dieser wohlwollende Mann mir seine Bücher unent- geldlich gab: denn hätte ich für jedes Buch, das ich aus seinem Vorrathe gehabt habe, nur einen Sech- ser zahlen sollen, wie viele Thaler würden das be- tragen haben?
Ueberhaupt muß ich hier, zur Nachahmung für ähnliche Anstalten es rühmen, daß Herr Bispink je- den dürftigen Landprediger, Schullehrer und Stu- dierenden ganz unentgeldlich Theil an seiner Lesebi- bliothek nehmen läßt, und dies ohne langes Nach- forschen nach diesem oder jenem, ja gar mit zuvor- kommender Güte und Bereitwilligkeit. "Darf ich jetzt nicht mehr predigen," sagte er einst im Spaße, "so mögen es statt meiner meine Bücher thun: ich bin versichert, es sind recht gute Apostel!" Und auf diese Art benuzte ich seine Apostel auch, eröffnete mir das Verständniß von moralischer Harmonie und menschlicher Würde täglich heller, spührte mehr ge- ordnete Thätigkeit bei allen meinen Verrichtungen: mein Fleiß nahm im Halten meiner Stunden zu, mein Unterricht war ordentlicher, deutlicher und gründlicher, und so fing ich wirklich an, der Uni- versität zu nützen.
Meine Leser belieben aber nicht zu denken, daß ich nun gar auch orthodox geworden sey. Nein! ich behielt meine freie theoretische Vorstellungsart über die intellectuellen Dingen immer, und werde
dieſer wohlwollende Mann mir ſeine Buͤcher unent- geldlich gab: denn haͤtte ich fuͤr jedes Buch, das ich aus ſeinem Vorrathe gehabt habe, nur einen Sech- ſer zahlen ſollen, wie viele Thaler wuͤrden das be- tragen haben?
Ueberhaupt muß ich hier, zur Nachahmung fuͤr aͤhnliche Anſtalten es ruͤhmen, daß Herr Bispink je- den duͤrftigen Landprediger, Schullehrer und Stu- dierenden ganz unentgeldlich Theil an ſeiner Leſebi- bliothek nehmen laͤßt, und dies ohne langes Nach- forſchen nach dieſem oder jenem, ja gar mit zuvor- kommender Guͤte und Bereitwilligkeit. „Darf ich jetzt nicht mehr predigen,“ ſagte er einſt im Spaße, „ſo moͤgen es ſtatt meiner meine Buͤcher thun: ich bin verſichert, es ſind recht gute Apoſtel!“ Und auf dieſe Art benuzte ich ſeine Apoſtel auch, eroͤffnete mir das Verſtaͤndniß von moraliſcher Harmonie und menſchlicher Wuͤrde taͤglich heller, ſpuͤhrte mehr ge- ordnete Thaͤtigkeit bei allen meinen Verrichtungen: mein Fleiß nahm im Halten meiner Stunden zu, mein Unterricht war ordentlicher, deutlicher und gruͤndlicher, und ſo fing ich wirklich an, der Uni- verſitaͤt zu nuͤtzen.
Meine Leſer belieben aber nicht zu denken, daß ich nun gar auch orthodox geworden ſey. Nein! ich behielt meine freie theoretiſche Vorſtellungsart uͤber die intellectuellen Dingen immer, und werde
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dieſer wohlwollende Mann mir ſeine Buͤcher unent-
geldlich gab: denn haͤtte ich fuͤr jedes Buch, das ich
aus ſeinem Vorrathe gehabt habe, nur einen Sech-
ſer zahlen ſollen, wie viele Thaler wuͤrden das be-
tragen haben?
Ueberhaupt muß ich hier, zur Nachahmung fuͤr
aͤhnliche Anſtalten es ruͤhmen, daß Herr Bispink je-
den duͤrftigen Landprediger, Schullehrer und Stu-
dierenden ganz unentgeldlich Theil an ſeiner Leſebi-
bliothek nehmen laͤßt, und dies ohne langes Nach-
forſchen nach dieſem oder jenem, ja gar mit zuvor-
kommender Guͤte und Bereitwilligkeit. „Darf ich
jetzt nicht mehr predigen,“ ſagte er einſt im Spaße,
„ſo moͤgen es ſtatt meiner meine Buͤcher thun: ich
bin verſichert, es ſind recht gute Apoſtel!“ Und auf
dieſe Art benuzte ich ſeine Apoſtel auch, eroͤffnete mir
das Verſtaͤndniß von moraliſcher Harmonie und
menſchlicher Wuͤrde taͤglich heller, ſpuͤhrte mehr ge-
ordnete Thaͤtigkeit bei allen meinen Verrichtungen:
mein Fleiß nahm im Halten meiner Stunden zu,
mein Unterricht war ordentlicher, deutlicher und
gruͤndlicher, und ſo fing ich wirklich an, der Uni-
verſitaͤt zu nuͤtzen.
Meine Leſer belieben aber nicht zu denken, daß
ich nun gar auch orthodox geworden ſey. Nein!
ich behielt meine freie theoretiſche Vorſtellungsart
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 470[472]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/474>, abgerufen am 22.11.2024.
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