"reien aller Arten nehmen Stoff aus diesem Buche, "und Betrüger, Sektenstifter, falsche Messias, fal- "sche Propheten, falsche Apostel, gewinnen die Ein- "fältigen durch dieses Buch. Allein, sagt man, gute "Erklärungen können allem diesem vorbeugen. Diese "Sage ist wahrer Unsinn! Hart, aber wahr! Es "ist ein Widerspruch, ein Buch von dieser Art a la "portee de tout le monde einzurichten a). --
"Natürliche Religion ist aber die faßlichste und "einfachste Religion: sie ist so leicht, so jedermans Fä- "higkeiten angemessen, daß man erstaunen muß, wenn "man Philosophen ernsthaft behaupten hört: --" "sie sey nicht für den gemeinen Mann, und könne "niemals allgemein werden b)!" Diese Herren ver-
a)So viel Köpfe, so viel Sinne! Dieses Spru- ches bescheide ich mich hier, wie überall gern, um über das Rügen des theologischen Unsinns nicht selbst in den philosophischen zu verfallen, oder gar in Intoleranz, und ersuche daher jeden meiner cordaten Leser, hier ja das dagegen zu lesen, was der warme, edle Menschen- freund, der helle Herr von Rochow in seinen Be- richtigungen S. 209. über die Bibel gesagt hat. Wie sehr Er recht habe, beweiset selbst der Lehrvor- trag und der Religionsproceß des Herrn Pastors Schulz zu Gielsdorf.
b) In Schulzens dreien Gemeinden ist das doch wirk- lich der Fall: warum denn auch nicht überall, wenn man überall nur Prediger hätte, wie -- Schulz? Man sieht aber den Wald vor lauter Bäumen nicht!
„reien aller Arten nehmen Stoff aus dieſem Buche, „und Betruͤger, Sektenſtifter, falſche Meſſias, fal- „ſche Propheten, falſche Apoſtel, gewinnen die Ein- „faͤltigen durch dieſes Buch. Allein, ſagt man, gute „Erklaͤrungen koͤnnen allem dieſem vorbeugen. Dieſe „Sage iſt wahrer Unſinn! Hart, aber wahr! Es „iſt ein Widerſpruch, ein Buch von dieſer Art à la „portée de tout le monde einzurichten a). —
„Natuͤrliche Religion iſt aber die faßlichſte und „einfachſte Religion: ſie iſt ſo leicht, ſo jedermans Faͤ- „higkeiten angemeſſen, daß man erſtaunen muß, wenn „man Philoſophen ernſthaft behaupten hoͤrt: —“ „ſie ſey nicht fuͤr den gemeinen Mann, und koͤnne „niemals allgemein werden b)!“ Dieſe Herren ver-
a)So viel Koͤpfe, ſo viel Sinne! Dieſes Spru- ches beſcheide ich mich hier, wie uͤberall gern, um uͤber das Ruͤgen des theologiſchen Unſinns nicht ſelbſt in den philoſophiſchen zu verfallen, oder gar in Intoleranz, und erſuche daher jeden meiner cordaten Leſer, hier ja das dagegen zu leſen, was der warme, edle Menſchen- freund, der helle Herr von Rochow in ſeinen Be- richtigungen S. 209. uͤber die Bibel geſagt hat. Wie ſehr Er recht habe, beweiſet ſelbſt der Lehrvor- trag und der Religionsproceß des Herrn Paſtors Schulz zu Gielsdorf.
b) In Schulzens dreien Gemeinden iſt das doch wirk- lich der Fall: warum denn auch nicht uͤberall, wenn man uͤberall nur Prediger haͤtte, wie — Schulz? Man ſieht aber den Wald vor lauter Baͤumen nicht!
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[430[432]/0434]
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„und Betruͤger, Sektenſtifter, falſche Meſſias, fal-
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„faͤltigen durch dieſes Buch. Allein, ſagt man, gute
„Erklaͤrungen koͤnnen allem dieſem vorbeugen. Dieſe
„Sage iſt wahrer Unſinn! Hart, aber wahr! Es
„iſt ein Widerſpruch, ein Buch von dieſer Art à la
„portée de tout le monde einzurichten a). —
„Natuͤrliche Religion iſt aber die faßlichſte und
„einfachſte Religion: ſie iſt ſo leicht, ſo jedermans Faͤ-
„higkeiten angemeſſen, daß man erſtaunen muß, wenn
„man Philoſophen ernſthaft behaupten hoͤrt: —“
„ſie ſey nicht fuͤr den gemeinen Mann, und koͤnne
„niemals allgemein werden b)!“ Dieſe Herren ver-
a) So viel Koͤpfe, ſo viel Sinne! Dieſes Spru-
ches beſcheide ich mich hier, wie uͤberall gern, um uͤber
das Ruͤgen des theologiſchen Unſinns nicht ſelbſt in den
philoſophiſchen zu verfallen, oder gar in Intoleranz,
und erſuche daher jeden meiner cordaten Leſer, hier ja
das dagegen zu leſen, was der warme, edle Menſchen-
freund, der helle Herr von Rochow in ſeinen Be-
richtigungen S. 209. uͤber die Bibel geſagt hat.
Wie ſehr Er recht habe, beweiſet ſelbſt der Lehrvor-
trag und der Religionsproceß des Herrn Paſtors
Schulz zu Gielsdorf.
b) In Schulzens dreien Gemeinden iſt das doch wirk-
lich der Fall: warum denn auch nicht uͤberall, wenn
man uͤberall nur Prediger haͤtte, wie — Schulz?
Man ſieht aber den Wald vor lauter Baͤumen nicht!
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 430[432]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/434>, abgerufen am 16.02.2025.
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