lich 1784, auf des Herrn Professor Eberhards Rath, nach Halle.
Und diesen Mann der Leiden -- wer sollte es glauben! -- hielten ansehnliche Hallenser eine Zeit- lang für einen -- Kryptokatholiken. Ich selbst habe dergleichen schnurrige absurde Urtheile über ihn ge- hört. Aber so über Herrn Bispink zu urtheilen, hieß doch gewiß recht komisch urtheilen! Ein Mann, welcher drei Jahre lang im Gefängniß schmachten mußte, wegen Antijesuitismus und Antimonachismus, sollte nun ein Emissar seiner Peiniger werden? -- sollte ein Unwesen verbreiten helfen, das ihm so viel Unglück und Verfolgung und dadurch einen unver- söhnlichen Haß gegen Alles, was Pfaffe und positive Religion heißt, zugezogen hatte? Kein Vernünftiger hätte so denken sollen: und doch dachten und sprachen mehrere so, welche sich, wer weis, für welche helle Köpfe halten.
Da ich den katholischen Pfaffismus ziemlich aus der Pfalz her kannte, so war mir es immer ange- nehm, wenn unser Gespräch auf diesen Gegenstand sich lenkte, und Herr Bispink seine freiern Urtheile über dergleichen Fratzen äußerte. Er hat auch eini- ges über diese Possen anonymisch geschrieben, wel- ches, so viel ich davon verstehe, in nuce das Beßte ist, was man über diese Materie hat. Ließen ge- wisse Umstände es zu, ihn als den Verfasser dieser
lich 1784, auf des Herrn Profeſſor Eberhards Rath, nach Halle.
Und dieſen Mann der Leiden — wer ſollte es glauben! — hielten anſehnliche Hallenſer eine Zeit- lang fuͤr einen — Kryptokatholiken. Ich ſelbſt habe dergleichen ſchnurrige abſurde Urtheile uͤber ihn ge- hoͤrt. Aber ſo uͤber Herrn Bispink zu urtheilen, hieß doch gewiß recht komiſch urtheilen! Ein Mann, welcher drei Jahre lang im Gefaͤngniß ſchmachten mußte, wegen Antijeſuitismus und Antimonachismus, ſollte nun ein Emiſſar ſeiner Peiniger werden? — ſollte ein Unweſen verbreiten helfen, das ihm ſo viel Ungluͤck und Verfolgung und dadurch einen unver- ſoͤhnlichen Haß gegen Alles, was Pfaffe und poſitive Religion heißt, zugezogen hatte? Kein Vernuͤnftiger haͤtte ſo denken ſollen: und doch dachten und ſprachen mehrere ſo, welche ſich, wer weis, fuͤr welche helle Koͤpfe halten.
Da ich den katholiſchen Pfaffismus ziemlich aus der Pfalz her kannte, ſo war mir es immer ange- nehm, wenn unſer Geſpraͤch auf dieſen Gegenſtand ſich lenkte, und Herr Bispink ſeine freiern Urtheile uͤber dergleichen Fratzen aͤußerte. Er hat auch eini- ges uͤber dieſe Poſſen anonymiſch geſchrieben, wel- ches, ſo viel ich davon verſtehe, in nuce das Beßte iſt, was man uͤber dieſe Materie hat. Ließen ge- wiſſe Umſtaͤnde es zu, ihn als den Verfaſſer dieſer
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lich 1784, auf des Herrn Profeſſor Eberhards
Rath, nach Halle.
Und dieſen Mann der Leiden — wer ſollte es
glauben! — hielten anſehnliche Hallenſer eine Zeit-
lang fuͤr einen — Kryptokatholiken. Ich ſelbſt habe
dergleichen ſchnurrige abſurde Urtheile uͤber ihn ge-
hoͤrt. Aber ſo uͤber Herrn Bispink zu urtheilen,
hieß doch gewiß recht komiſch urtheilen! Ein Mann,
welcher drei Jahre lang im Gefaͤngniß ſchmachten
mußte, wegen Antijeſuitismus und Antimonachismus,
ſollte nun ein Emiſſar ſeiner Peiniger werden? —
ſollte ein Unweſen verbreiten helfen, das ihm ſo viel
Ungluͤck und Verfolgung und dadurch einen unver-
ſoͤhnlichen Haß gegen Alles, was Pfaffe und poſitive
Religion heißt, zugezogen hatte? Kein Vernuͤnftiger
haͤtte ſo denken ſollen: und doch dachten und ſprachen
mehrere ſo, welche ſich, wer weis, fuͤr welche helle
Koͤpfe halten.
Da ich den katholiſchen Pfaffismus ziemlich aus
der Pfalz her kannte, ſo war mir es immer ange-
nehm, wenn unſer Geſpraͤch auf dieſen Gegenſtand
ſich lenkte, und Herr Bispink ſeine freiern Urtheile
uͤber dergleichen Fratzen aͤußerte. Er hat auch eini-
ges uͤber dieſe Poſſen anonymiſch geſchrieben, wel-
ches, ſo viel ich davon verſtehe, in nuce das Beßte
iſt, was man uͤber dieſe Materie hat. Ließen ge-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 374[376]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/378>, abgerufen am 22.11.2024.
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