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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Sache und die Abwechselung der Gegenstände mach-
ten, daß ich alle Mühe vergaß, und blos an dem
hing, was ich noch nicht gesehen hatte. In Mag-
deburg besuchten mich meine Freunde, besonders Herr
Molweide, von welchem ich schon oben geredet habe.
Jeder bedaurte mich, und jeder sprach mir guten
Muth ein. Ich hatte aber die Tröstungen nicht
nöthig. Man maaß mich nach sich, und -- irrte.

Man hat hin und wieder die Gewohnheit
zu sagen: "So grob, wie ein Magdeburger!"
Dieses Sprichwort thut den guten Magdeburgern
zu viel. Ich habe die Leute öfters gesehen, und
bin seit neun Jahren, alle Jahr zur Revüezeit,
mit ihnen umgegangen. Es giebt freilich einige
Superfeine, auch Grobe und Ungeschliffene zu
Magdeburg, wie überall; im Durchschnitt aber
sind die Einwohner dieser Stadt nach ächt deutscher
Sitte bieder, zuvorkommend und mittheilend, be-
sonders das Frauenzimmer -- in allen Ehren, --
welchem auch der Ruhm der Schönheit vor andern
Städterinnen zukömmt.



Sache und die Abwechſelung der Gegenſtaͤnde mach-
ten, daß ich alle Muͤhe vergaß, und blos an dem
hing, was ich noch nicht geſehen hatte. In Mag-
deburg beſuchten mich meine Freunde, beſonders Herr
Molweide, von welchem ich ſchon oben geredet habe.
Jeder bedaurte mich, und jeder ſprach mir guten
Muth ein. Ich hatte aber die Troͤſtungen nicht
noͤthig. Man maaß mich nach ſich, und — irrte.

Man hat hin und wieder die Gewohnheit
zu ſagen: „So grob, wie ein Magdeburger!“
Dieſes Sprichwort thut den guten Magdeburgern
zu viel. Ich habe die Leute oͤfters geſehen, und
bin ſeit neun Jahren, alle Jahr zur Revuͤezeit,
mit ihnen umgegangen. Es giebt freilich einige
Superfeine, auch Grobe und Ungeſchliffene zu
Magdeburg, wie uͤberall; im Durchſchnitt aber
ſind die Einwohner dieſer Stadt nach aͤcht deutſcher
Sitte bieder, zuvorkommend und mittheilend, be-
ſonders das Frauenzimmer — in allen Ehren, —
welchem auch der Ruhm der Schoͤnheit vor andern
Staͤdterinnen zukoͤmmt.



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[277[287]/0289] Sache und die Abwechſelung der Gegenſtaͤnde mach- ten, daß ich alle Muͤhe vergaß, und blos an dem hing, was ich noch nicht geſehen hatte. In Mag- deburg beſuchten mich meine Freunde, beſonders Herr Molweide, von welchem ich ſchon oben geredet habe. Jeder bedaurte mich, und jeder ſprach mir guten Muth ein. Ich hatte aber die Troͤſtungen nicht noͤthig. Man maaß mich nach ſich, und — irrte. Man hat hin und wieder die Gewohnheit zu ſagen: „So grob, wie ein Magdeburger!“ Dieſes Sprichwort thut den guten Magdeburgern zu viel. Ich habe die Leute oͤfters geſehen, und bin ſeit neun Jahren, alle Jahr zur Revuͤezeit, mit ihnen umgegangen. Es giebt freilich einige Superfeine, auch Grobe und Ungeſchliffene zu Magdeburg, wie uͤberall; im Durchſchnitt aber ſind die Einwohner dieſer Stadt nach aͤcht deutſcher Sitte bieder, zuvorkommend und mittheilend, be- ſonders das Frauenzimmer — in allen Ehren, — welchem auch der Ruhm der Schoͤnheit vor andern Staͤdterinnen zukoͤmmt.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 277[287]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/289>, abgerufen am 24.11.2024.