schon alle die Herren, an der Zahl über dreißig, zu Dutzbrüdern. Ich wollte wieder nach dem halben Mond zurückkehren; aber das hieße die jenaische Gast- freiheit beleidigen, und daher muste ich bei einem Burschen, eben bei dem obengenannten Herr Hei- nold einkehren, und bei ihm übernachten. Ich hab drei Nachte bei ihm zugebracht, habe täglich den Fürstenkeller besucht, und bin einmal zu Dorfe ge- wesen. Die beiden Nebel von Worms, Heinold, Kaufmann, Vitriarius, Martin und an- dre haben mir während meines damaligen Auffent- halts in Jena viel Vergnügen gemacht. Noch ein- mal Dank dafür!
Ich kannte zwei Professoren in Jena, die erst dahin gekommen waren, -- die Herren Fabri und Schnaubert. Letzteren wollte ich besuchen, und versprach mir gute Aufnahme; allein ich irrte mich. Schnaubert war ehemals, als katholischer Kapel- lan ohnweit Bingen am Rhein, in einen zu genauen Umgang mit seiner Köchin gerathen, und da die Fol- gen dieses Umgangs sichtbar wurden, fürchtete sich Meister Schnaubert vor Marienbornp), ward
p) Ist ein Dorf eine Stunde von Mainz, wo man die Pfaffen, welche sich vergangen haben, einsperrt. Der unglückliche Isenbiehl ist auch da gesessen. Sonst ist ein Gnadenbild der heil. Maria zu Marienborn, das
ſchon alle die Herren, an der Zahl uͤber dreißig, zu Dutzbruͤdern. Ich wollte wieder nach dem halben Mond zuruͤckkehren; aber das hieße die jenaiſche Gaſt- freiheit beleidigen, und daher muſte ich bei einem Burſchen, eben bei dem obengenannten Herr Hei- nold einkehren, und bei ihm uͤbernachten. Ich hab drei Nachte bei ihm zugebracht, habe taͤglich den Fuͤrſtenkeller beſucht, und bin einmal zu Dorfe ge- weſen. Die beiden Nebel von Worms, Heinold, Kaufmann, Vitriarius, Martin und an- dre haben mir waͤhrend meines damaligen Auffent- halts in Jena viel Vergnuͤgen gemacht. Noch ein- mal Dank dafuͤr!
Ich kannte zwei Profeſſoren in Jena, die erſt dahin gekommen waren, — die Herren Fabri und Schnaubert. Letzteren wollte ich beſuchen, und verſprach mir gute Aufnahme; allein ich irrte mich. Schnaubert war ehemals, als katholiſcher Kapel- lan ohnweit Bingen am Rhein, in einen zu genauen Umgang mit ſeiner Koͤchin gerathen, und da die Fol- gen dieſes Umgangs ſichtbar wurden, fuͤrchtete ſich Meiſter Schnaubert vor Marienbornp), ward
p) Iſt ein Dorf eine Stunde von Mainz, wo man die Pfaffen, welche ſich vergangen haben, einſperrt. Der ungluͤckliche Iſenbiehl iſt auch da geſeſſen. Sonſt iſt ein Gnadenbild der heil. Maria zu Marienborn, das
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[319[329]/0331]
ſchon alle die Herren, an der Zahl uͤber dreißig, zu
Dutzbruͤdern. Ich wollte wieder nach dem halben
Mond zuruͤckkehren; aber das hieße die jenaiſche Gaſt-
freiheit beleidigen, und daher muſte ich bei einem
Burſchen, eben bei dem obengenannten Herr Hei-
nold einkehren, und bei ihm uͤbernachten. Ich hab
drei Nachte bei ihm zugebracht, habe taͤglich den
Fuͤrſtenkeller beſucht, und bin einmal zu Dorfe ge-
weſen. Die beiden Nebel von Worms, Heinold,
Kaufmann, Vitriarius, Martin und an-
dre haben mir waͤhrend meines damaligen Auffent-
halts in Jena viel Vergnuͤgen gemacht. Noch ein-
mal Dank dafuͤr!
Ich kannte zwei Profeſſoren in Jena, die erſt
dahin gekommen waren, — die Herren Fabri und
Schnaubert. Letzteren wollte ich beſuchen, und
verſprach mir gute Aufnahme; allein ich irrte mich.
Schnaubert war ehemals, als katholiſcher Kapel-
lan ohnweit Bingen am Rhein, in einen zu genauen
Umgang mit ſeiner Koͤchin gerathen, und da die Fol-
gen dieſes Umgangs ſichtbar wurden, fuͤrchtete ſich
Meiſter Schnaubert vor Marienborn p), ward
p) Iſt ein Dorf eine Stunde von Mainz, wo man die
Pfaffen, welche ſich vergangen haben, einſperrt. Der
ungluͤckliche Iſenbiehl iſt auch da geſeſſen. Sonſt iſt
ein Gnadenbild der heil. Maria zu Marienborn, das
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 319[329]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/331>, abgerufen am 24.11.2024.
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