Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Kapitain, that keine Wachen, und konnte da-
her meine Lehrstunden nach mehr Ordnung und Be-
quemlichkeit abwarten. Dies nöthigte mich aber,
meine Sachen so einzurichten, daß ich von meinem
Verdienst bei Studenten leben konnte, welches an
einem Orte, wie Halle, wo so ziemlich alles theuer
ist, und bei einer blos von Studenten abhängenden
Lebensart etwas schwer hält. Ich kann indeß nicht
klagen, daß es mir jemals an Scholaren gefehlt habe:
meine Stunden waren so ziemlich besetzt; würden es
aber nicht gewesen seyn, wenn ich soviel dafür hätte
nehmen wollen, als die gewöhnlichen Sprachmeister.
Daß ich das nicht that, kann man mir im geringsten
nicht verdenken: ich konnte ja meine Lektionen ganz
und gar umsonst geben, und folglich auch so wohl-
feil, als ich dies für mich und meine Kundschaft für
gut fand. Wie es indeß zu gehen pflegt, daß das
Handwerk neidet, so ging es auch hier. Der hiesige
italiänische Sprachmeister Boselli, setzte meine
Lectionen überall herab, blos darum: weil ich mir
ja nur zwei Groschen für die Stunde geben ließe!
Eben so machten es einige andere dieser Herren: ich
ließ sie aber machen, und versah meine Scholaren
so gut ich konnte.

Für mich selbst studirte ich nach Semlers Rath
in Tertullians Werken, aus welchen ich die dogmati-

Zweiter Theil. T

dem Kapitain, that keine Wachen, und konnte da-
her meine Lehrſtunden nach mehr Ordnung und Be-
quemlichkeit abwarten. Dies noͤthigte mich aber,
meine Sachen ſo einzurichten, daß ich von meinem
Verdienſt bei Studenten leben konnte, welches an
einem Orte, wie Halle, wo ſo ziemlich alles theuer
iſt, und bei einer blos von Studenten abhaͤngenden
Lebensart etwas ſchwer haͤlt. Ich kann indeß nicht
klagen, daß es mir jemals an Scholaren gefehlt habe:
meine Stunden waren ſo ziemlich beſetzt; wuͤrden es
aber nicht geweſen ſeyn, wenn ich ſoviel dafuͤr haͤtte
nehmen wollen, als die gewoͤhnlichen Sprachmeiſter.
Daß ich das nicht that, kann man mir im geringſten
nicht verdenken: ich konnte ja meine Lektionen ganz
und gar umſonſt geben, und folglich auch ſo wohl-
feil, als ich dies fuͤr mich und meine Kundſchaft fuͤr
gut fand. Wie es indeß zu gehen pflegt, daß das
Handwerk neidet, ſo ging es auch hier. Der hieſige
italiaͤniſche Sprachmeiſter Boſelli, ſetzte meine
Lectionen uͤberall herab, blos darum: weil ich mir
ja nur zwei Groſchen fuͤr die Stunde geben ließe!
Eben ſo machten es einige andere dieſer Herren: ich
ließ ſie aber machen, und verſah meine Scholaren
ſo gut ich konnte.

Fuͤr mich ſelbſt ſtudirte ich nach Semlers Rath
in Tertullians Werken, aus welchen ich die dogmati-

Zweiter Theil. T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0291" n="279[289]"/>
dem Kapitain, that keine Wachen, und konnte da-<lb/>
her meine Lehr&#x017F;tunden nach mehr Ordnung und Be-<lb/>
quemlichkeit abwarten. Dies no&#x0364;thigte mich aber,<lb/>
meine Sachen &#x017F;o einzurichten, daß ich von meinem<lb/>
Verdien&#x017F;t bei Studenten leben konnte, welches an<lb/>
einem Orte, wie Halle, wo &#x017F;o ziemlich alles theuer<lb/>
i&#x017F;t, und bei einer blos von Studenten abha&#x0364;ngenden<lb/>
Lebensart etwas &#x017F;chwer ha&#x0364;lt. Ich kann indeß nicht<lb/>
klagen, daß es mir jemals an Scholaren gefehlt habe:<lb/>
meine Stunden waren &#x017F;o ziemlich be&#x017F;etzt; wu&#x0364;rden es<lb/>
aber nicht gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, wenn ich &#x017F;oviel dafu&#x0364;r ha&#x0364;tte<lb/>
nehmen wollen, als die gewo&#x0364;hnlichen Sprachmei&#x017F;ter.<lb/>
Daß ich das nicht that, kann man mir im gering&#x017F;ten<lb/>
nicht verdenken: ich konnte ja meine Lektionen ganz<lb/>
und gar um&#x017F;on&#x017F;t geben, und folglich auch &#x017F;o wohl-<lb/>
feil, als ich dies fu&#x0364;r mich und meine Kund&#x017F;chaft fu&#x0364;r<lb/>
gut fand. Wie es indeß zu gehen pflegt, daß das<lb/>
Handwerk neidet, &#x017F;o ging es auch hier. Der hie&#x017F;ige<lb/>
italia&#x0364;ni&#x017F;che Sprachmei&#x017F;ter <hi rendition="#g">Bo&#x017F;elli</hi>, &#x017F;etzte meine<lb/>
Lectionen u&#x0364;berall herab, blos darum: weil ich mir<lb/>
ja nur zwei Gro&#x017F;chen fu&#x0364;r die Stunde geben ließe!<lb/>
Eben &#x017F;o machten es einige andere die&#x017F;er Herren: ich<lb/>
ließ &#x017F;ie aber machen, und ver&#x017F;ah meine Scholaren<lb/>
&#x017F;o gut ich konnte.</p><lb/>
        <p>Fu&#x0364;r mich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tudirte ich nach Semlers Rath<lb/>
in Tertullians Werken, aus welchen ich die dogmati-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Zweiter Theil. T</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279[289]/0291] dem Kapitain, that keine Wachen, und konnte da- her meine Lehrſtunden nach mehr Ordnung und Be- quemlichkeit abwarten. Dies noͤthigte mich aber, meine Sachen ſo einzurichten, daß ich von meinem Verdienſt bei Studenten leben konnte, welches an einem Orte, wie Halle, wo ſo ziemlich alles theuer iſt, und bei einer blos von Studenten abhaͤngenden Lebensart etwas ſchwer haͤlt. Ich kann indeß nicht klagen, daß es mir jemals an Scholaren gefehlt habe: meine Stunden waren ſo ziemlich beſetzt; wuͤrden es aber nicht geweſen ſeyn, wenn ich ſoviel dafuͤr haͤtte nehmen wollen, als die gewoͤhnlichen Sprachmeiſter. Daß ich das nicht that, kann man mir im geringſten nicht verdenken: ich konnte ja meine Lektionen ganz und gar umſonſt geben, und folglich auch ſo wohl- feil, als ich dies fuͤr mich und meine Kundſchaft fuͤr gut fand. Wie es indeß zu gehen pflegt, daß das Handwerk neidet, ſo ging es auch hier. Der hieſige italiaͤniſche Sprachmeiſter Boſelli, ſetzte meine Lectionen uͤberall herab, blos darum: weil ich mir ja nur zwei Groſchen fuͤr die Stunde geben ließe! Eben ſo machten es einige andere dieſer Herren: ich ließ ſie aber machen, und verſah meine Scholaren ſo gut ich konnte. Fuͤr mich ſelbſt ſtudirte ich nach Semlers Rath in Tertullians Werken, aus welchen ich die dogmati- Zweiter Theil. T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/291
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 279[289]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/291>, abgerufen am 24.11.2024.