ihrer Belehrung werden. Selbst lesen thut der ge- meine Mann in Städten und Dörfern selten: und ließt er auch, so ist das Meiste für ihn zu ho[ - 2 Zeichen fehlen]: wo soll er also Licht hernehmen, wenn man es ihm in der Schule und Kirche unter Scheffeln versteckt, oder was noch ärger ist, wenn selbst Schul- und Kirchen- lehrer so düster leuchten, daß sie des Putzens von allen Seiten selbst bedürfen! Und daß dies der Fall auf den meisten Weimarischen Dörfern sei, wird uns nicht befremden, wenn wir wissen, daß selbst Wei- mar hiervon nicht ausgenommen ist. Gar Weime- ranerinnen bekennen, daß es keinen elendern Mäd- chen-Schulmeister geben könne, als ihr Hr. Knob- lauch gewesen sey: und dieser Stümper vor dem Herrn ist jetzt Pastor auf einem Dorfe! Stecken nicht auch die Predigten des jetzigen Vicepräsidenten Herders gegen die Predigten seiner orthodoxen Herren Amtsbrüder in und um Weimar gegen ein- ander ab, wie Tag gegen Nacht und Licht gegen Finsterniß? Und doch haben die letztern mehr Zuhö- rer, als der erstere -- allerdings aus der Classe der christlichen Kretis und Pletis, die auch im Weima- rischen noch über alle Erwartung hinaus ist. Hierzu nehme man den Weimarischen Katechismus, nebst Gesangbuch und Kirchen-Agende: welch ein alter Sauerteig riecht nicht in allen dreien! Herder, der göttliche Herder, hat gewiß Verbesserungen
ihrer Belehrung werden. Selbſt leſen thut der ge- meine Mann in Staͤdten und Doͤrfern ſelten: und ließt er auch, ſo iſt das Meiſte fuͤr ihn zu ho[ – 2 Zeichen fehlen]: wo ſoll er alſo Licht hernehmen, wenn man es ihm in der Schule und Kirche unter Scheffeln verſteckt, oder was noch aͤrger iſt, wenn ſelbſt Schul- und Kirchen- lehrer ſo duͤſter leuchten, daß ſie des Putzens von allen Seiten ſelbſt beduͤrfen! Und daß dies der Fall auf den meiſten Weimariſchen Doͤrfern ſei, wird uns nicht befremden, wenn wir wiſſen, daß ſelbſt Wei- mar hiervon nicht ausgenommen iſt. Gar Weime- ranerinnen bekennen, daß es keinen elendern Maͤd- chen-Schulmeiſter geben koͤnne, als ihr Hr. Knob- lauch geweſen ſey: und dieſer Stuͤmper vor dem Herrn iſt jetzt Paſtor auf einem Dorfe! Stecken nicht auch die Predigten des jetzigen Vicepraͤſidenten Herders gegen die Predigten ſeiner orthodoxen Herren Amtsbruͤder in und um Weimar gegen ein- ander ab, wie Tag gegen Nacht und Licht gegen Finſterniß? Und doch haben die letztern mehr Zuhoͤ- rer, als der erſtere — allerdings aus der Claſſe der chriſtlichen Kretis und Pletis, die auch im Weima- riſchen noch uͤber alle Erwartung hinaus iſt. Hierzu nehme man den Weimariſchen Katechismus, nebſt Geſangbuch und Kirchen-Agende: welch ein alter Sauerteig riecht nicht in allen dreien! Herder, der goͤttliche Herder, hat gewiß Verbeſſerungen
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ihrer Belehrung werden. Selbſt leſen thut der ge-
meine Mann in Staͤdten und Doͤrfern ſelten: und
ließt er auch, ſo iſt das Meiſte fuͤr ihn zu ho__: wo
ſoll er alſo Licht hernehmen, wenn man es ihm in
der Schule und Kirche unter Scheffeln verſteckt, oder
was noch aͤrger iſt, wenn ſelbſt Schul- und Kirchen-
lehrer ſo duͤſter leuchten, daß ſie des Putzens von
allen Seiten ſelbſt beduͤrfen! Und daß dies der Fall
auf den meiſten Weimariſchen Doͤrfern ſei, wird uns
nicht befremden, wenn wir wiſſen, daß ſelbſt Wei-
mar hiervon nicht ausgenommen iſt. Gar Weime-
ranerinnen bekennen, daß es keinen elendern Maͤd-
chen-Schulmeiſter geben koͤnne, als ihr Hr. Knob-
lauch geweſen ſey: und dieſer Stuͤmper vor dem
Herrn iſt jetzt Paſtor auf einem Dorfe! Stecken
nicht auch die Predigten des jetzigen Vicepraͤſidenten
Herders gegen die Predigten ſeiner orthodoxen
Herren Amtsbruͤder in und um Weimar gegen ein-
ander ab, wie Tag gegen Nacht und Licht gegen
Finſterniß? Und doch haben die letztern mehr Zuhoͤ-
rer, als der erſtere — allerdings aus der Claſſe der
chriſtlichen Kretis und Pletis, die auch im Weima-
riſchen noch uͤber alle Erwartung hinaus iſt. Hierzu
nehme man den Weimariſchen Katechismus, nebſt
Geſangbuch und Kirchen-Agende: welch ein alter
Sauerteig riecht nicht in allen dreien! Herder,
der goͤttliche Herder, hat gewiß Verbeſſerungen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 316[326]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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