Laukhard zuweilen noch ein Fleckchen Gutes war: denn sich der Bedrängten mit Aufopferung annehmen und sie nach Vermögen unterstützen, ist gut und löblich.
Herr von Müffling vertraute mir bald nach meiner Annahme bei seiner Kompagnie, den Unter- richt seines ältesten Sohns, des jetzigen Herrn Leutenants, Friedrich von Müffling, in der französischen Sprache an. Er wußte, daß ich schon damals auf wohlfeilerm Fuß, als die gewöhn- lichen Sprachmeister, unterrichtete, und gab mir doch, so sehr ich auch widersprach, eben so viel, als einem ordentlich privilegirten Universitäts-Sprach- meister und Lector gegeben wird. Die Frau von Müffling, eine Dame, die alle Ehrfurcht verdient, und die die Menschenliebe und Leutseligkeit selbst ist, behandelte mich besonders gütig. Die Müfflingischen Kinder hatten zwar schon einen Hofmeister, Herrn Schimmelpfennig aus Weimar; da dieser aber wenig französisch verstand, wenigstens es nicht spre- chen konnte, so ersetzte ich das, und ich muß beken- nen, daß der junge Baron sichtbar zunahm. Ueber- haupt waren die Kinder des Hauptmanns für ihr Alter sehr gut erzogen und unterrichtet: ihr Vater gab genau auf alle ihre Schritte und Tritte selbst mit Acht, und ausser den Lehrstunden, waren sie gemei- niglich bei ihrer vortreflichen Mutter. Die beiden jüngern Söhne, Franz und Wilhelm waren
Laukhard zuweilen noch ein Fleckchen Gutes war: denn ſich der Bedraͤngten mit Aufopferung annehmen und ſie nach Vermoͤgen unterſtuͤtzen, iſt gut und loͤblich.
Herr von Muͤffling vertraute mir bald nach meiner Annahme bei ſeiner Kompagnie, den Unter- richt ſeines aͤlteſten Sohns, des jetzigen Herrn Leutenants, Friedrich von Muͤffling, in der franzoͤſiſchen Sprache an. Er wußte, daß ich ſchon damals auf wohlfeilerm Fuß, als die gewoͤhn- lichen Sprachmeiſter, unterrichtete, und gab mir doch, ſo ſehr ich auch widerſprach, eben ſo viel, als einem ordentlich privilegirten Univerſitaͤts-Sprach- meiſter und Lector gegeben wird. Die Frau von Muͤffling, eine Dame, die alle Ehrfurcht verdient, und die die Menſchenliebe und Leutſeligkeit ſelbſt iſt, behandelte mich beſonders guͤtig. Die Muͤfflingiſchen Kinder hatten zwar ſchon einen Hofmeiſter, Herrn Schimmelpfennig aus Weimar; da dieſer aber wenig franzoͤſiſch verſtand, wenigſtens es nicht ſpre- chen konnte, ſo erſetzte ich das, und ich muß beken- nen, daß der junge Baron ſichtbar zunahm. Ueber- haupt waren die Kinder des Hauptmanns fuͤr ihr Alter ſehr gut erzogen und unterrichtet: ihr Vater gab genau auf alle ihre Schritte und Tritte ſelbſt mit Acht, und auſſer den Lehrſtunden, waren ſie gemei- niglich bei ihrer vortreflichen Mutter. Die beiden juͤngern Soͤhne, Franz und Wilhelm waren
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Laukhard zuweilen noch ein Fleckchen Gutes war: denn
ſich der Bedraͤngten mit Aufopferung annehmen und
ſie nach Vermoͤgen unterſtuͤtzen, iſt gut und loͤblich.
Herr von Muͤffling vertraute mir bald nach
meiner Annahme bei ſeiner Kompagnie, den Unter-
richt ſeines aͤlteſten Sohns, des jetzigen Herrn
Leutenants, Friedrich von Muͤffling, in der
franzoͤſiſchen Sprache an. Er wußte, daß ich ſchon
damals auf wohlfeilerm Fuß, als die gewoͤhn-
lichen Sprachmeiſter, unterrichtete, und gab mir
doch, ſo ſehr ich auch widerſprach, eben ſo viel, als
einem ordentlich privilegirten Univerſitaͤts-Sprach-
meiſter und Lector gegeben wird. Die Frau von
Muͤffling, eine Dame, die alle Ehrfurcht verdient,
und die die Menſchenliebe und Leutſeligkeit ſelbſt iſt,
behandelte mich beſonders guͤtig. Die Muͤfflingiſchen
Kinder hatten zwar ſchon einen Hofmeiſter, Herrn
Schimmelpfennig aus Weimar; da dieſer aber
wenig franzoͤſiſch verſtand, wenigſtens es nicht ſpre-
chen konnte, ſo erſetzte ich das, und ich muß beken-
nen, daß der junge Baron ſichtbar zunahm. Ueber-
haupt waren die Kinder des Hauptmanns fuͤr ihr
Alter ſehr gut erzogen und unterrichtet: ihr Vater
gab genau auf alle ihre Schritte und Tritte ſelbſt mit
Acht, und auſſer den Lehrſtunden, waren ſie gemei-
niglich bei ihrer vortreflichen Mutter. Die beiden
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 271[281]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/283>, abgerufen am 24.11.2024.
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