Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Wirthschaft trieb. -- Aber wie erschrack ich, als
ich meine Schöne, meine unvergleichliche Jungfer
Braut hier auf dem Schooß eines Gnoten sah!
Sie lief zwar sogleich vom Gnoten weg, und ver-
barg sich hinterm Ofen: mir aber verging die Lust,
sie dort hervor zu suchen, oder ihr gar Vorwürfe zu
machen. Ich begab mich vielmehr auf meine Wache,
legte mich auf die Pritsche und schlief bis an den
Tag. Seit diesem Abend war ich von meiner Liebe,
oder vielmehr von meiner Lust, die Jungfer Pabstin
zu heurathen, geheilt, und das kaum vier Wochen
nach obigem Gespräch mit meinem Hauptmann. Da
war ich denn wieder häßlich geprellt!

Den berüchtigten Baron Grossing lernte
ich 1785 kennen, nachdem er seine Spitzbubereien
in Leipzig nicht mehr fortsetzen konnte, und nach
Halle gekommen war. Ich habe auch einigemal mit
ihm gesprochen, und viele von seinen Großspreche-
reien angehört. Seine betrügerischen Unternehmun-
gen
will ich vorbeigehen, da sie schon in öffentlichen
Schriften, besonders in der A. L. Z. in dem Leben
dieses Schwindelkopfs von meinem Freunde, dem
Herrn Professor Wadzeck zu Berlin, im deutschen
Zuschauer, und in der Beleuchtung der Trenkischen
Lebensgeschichte hinlänglich gerügt sind. Ich führe
daher nur noch einen Handel an, den ich mit diesem
Erzschuft gehabt habe.


Wirthſchaft trieb. — Aber wie erſchrack ich, als
ich meine Schoͤne, meine unvergleichliche Jungfer
Braut hier auf dem Schooß eines Gnoten ſah!
Sie lief zwar ſogleich vom Gnoten weg, und ver-
barg ſich hinterm Ofen: mir aber verging die Luſt,
ſie dort hervor zu ſuchen, oder ihr gar Vorwuͤrfe zu
machen. Ich begab mich vielmehr auf meine Wache,
legte mich auf die Pritſche und ſchlief bis an den
Tag. Seit dieſem Abend war ich von meiner Liebe,
oder vielmehr von meiner Luſt, die Jungfer Pabſtin
zu heurathen, geheilt, und das kaum vier Wochen
nach obigem Geſpraͤch mit meinem Hauptmann. Da
war ich denn wieder haͤßlich geprellt!

Den beruͤchtigten Baron Groſſing lernte
ich 1785 kennen, nachdem er ſeine Spitzbubereien
in Leipzig nicht mehr fortſetzen konnte, und nach
Halle gekommen war. Ich habe auch einigemal mit
ihm geſprochen, und viele von ſeinen Großſpreche-
reien angehoͤrt. Seine betruͤgeriſchen Unternehmun-
gen
will ich vorbeigehen, da ſie ſchon in oͤffentlichen
Schriften, beſonders in der A. L. Z. in dem Leben
dieſes Schwindelkopfs von meinem Freunde, dem
Herrn Profeſſor Wadzeck zu Berlin, im deutſchen
Zuſchauer, und in der Beleuchtung der Trenkiſchen
Lebensgeſchichte hinlaͤnglich geruͤgt ſind. Ich fuͤhre
daher nur noch einen Handel an, den ich mit dieſem
Erzſchuft gehabt habe.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0320" n="308[318]"/>
Wirth&#x017F;chaft trieb. &#x2014; Aber wie er&#x017F;chrack ich, als<lb/>
ich meine Scho&#x0364;ne, meine unvergleichliche Jungfer<lb/>
Braut hier auf dem Schooß eines Gnoten &#x017F;ah!<lb/>
Sie lief zwar &#x017F;ogleich vom Gnoten weg, und ver-<lb/>
barg &#x017F;ich hinterm Ofen: mir aber verging die Lu&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ie dort hervor zu &#x017F;uchen, oder ihr gar Vorwu&#x0364;rfe zu<lb/>
machen. Ich begab mich vielmehr auf meine Wache,<lb/>
legte mich auf die Prit&#x017F;che und &#x017F;chlief bis an den<lb/>
Tag. Seit die&#x017F;em Abend war ich von meiner Liebe,<lb/>
oder vielmehr von meiner Lu&#x017F;t, die Jungfer Pab&#x017F;tin<lb/>
zu heurathen, geheilt, und das kaum vier Wochen<lb/>
nach obigem Ge&#x017F;pra&#x0364;ch mit meinem Hauptmann. Da<lb/>
war ich denn wieder ha&#x0364;ßlich geprellt!</p><lb/>
        <p>Den beru&#x0364;chtigten Baron <hi rendition="#g">Gro&#x017F;&#x017F;ing</hi> lernte<lb/>
ich 1785 kennen, nachdem er &#x017F;eine Spitzbubereien<lb/>
in Leipzig nicht mehr fort&#x017F;etzen konnte, und nach<lb/>
Halle gekommen war. Ich habe auch einigemal mit<lb/>
ihm ge&#x017F;prochen, und viele von &#x017F;einen Groß&#x017F;preche-<lb/>
reien angeho&#x0364;rt. Seine betru&#x0364;geri&#x017F;chen <choice><sic>Unternehmnn-<lb/>
gen</sic><corr>Unternehmun-<lb/>
gen</corr></choice> will ich vorbeigehen, da &#x017F;ie &#x017F;chon in o&#x0364;ffentlichen<lb/>
Schriften, be&#x017F;onders in der A. L. Z. in dem Leben<lb/>
die&#x017F;es Schwindelkopfs von meinem Freunde, dem<lb/>
Herrn Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Wadzeck</hi> zu Berlin, im deut&#x017F;chen<lb/>
Zu&#x017F;chauer, und in der Beleuchtung der Trenki&#x017F;chen<lb/>
Lebensge&#x017F;chichte hinla&#x0364;nglich geru&#x0364;gt &#x017F;ind. Ich fu&#x0364;hre<lb/>
daher nur noch einen Handel an, den ich mit die&#x017F;em<lb/>
Erz&#x017F;chuft gehabt habe.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308[318]/0320] Wirthſchaft trieb. — Aber wie erſchrack ich, als ich meine Schoͤne, meine unvergleichliche Jungfer Braut hier auf dem Schooß eines Gnoten ſah! Sie lief zwar ſogleich vom Gnoten weg, und ver- barg ſich hinterm Ofen: mir aber verging die Luſt, ſie dort hervor zu ſuchen, oder ihr gar Vorwuͤrfe zu machen. Ich begab mich vielmehr auf meine Wache, legte mich auf die Pritſche und ſchlief bis an den Tag. Seit dieſem Abend war ich von meiner Liebe, oder vielmehr von meiner Luſt, die Jungfer Pabſtin zu heurathen, geheilt, und das kaum vier Wochen nach obigem Geſpraͤch mit meinem Hauptmann. Da war ich denn wieder haͤßlich geprellt! Den beruͤchtigten Baron Groſſing lernte ich 1785 kennen, nachdem er ſeine Spitzbubereien in Leipzig nicht mehr fortſetzen konnte, und nach Halle gekommen war. Ich habe auch einigemal mit ihm geſprochen, und viele von ſeinen Großſpreche- reien angehoͤrt. Seine betruͤgeriſchen Unternehmun- gen will ich vorbeigehen, da ſie ſchon in oͤffentlichen Schriften, beſonders in der A. L. Z. in dem Leben dieſes Schwindelkopfs von meinem Freunde, dem Herrn Profeſſor Wadzeck zu Berlin, im deutſchen Zuſchauer, und in der Beleuchtung der Trenkiſchen Lebensgeſchichte hinlaͤnglich geruͤgt ſind. Ich fuͤhre daher nur noch einen Handel an, den ich mit dieſem Erzſchuft gehabt habe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/320
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 308[318]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/320>, abgerufen am 24.11.2024.