zum Aufenthalt angewiesen, wo man schon am hellen Tag Licht haben mußte. Der Gang hinab war so abscheulich finster, daß man die größte Vorsicht nö- thig hatte, um nicht Hals und Bein zu brechen. Ueberdies war der Herr Fuhrmann ein geitziger gro- ber Kerl, der uns sogar das Holz zum Kochen ver- sagte, welches er doch zu geben schuldig war. Zu- dem gab er uns täglich nur ein Dreierlicht, welches kaum zwei Stunden zureichte. Ich war, wie alle Kameraden, die da lagen, sechs an der Zahl, sehr unzufrieden, und hatte allein das Herz, dem Mei- ster Pasenow vorzustellen, daß er uns besser behan- deln müßte. Aber was halfs! So oft ich diese Vor- stellung wiederholte, machte er eine häßliche Larve, antwortete grob und ließ mich stehen. Dieses gar- stige Benehmen verdroß mich sehr, zumal da ich hör- te, daß er mich gegen seine Frau als einen großmäu- ligen Kerl beschrieben hatte. Hierzu kam noch ein anderer Umstand. Neben unserm Logis wohnte ein Kaufmann, Herr Fischer, bei dem ich des Abends einen Schnapps zur Erfrischung trank. Gewöhnlich ging ich erst um 9 Uhr, auch wohl noch später hin, und so war Pasenows Hausthür oft schon zu, wenn ich zu- rück kam. Er muste alsdann öffnen und brummte alle- mal; ich kehrte mich aber an sein Gebrumme wenig.
Eines Abends war ich später, als sonst, von Herrn Fischer zurückgekommen, doch nüchtern, wie
zum Aufenthalt angewieſen, wo man ſchon am hellen Tag Licht haben mußte. Der Gang hinab war ſo abſcheulich finſter, daß man die groͤßte Vorſicht noͤ- thig hatte, um nicht Hals und Bein zu brechen. Ueberdies war der Herr Fuhrmann ein geitziger gro- ber Kerl, der uns ſogar das Holz zum Kochen ver- ſagte, welches er doch zu geben ſchuldig war. Zu- dem gab er uns taͤglich nur ein Dreierlicht, welches kaum zwei Stunden zureichte. Ich war, wie alle Kameraden, die da lagen, ſechs an der Zahl, ſehr unzufrieden, und hatte allein das Herz, dem Mei- ſter Paſenow vorzuſtellen, daß er uns beſſer behan- deln muͤßte. Aber was halfs! So oft ich dieſe Vor- ſtellung wiederholte, machte er eine haͤßliche Larve, antwortete grob und ließ mich ſtehen. Dieſes gar- ſtige Benehmen verdroß mich ſehr, zumal da ich hoͤr- te, daß er mich gegen ſeine Frau als einen großmaͤu- ligen Kerl beſchrieben hatte. Hierzu kam noch ein anderer Umſtand. Neben unſerm Logis wohnte ein Kaufmann, Herr Fiſcher, bei dem ich des Abends einen Schnapps zur Erfriſchung trank. Gewoͤhnlich ging ich erſt um 9 Uhr, auch wohl noch ſpaͤter hin, und ſo war Paſenows Hausthuͤr oft ſchon zu, wenn ich zu- ruͤck kam. Er muſte alsdann oͤffnen und brummte alle- mal; ich kehrte mich aber an ſein Gebrumme wenig.
Eines Abends war ich ſpaͤter, als ſonſt, von Herrn Fiſcher zuruͤckgekommen, doch nuͤchtern, wie
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[457[459]/0461]
zum Aufenthalt angewieſen, wo man ſchon am hellen
Tag Licht haben mußte. Der Gang hinab war ſo
abſcheulich finſter, daß man die groͤßte Vorſicht noͤ-
thig hatte, um nicht Hals und Bein zu brechen.
Ueberdies war der Herr Fuhrmann ein geitziger gro-
ber Kerl, der uns ſogar das Holz zum Kochen ver-
ſagte, welches er doch zu geben ſchuldig war. Zu-
dem gab er uns taͤglich nur ein Dreierlicht, welches
kaum zwei Stunden zureichte. Ich war, wie alle
Kameraden, die da lagen, ſechs an der Zahl, ſehr
unzufrieden, und hatte allein das Herz, dem Mei-
ſter Paſenow vorzuſtellen, daß er uns beſſer behan-
deln muͤßte. Aber was halfs! So oft ich dieſe Vor-
ſtellung wiederholte, machte er eine haͤßliche Larve,
antwortete grob und ließ mich ſtehen. Dieſes gar-
ſtige Benehmen verdroß mich ſehr, zumal da ich hoͤr-
te, daß er mich gegen ſeine Frau als einen großmaͤu-
ligen Kerl beſchrieben hatte. Hierzu kam noch ein
anderer Umſtand. Neben unſerm Logis wohnte ein
Kaufmann, Herr Fiſcher, bei dem ich des Abends
einen Schnapps zur Erfriſchung trank. Gewoͤhnlich
ging ich erſt um 9 Uhr, auch wohl noch ſpaͤter hin, und
ſo war Paſenows Hausthuͤr oft ſchon zu, wenn ich zu-
ruͤck kam. Er muſte alsdann oͤffnen und brummte alle-
mal; ich kehrte mich aber an ſein Gebrumme wenig.
Eines Abends war ich ſpaͤter, als ſonſt, von
Herrn Fiſcher zuruͤckgekommen, doch nuͤchtern, wie
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 457[459]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/461>, abgerufen am 25.11.2024.
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