Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

und gar nicht renommistisch aussahen: ich schloß da-
her, daß der Komment auf dieser Universität jezt
auch sehr verfeinert sey. Allein nach meiner Zurück-
kunft nach Halle sprach ich mit einigen, welche sonst
zu Frankfurt studiert hatten, unter andern auch mit
einem, der von da religirt war: und diese Herren
beschrieben mir den Frankfurter Ton als sehr roh,
viel roher, als er in Halle ist, und, um dieses
zu beweisen, erzählten sie mir, wie vor noch nicht
langer Zeit die Studenten die Hauptwache gestürmt
und allerlei Unfug verübt hatten. Ueberdem hat
auch das Ordensgift die dortige Universität inficirt;
denn auch da findet man Unitisten und Constantisten,
wider welche die Universität zwar von Zeit zu Zeit
procedirt, aber wenig ausrichtet: und wo es Orden
giebt, da kann es an Unordnungen nicht fehlen.

Unter dem vielen Frauenzimmer, welches ich
in Frankfurt auf der Straße und an den Fenstern
gesehen habe, sah ich auch nicht eine einzige Schön-
heit. Ob diese da so rar ist?

An der Oder betrachtete ich die Säule, welche
dem vortreflichen Herrn Leopold von Braun-
schweig errichtet ist, und fühlte recht lebendig, daß
dieser edle Fürst eines schönern Todes starb, als man-
cher Held, der hunderttausend unschuldige Menschen
auf die Schlachtbank führt, und endlich auf Trüm-
mern der Menschheit im Triumphe als Sieger ein-

und gar nicht renommiſtiſch ausſahen: ich ſchloß da-
her, daß der Komment auf dieſer Univerſitaͤt jezt
auch ſehr verfeinert ſey. Allein nach meiner Zuruͤck-
kunft nach Halle ſprach ich mit einigen, welche ſonſt
zu Frankfurt ſtudiert hatten, unter andern auch mit
einem, der von da religirt war: und dieſe Herren
beſchrieben mir den Frankfurter Ton als ſehr roh,
viel roher, als er in Halle iſt, und, um dieſes
zu beweiſen, erzaͤhlten ſie mir, wie vor noch nicht
langer Zeit die Studenten die Hauptwache geſtuͤrmt
und allerlei Unfug veruͤbt hatten. Ueberdem hat
auch das Ordensgift die dortige Univerſitaͤt inficirt;
denn auch da findet man Unitiſten und Conſtantiſten,
wider welche die Univerſitaͤt zwar von Zeit zu Zeit
procedirt, aber wenig ausrichtet: und wo es Orden
giebt, da kann es an Unordnungen nicht fehlen.

Unter dem vielen Frauenzimmer, welches ich
in Frankfurt auf der Straße und an den Fenſtern
geſehen habe, ſah ich auch nicht eine einzige Schoͤn-
heit. Ob dieſe da ſo rar iſt?

An der Oder betrachtete ich die Saͤule, welche
dem vortreflichen Herrn Leopold von Braun-
ſchweig errichtet iſt, und fuͤhlte recht lebendig, daß
dieſer edle Fuͤrſt eines ſchoͤnern Todes ſtarb, als man-
cher Held, der hunderttauſend unſchuldige Menſchen
auf die Schlachtbank fuͤhrt, und endlich auf Truͤm-
mern der Menſchheit im Triumphe als Sieger ein-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0437" n="433[435]"/>
und gar nicht renommi&#x017F;ti&#x017F;ch aus&#x017F;ahen: ich &#x017F;chloß da-<lb/>
her, daß der Komment auf die&#x017F;er Univer&#x017F;ita&#x0364;t jezt<lb/>
auch &#x017F;ehr verfeinert &#x017F;ey. Allein nach meiner Zuru&#x0364;ck-<lb/>
kunft nach Halle &#x017F;prach ich mit einigen, welche &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
zu Frankfurt &#x017F;tudiert hatten, unter andern auch mit<lb/>
einem, der von da religirt war: und die&#x017F;e Herren<lb/>
be&#x017F;chrieben mir den Frankfurter Ton als &#x017F;ehr roh,<lb/>
viel roher, als er in Halle i&#x017F;t, und, um die&#x017F;es<lb/>
zu bewei&#x017F;en, erza&#x0364;hlten &#x017F;ie mir, wie vor noch nicht<lb/>
langer Zeit die Studenten die Hauptwache ge&#x017F;tu&#x0364;rmt<lb/>
und allerlei Unfug veru&#x0364;bt hatten. Ueberdem hat<lb/>
auch das Ordensgift die dortige Univer&#x017F;ita&#x0364;t inficirt;<lb/>
denn auch da findet man Uniti&#x017F;ten und Con&#x017F;tanti&#x017F;ten,<lb/>
wider welche die Univer&#x017F;ita&#x0364;t zwar von Zeit zu Zeit<lb/>
procedirt, aber wenig ausrichtet: und wo es Orden<lb/>
giebt, da kann es an Unordnungen nicht fehlen.</p><lb/>
        <p>Unter dem vielen Frauenzimmer, welches ich<lb/>
in Frankfurt auf der Straße und an den Fen&#x017F;tern<lb/>
ge&#x017F;ehen habe, &#x017F;ah ich auch nicht eine einzige Scho&#x0364;n-<lb/>
heit. Ob die&#x017F;e da &#x017F;o rar i&#x017F;t?</p><lb/>
        <p>An der Oder betrachtete ich die Sa&#x0364;ule, welche<lb/>
dem vortreflichen Herrn <hi rendition="#g">Leopold von Braun</hi>-<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;chweig</hi> errichtet i&#x017F;t, und fu&#x0364;hlte recht lebendig, daß<lb/>
die&#x017F;er edle Fu&#x0364;r&#x017F;t eines &#x017F;cho&#x0364;nern Todes &#x017F;tarb, als man-<lb/>
cher Held, der hunderttau&#x017F;end un&#x017F;chuldige Men&#x017F;chen<lb/>
auf die Schlachtbank fu&#x0364;hrt, und endlich auf Tru&#x0364;m-<lb/>
mern der Men&#x017F;chheit im Triumphe als Sieger ein-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[433[435]/0437] und gar nicht renommiſtiſch ausſahen: ich ſchloß da- her, daß der Komment auf dieſer Univerſitaͤt jezt auch ſehr verfeinert ſey. Allein nach meiner Zuruͤck- kunft nach Halle ſprach ich mit einigen, welche ſonſt zu Frankfurt ſtudiert hatten, unter andern auch mit einem, der von da religirt war: und dieſe Herren beſchrieben mir den Frankfurter Ton als ſehr roh, viel roher, als er in Halle iſt, und, um dieſes zu beweiſen, erzaͤhlten ſie mir, wie vor noch nicht langer Zeit die Studenten die Hauptwache geſtuͤrmt und allerlei Unfug veruͤbt hatten. Ueberdem hat auch das Ordensgift die dortige Univerſitaͤt inficirt; denn auch da findet man Unitiſten und Conſtantiſten, wider welche die Univerſitaͤt zwar von Zeit zu Zeit procedirt, aber wenig ausrichtet: und wo es Orden giebt, da kann es an Unordnungen nicht fehlen. Unter dem vielen Frauenzimmer, welches ich in Frankfurt auf der Straße und an den Fenſtern geſehen habe, ſah ich auch nicht eine einzige Schoͤn- heit. Ob dieſe da ſo rar iſt? An der Oder betrachtete ich die Saͤule, welche dem vortreflichen Herrn Leopold von Braun- ſchweig errichtet iſt, und fuͤhlte recht lebendig, daß dieſer edle Fuͤrſt eines ſchoͤnern Todes ſtarb, als man- cher Held, der hunderttauſend unſchuldige Menſchen auf die Schlachtbank fuͤhrt, und endlich auf Truͤm- mern der Menſchheit im Triumphe als Sieger ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/437
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 433[435]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/437>, abgerufen am 25.11.2024.