Fall der Jesuiten trieben andere Geistliche dies jesui- tische Farcenhandwerk, aber seltener und ohne den Opponenten, obgleich immer noch nach einem Avis ans Publikum in der Zeitung. Jezt wirds freilich ganz eingestellt seyn.
Nun auch ein Wort von den Strasburger Ga- lauterien! Privilegirte Bordelle giebt es da nicht, aber doch heißt die Zahl der Häuser Legion, worin man seiner Sinnlichkeit ein Opfer bringen kann. Einige sind sehr bekannt. Der Lieutenant Gym- nich kam eines Morgens zu uns, und fragte, ob wir Nachmittags mit ins gelbe Kreuz wollten? Wir versprachens und ich stellte mir vor, das gelbe Kreuz sey ein Ort, wie andere, die wir bisher be- sucht hatten, ein Gasthof oder ein Kaffeehaus.
Gymnich kam des Nachmittags, uns abzuho- len; und da Herr von F... noch Briefe zu schrei- ben hatte, so ging ich allein mit. Wir kamen in ein ziemlich artiges Haus vor dem Thor, wo eine alte Madam uns in einem Salon ganz artig empfing. Gymnich forderte eine Bouteille Wein und ging, nachdem er ein Glas davon getrunken hatte, zur Thür hinaus. Ich wartete über eine halbe Stun- de auf seine Zurückkunft, und war schon mit meiner Flasche am Ende, aber mein Gymnich kam nicht. Ich fragte, was der Wein kostete? Sechzehn Sols, war die Antwort. Das befremdete mich gar sehr,
Fall der Jeſuiten trieben andere Geiſtliche dies jeſui- tiſche Farcenhandwerk, aber ſeltener und ohne den Opponenten, obgleich immer noch nach einem Avis ans Publikum in der Zeitung. Jezt wirds freilich ganz eingeſtellt ſeyn.
Nun auch ein Wort von den Strasburger Ga- lauterien! Privilegirte Bordelle giebt es da nicht, aber doch heißt die Zahl der Haͤuſer Legion, worin man ſeiner Sinnlichkeit ein Opfer bringen kann. Einige ſind ſehr bekannt. Der Lieutenant Gym- nich kam eines Morgens zu uns, und fragte, ob wir Nachmittags mit ins gelbe Kreuz wollten? Wir verſprachens und ich ſtellte mir vor, das gelbe Kreuz ſey ein Ort, wie andere, die wir bisher be- ſucht hatten, ein Gaſthof oder ein Kaffeehaus.
Gymnich kam des Nachmittags, uns abzuho- len; und da Herr von F... noch Briefe zu ſchrei- ben hatte, ſo ging ich allein mit. Wir kamen in ein ziemlich artiges Haus vor dem Thor, wo eine alte Madam uns in einem Salon ganz artig empfing. Gymnich forderte eine Bouteille Wein und ging, nachdem er ein Glas davon getrunken hatte, zur Thuͤr hinaus. Ich wartete uͤber eine halbe Stun- de auf ſeine Zuruͤckkunft, und war ſchon mit meiner Flaſche am Ende, aber mein Gymnich kam nicht. Ich fragte, was der Wein koſtete? Sechzehn Sols, war die Antwort. Das befremdete mich gar ſehr,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0044"n="42"/>
Fall der Jeſuiten trieben andere Geiſtliche dies jeſui-<lb/>
tiſche Farcenhandwerk, aber ſeltener und ohne den<lb/>
Opponenten, obgleich immer noch nach einem Avis<lb/>
ans Publikum in der Zeitung. Jezt wirds freilich<lb/>
ganz eingeſtellt ſeyn.</p><lb/><p>Nun auch ein Wort von den Strasburger Ga-<lb/>
lauterien! Privilegirte Bordelle giebt es da nicht,<lb/>
aber doch heißt die Zahl der Haͤuſer Legion, worin<lb/>
man ſeiner Sinnlichkeit ein Opfer bringen kann.<lb/>
Einige ſind ſehr bekannt. Der Lieutenant <hirendition="#g">Gym</hi>-<lb/><hirendition="#g">nich</hi> kam eines Morgens zu uns, und fragte, ob<lb/>
wir Nachmittags mit ins <hirendition="#g">gelbe Kreuz</hi> wollten?<lb/>
Wir verſprachens und ich ſtellte mir vor, das gelbe<lb/>
Kreuz ſey ein Ort, wie andere, die wir bisher be-<lb/>ſucht hatten, ein Gaſthof oder ein Kaffeehaus.</p><lb/><p>Gymnich kam des Nachmittags, uns abzuho-<lb/>
len; und da Herr von F... noch Briefe zu ſchrei-<lb/>
ben hatte, ſo ging ich allein mit. Wir kamen in<lb/>
ein ziemlich artiges Haus vor dem Thor, wo eine<lb/>
alte Madam uns in einem Salon ganz artig empfing.<lb/>
Gymnich forderte eine Bouteille Wein und ging,<lb/>
nachdem er ein Glas davon getrunken hatte, zur<lb/>
Thuͤr hinaus. Ich wartete uͤber eine halbe Stun-<lb/>
de auf ſeine Zuruͤckkunft, und war ſchon mit meiner<lb/>
Flaſche am Ende, aber mein Gymnich kam nicht.<lb/>
Ich fragte, was der Wein koſtete? Sechzehn Sols,<lb/>
war die Antwort. Das befremdete mich gar ſehr,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[42/0044]
Fall der Jeſuiten trieben andere Geiſtliche dies jeſui-
tiſche Farcenhandwerk, aber ſeltener und ohne den
Opponenten, obgleich immer noch nach einem Avis
ans Publikum in der Zeitung. Jezt wirds freilich
ganz eingeſtellt ſeyn.
Nun auch ein Wort von den Strasburger Ga-
lauterien! Privilegirte Bordelle giebt es da nicht,
aber doch heißt die Zahl der Haͤuſer Legion, worin
man ſeiner Sinnlichkeit ein Opfer bringen kann.
Einige ſind ſehr bekannt. Der Lieutenant Gym-
nich kam eines Morgens zu uns, und fragte, ob
wir Nachmittags mit ins gelbe Kreuz wollten?
Wir verſprachens und ich ſtellte mir vor, das gelbe
Kreuz ſey ein Ort, wie andere, die wir bisher be-
ſucht hatten, ein Gaſthof oder ein Kaffeehaus.
Gymnich kam des Nachmittags, uns abzuho-
len; und da Herr von F... noch Briefe zu ſchrei-
ben hatte, ſo ging ich allein mit. Wir kamen in
ein ziemlich artiges Haus vor dem Thor, wo eine
alte Madam uns in einem Salon ganz artig empfing.
Gymnich forderte eine Bouteille Wein und ging,
nachdem er ein Glas davon getrunken hatte, zur
Thuͤr hinaus. Ich wartete uͤber eine halbe Stun-
de auf ſeine Zuruͤckkunft, und war ſchon mit meiner
Flaſche am Ende, aber mein Gymnich kam nicht.
Ich fragte, was der Wein koſtete? Sechzehn Sols,
war die Antwort. Das befremdete mich gar ſehr,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/44>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.