdem muͤßte er von der chriſtlichen Billigkeit einen heidniſch unbilligen Begriff haben: denn ſonſt muͤſte er auch das fuͤr ſich angemeſſen finden, was er ſo oft und ſo famoͤs an Andern praktiſirt haͤtte. Er haͤtte ja ordentlich in der Stadt herum ſpionirt und herum ſpioniren laſſen, um nur die Schwaͤchen, oft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/497
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 493[495]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/497>, abgerufen am 25.11.2024.