sirte Umänderung vorzunehmen? Ist dies ein Fehl- tritt, um dessen willen -- zumal wenn er vom Ka- tholicismus zum Protestantismus geschieht -- man jemanden sein bürgerliches Fortkommen erschweren muß? Ist denn der philosophische Proselytismus -- im Ganzen genommen -- von dem theologischen ver- schieden? Ist Herr Rheinold zu Jena darum minder zu schätzen, weil er vom Leibnitzismus zum Kantismus übergangen ist? Oder kann man es dem Herrn Professor Eberhard verargen, daß er in seiner Apologie des Sokrates ganz anders sich äußert, als die gewöhnlichen kirchlichen Denk- und Lehrformen es erheischen? Ist ferner -- dem Gesetze der Perfectibilität gemäß -- nicht jeder Mensch, in gewisser Rucksicht, Proselyt? -- -- Aber so widersprechend handeln wir Menschen, zu- mal wir Protestanten! Ueberall wollen wir auf- klären, überall Gewissensfreiheit als ein Heilig- thum aufrecht erhalten: und treten Männer, von eben diesen Grundsätzen und Gesinnungen beseelt, aus dem Gedränge einer andern Kirchenparthei zu uns herüber, so erschweren wir ihnen ihr Vorankommen als Bürger, achten ihre Brauch- barkeit weniger und brandmarken eben dadurch den despotisch-päpstelnden Geist unsers Mittel- dings von -- Protestantismus. Fort daher mit allem Kirchenplunder, der nur das künstlich
ſirte Umaͤnderung vorzunehmen? Iſt dies ein Fehl- tritt, um deſſen willen — zumal wenn er vom Ka- tholicismus zum Proteſtantismus geſchieht — man jemanden ſein buͤrgerliches Fortkommen erſchweren muß? Iſt denn der philoſophiſche Proſelytismus — im Ganzen genommen — von dem theologiſchen ver- ſchieden? Iſt Herr Rheinold zu Jena darum minder zu ſchaͤtzen, weil er vom Leibnitzismus zum Kantismus uͤbergangen iſt? Oder kann man es dem Herrn Profeſſor Eberhard verargen, daß er in ſeiner Apologie des Sokrates ganz anders ſich aͤußert, als die gewoͤhnlichen kirchlichen Denk- und Lehrformen es erheiſchen? Iſt ferner — dem Geſetze der Perfectibilitaͤt gemaͤß — nicht jeder Menſch, in gewiſſer Ruckſicht, Proſelyt? — — Aber ſo widerſprechend handeln wir Menſchen, zu- mal wir Proteſtanten! Ueberall wollen wir auf- klaͤren, uͤberall Gewiſſensfreiheit als ein Heilig- thum aufrecht erhalten: und treten Maͤnner, von eben dieſen Grundſaͤtzen und Geſinnungen beſeelt, aus dem Gedraͤnge einer andern Kirchenparthei zu uns heruͤber, ſo erſchweren wir ihnen ihr Vorankommen als Buͤrger, achten ihre Brauch- barkeit weniger und brandmarken eben dadurch den deſpotiſch-paͤpſtelnden Geiſt unſers Mittel- dings von — Proteſtantismus. Fort daher mit allem Kirchenplunder, der nur das kuͤnſtlich
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ſirte Umaͤnderung vorzunehmen? Iſt dies ein Fehl-
tritt, um deſſen willen — zumal wenn er vom Ka-
tholicismus zum Proteſtantismus geſchieht — man
jemanden ſein buͤrgerliches Fortkommen erſchweren
muß? Iſt denn der philoſophiſche Proſelytismus —
im Ganzen genommen — von dem theologiſchen ver-
ſchieden? Iſt Herr Rheinold zu Jena darum
minder zu ſchaͤtzen, weil er vom Leibnitzismus zum
Kantismus uͤbergangen iſt? Oder kann man es dem
Herrn Profeſſor Eberhard verargen, daß er in
ſeiner Apologie des Sokrates ganz anders
ſich aͤußert, als die gewoͤhnlichen kirchlichen Denk-
und Lehrformen es erheiſchen? Iſt ferner — dem
Geſetze der Perfectibilitaͤt gemaͤß — nicht jeder
Menſch, in gewiſſer Ruckſicht, Proſelyt? — —
Aber ſo widerſprechend handeln wir Menſchen, zu-
mal wir Proteſtanten! Ueberall wollen wir auf-
klaͤren, uͤberall Gewiſſensfreiheit als ein Heilig-
thum aufrecht erhalten: und treten Maͤnner, von
eben dieſen Grundſaͤtzen und Geſinnungen beſeelt,
aus dem Gedraͤnge einer andern Kirchenparthei
zu uns heruͤber, ſo erſchweren wir ihnen ihr
Vorankommen als Buͤrger, achten ihre Brauch-
barkeit weniger und brandmarken eben dadurch
den deſpotiſch-paͤpſtelnden Geiſt unſers Mittel-
dings von — Proteſtantismus. Fort daher mit
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 377[379]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/381>, abgerufen am 23.11.2024.
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