giebt einem Buche wohl mehr Interesse, als die Chronique scandaleuse! Freilich müßte es nicht so seyn, freilich sollte ein Herr Autor klüger als ein Herr Corrector seyn; allein ich bin einmal hierin dem großen Haufen gefolgt. Ich hatte die Bahrd- tische Biographie und Petts Buch vor mir, und beide habens eben so, wo nicht noch ärger gemacht. Auf Ritter Zimmermann, Kotzebue, und die politischen Kasperle, Cranz, Schirach und Hoff- mann mag ich mich nicht einmal berufen. Mancher unserer Musketiers ist konsequenter, bescheidener und höflicher als die! -- Bessere Muster hätte ich aller- dings wählen können. Ich gestehe auch, daß man- che Erzählung, die ich anbrachte, blos vom Hören- sagen herrührte, und folglich nicht hierher gehörte. Zu diesen rechne ich vorz[ - 1 Zeichen fehlt]lich die Aeußerung über Herrn Bispink S. 238. Hier schilderte ich ihn -- "als einen Mann von sehr rechtschaffenen Grundsä- tzen und einer ganz unerschütterlichen Anhänglichkeit an allem, was man sonst honestum und ae[ - 1 Zeichen fehlt]uum nennt; -- und doch (fügte ich hinzu) ließ er sich da- zu brauchen, daß er die Madame Bahrdt beredete, zu weichen und Christinen Platz zu machen." -- Inkonsequent war dies letztere immer, wenn schon gangbare Sage vieler Hallenser: ich hätte vorsichtiger seyn und es nicht blos nach dem Gerüchte in die Welt hineinschreiben sollen: Jenes wußte ich aus Erfahrung;
giebt einem Buche wohl mehr Intereſſe, als die Chronique ſcandaleuſe! Freilich muͤßte es nicht ſo ſeyn, freilich ſollte ein Herr Autor kluͤger als ein Herr Corrector ſeyn; allein ich bin einmal hierin dem großen Haufen gefolgt. Ich hatte die Bahrd- tiſche Biographie und Petts Buch vor mir, und beide habens eben ſo, wo nicht noch aͤrger gemacht. Auf Ritter Zimmermann, Kotzebue, und die politiſchen Kaſperle, Cranz, Schirach und Hoff- mann mag ich mich nicht einmal berufen. Mancher unſerer Musketiers iſt konſequenter, beſcheidener und hoͤflicher als die! — Beſſere Muſter haͤtte ich aller- dings waͤhlen koͤnnen. Ich geſtehe auch, daß man- che Erzaͤhlung, die ich anbrachte, blos vom Hoͤren- ſagen herruͤhrte, und folglich nicht hierher gehoͤrte. Zu dieſen rechne ich vorz[ – 1 Zeichen fehlt]lich die Aeußerung uͤber Herrn Bispink S. 238. Hier ſchilderte ich ihn — „als einen Mann von ſehr rechtſchaffenen Grundſaͤ- tzen und einer ganz unerſchuͤtterlichen Anhaͤnglichkeit an allem, was man ſonſt honeſtum und ae[ – 1 Zeichen fehlt]uum nennt; — und doch (fuͤgte ich hinzu) ließ er ſich da- zu brauchen, daß er die Madame Bahrdt beredete, zu weichen und Chriſtinen Platz zu machen.“ — Inkonſequent war dies letztere immer, wenn ſchon gangbare Sage vieler Hallenſer: ich haͤtte vorſichtiger ſeyn und es nicht blos nach dem Geruͤchte in die Welt hineinſchreiben ſollen: Jenes wußte ich aus Erfahrung;
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giebt einem Buche wohl mehr Intereſſe, als die
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Herr Corrector ſeyn; allein ich bin einmal hierin
dem großen Haufen gefolgt. Ich hatte die Bahrd-
tiſche Biographie und Petts Buch vor mir, und
beide habens eben ſo, wo nicht noch aͤrger gemacht.
Auf Ritter Zimmermann, Kotzebue, und die
politiſchen Kaſperle, Cranz, Schirach und Hoff-
mann mag ich mich nicht einmal berufen. Mancher
unſerer Musketiers iſt konſequenter, beſcheidener und
hoͤflicher als die! — Beſſere Muſter haͤtte ich aller-
dings waͤhlen koͤnnen. Ich geſtehe auch, daß man-
che Erzaͤhlung, die ich anbrachte, blos vom Hoͤren-
ſagen herruͤhrte, und folglich nicht hierher gehoͤrte.
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Herrn Bispink S. 238. Hier ſchilderte ich ihn —
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Inkonſequent war dies letztere immer, wenn ſchon
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 486[488]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/490>, abgerufen am 22.11.2024.
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