zelten Unarten abzulegen. Daher sah ich auch recht wohl ein, daß ich mich zu andern Geschäften und zu einer andern Lebensart nicht gut schicken würde. Erinnerte ich mich ferner an meine Feinde, und an die Ohnmacht und den Leichtsinn meiner Gönner, so verlohr ich vollends alles Vertrauen, und das "du mußt Soldat bleiben" blieb mir allein zurück. Weil ich überdies, seit dem ich diesen Stand erwischt, -- ja, erwischt -- hatte, mich niemals ganz unglück- lich fühlte, vielmehr manchen frohen Augenblick ge- nossen hatte, so war mir die Vorstellung einer ewi- gen Soldatenschaft gar nicht bitter, wielweniger unerträglich. Du aber, junger Wüstling, merke dir das Sprüchwort wohl: Wer nicht hören will, der muß fühlen -- oder wie man anderwärts sagt -- dem Kalbfell folgen, das ist -- der Trommel. --
Der redliche Hr. Baron von F***, welchen ich schon als meinen besten Freund beschrieben habe, schrieb mir auch, und hielt mir in sehr derben Aus- drücken meinen Schritt, und besonders das vor, daß ich ihn dabei vergessen hätte. Sein ganzer Brief war in einem Ton geschrieben, dessen sich ein aufrich- tiger aber zum Zorn gereizter Freund bedienen muß. Er warf mir vor, daß ich so ein Esel gewesen wäre, und an meinem Glück verzweifelt hätte, da doch er mir noch übrig gewesen wäre! Wenn auch Alles zu Grund ginge, so wollte er sich meiner allein doch
zelten Unarten abzulegen. Daher ſah ich auch recht wohl ein, daß ich mich zu andern Geſchaͤften und zu einer andern Lebensart nicht gut ſchicken wuͤrde. Erinnerte ich mich ferner an meine Feinde, und an die Ohnmacht und den Leichtſinn meiner Goͤnner, ſo verlohr ich vollends alles Vertrauen, und das „du mußt Soldat bleiben“ blieb mir allein zuruͤck. Weil ich uͤberdies, ſeit dem ich dieſen Stand erwiſcht, — ja, erwiſcht — hatte, mich niemals ganz ungluͤck- lich fuͤhlte, vielmehr manchen frohen Augenblick ge- noſſen hatte, ſo war mir die Vorſtellung einer ewi- gen Soldatenſchaft gar nicht bitter, wielweniger unertraͤglich. Du aber, junger Wuͤſtling, merke dir das Spruͤchwort wohl: Wer nicht hoͤren will, der muß fuͤhlen — oder wie man anderwaͤrts ſagt — dem Kalbfell folgen, das iſt — der Trommel. —
Der redliche Hr. Baron von F***, welchen ich ſchon als meinen beſten Freund beſchrieben habe, ſchrieb mir auch, und hielt mir in ſehr derben Aus- druͤcken meinen Schritt, und beſonders das vor, daß ich ihn dabei vergeſſen haͤtte. Sein ganzer Brief war in einem Ton geſchrieben, deſſen ſich ein aufrich- tiger aber zum Zorn gereizter Freund bedienen muß. Er warf mir vor, daß ich ſo ein Eſel geweſen waͤre, und an meinem Gluͤck verzweifelt haͤtte, da doch er mir noch uͤbrig geweſen waͤre! Wenn auch Alles zu Grund ginge, ſo wollte er ſich meiner allein doch
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[298[308]/0310]
zelten Unarten abzulegen. Daher ſah ich auch recht
wohl ein, daß ich mich zu andern Geſchaͤften und
zu einer andern Lebensart nicht gut ſchicken wuͤrde.
Erinnerte ich mich ferner an meine Feinde, und an
die Ohnmacht und den Leichtſinn meiner Goͤnner, ſo
verlohr ich vollends alles Vertrauen, und das „du
mußt Soldat bleiben“ blieb mir allein zuruͤck. Weil
ich uͤberdies, ſeit dem ich dieſen Stand erwiſcht, —
ja, erwiſcht — hatte, mich niemals ganz ungluͤck-
lich fuͤhlte, vielmehr manchen frohen Augenblick ge-
noſſen hatte, ſo war mir die Vorſtellung einer ewi-
gen Soldatenſchaft gar nicht bitter, wielweniger
unertraͤglich. Du aber, junger Wuͤſtling, merke
dir das Spruͤchwort wohl: Wer nicht hoͤren will,
der muß fuͤhlen — oder wie man anderwaͤrts ſagt —
dem Kalbfell folgen, das iſt — der Trommel. —
Der redliche Hr. Baron von F***, welchen
ich ſchon als meinen beſten Freund beſchrieben habe,
ſchrieb mir auch, und hielt mir in ſehr derben Aus-
druͤcken meinen Schritt, und beſonders das vor,
daß ich ihn dabei vergeſſen haͤtte. Sein ganzer Brief
war in einem Ton geſchrieben, deſſen ſich ein aufrich-
tiger aber zum Zorn gereizter Freund bedienen muß.
Er warf mir vor, daß ich ſo ein Eſel geweſen waͤre,
und an meinem Gluͤck verzweifelt haͤtte, da doch er
mir noch uͤbrig geweſen waͤre! Wenn auch Alles zu
Grund ginge, ſo wollte er ſich meiner allein doch
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 298[308]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/310>, abgerufen am 24.11.2024.
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