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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Fall der Jesuiten trieben andere Geistliche dies jesui-
tische Farcenhandwerk, aber seltener und ohne den
Opponenten, obgleich immer noch nach einem Avis
ans Publikum in der Zeitung. Jezt wirds freilich
ganz eingestellt seyn.

Nun auch ein Wort von den Strasburger Ga-
lauterien! Privilegirte Bordelle giebt es da nicht,
aber doch heißt die Zahl der Häuser Legion, worin
man seiner Sinnlichkeit ein Opfer bringen kann.
Einige sind sehr bekannt. Der Lieutenant Gym-
nich kam eines Morgens zu uns, und fragte, ob
wir Nachmittags mit ins gelbe Kreuz wollten?
Wir versprachens und ich stellte mir vor, das gelbe
Kreuz sey ein Ort, wie andere, die wir bisher be-
sucht hatten, ein Gasthof oder ein Kaffeehaus.

Gymnich kam des Nachmittags, uns abzuho-
len; und da Herr von F... noch Briefe zu schrei-
ben hatte, so ging ich allein mit. Wir kamen in
ein ziemlich artiges Haus vor dem Thor, wo eine
alte Madam uns in einem Salon ganz artig empfing.
Gymnich forderte eine Bouteille Wein und ging,
nachdem er ein Glas davon getrunken hatte, zur
Thür hinaus. Ich wartete über eine halbe Stun-
de auf seine Zurückkunft, und war schon mit meiner
Flasche am Ende, aber mein Gymnich kam nicht.
Ich fragte, was der Wein kostete? Sechzehn Sols,
war die Antwort. Das befremdete mich gar sehr,

Fall der Jeſuiten trieben andere Geiſtliche dies jeſui-
tiſche Farcenhandwerk, aber ſeltener und ohne den
Opponenten, obgleich immer noch nach einem Avis
ans Publikum in der Zeitung. Jezt wirds freilich
ganz eingeſtellt ſeyn.

Nun auch ein Wort von den Strasburger Ga-
lauterien! Privilegirte Bordelle giebt es da nicht,
aber doch heißt die Zahl der Haͤuſer Legion, worin
man ſeiner Sinnlichkeit ein Opfer bringen kann.
Einige ſind ſehr bekannt. Der Lieutenant Gym-
nich kam eines Morgens zu uns, und fragte, ob
wir Nachmittags mit ins gelbe Kreuz wollten?
Wir verſprachens und ich ſtellte mir vor, das gelbe
Kreuz ſey ein Ort, wie andere, die wir bisher be-
ſucht hatten, ein Gaſthof oder ein Kaffeehaus.

Gymnich kam des Nachmittags, uns abzuho-
len; und da Herr von F... noch Briefe zu ſchrei-
ben hatte, ſo ging ich allein mit. Wir kamen in
ein ziemlich artiges Haus vor dem Thor, wo eine
alte Madam uns in einem Salon ganz artig empfing.
Gymnich forderte eine Bouteille Wein und ging,
nachdem er ein Glas davon getrunken hatte, zur
Thuͤr hinaus. Ich wartete uͤber eine halbe Stun-
de auf ſeine Zuruͤckkunft, und war ſchon mit meiner
Flaſche am Ende, aber mein Gymnich kam nicht.
Ich fragte, was der Wein koſtete? Sechzehn Sols,
war die Antwort. Das befremdete mich gar ſehr,

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[42/0044] Fall der Jeſuiten trieben andere Geiſtliche dies jeſui- tiſche Farcenhandwerk, aber ſeltener und ohne den Opponenten, obgleich immer noch nach einem Avis ans Publikum in der Zeitung. Jezt wirds freilich ganz eingeſtellt ſeyn. Nun auch ein Wort von den Strasburger Ga- lauterien! Privilegirte Bordelle giebt es da nicht, aber doch heißt die Zahl der Haͤuſer Legion, worin man ſeiner Sinnlichkeit ein Opfer bringen kann. Einige ſind ſehr bekannt. Der Lieutenant Gym- nich kam eines Morgens zu uns, und fragte, ob wir Nachmittags mit ins gelbe Kreuz wollten? Wir verſprachens und ich ſtellte mir vor, das gelbe Kreuz ſey ein Ort, wie andere, die wir bisher be- ſucht hatten, ein Gaſthof oder ein Kaffeehaus. Gymnich kam des Nachmittags, uns abzuho- len; und da Herr von F... noch Briefe zu ſchrei- ben hatte, ſo ging ich allein mit. Wir kamen in ein ziemlich artiges Haus vor dem Thor, wo eine alte Madam uns in einem Salon ganz artig empfing. Gymnich forderte eine Bouteille Wein und ging, nachdem er ein Glas davon getrunken hatte, zur Thuͤr hinaus. Ich wartete uͤber eine halbe Stun- de auf ſeine Zuruͤckkunft, und war ſchon mit meiner Flaſche am Ende, aber mein Gymnich kam nicht. Ich fragte, was der Wein koſtete? Sechzehn Sols, war die Antwort. Das befremdete mich gar ſehr,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/44>, abgerufen am 21.11.2024.