Die Madam Zutzel war ordentlich gemacht, einen Mann unter die Erde zu bringen, wenn er weniger unempfindlich gewesen wäre, als der ihrige. Einer war ihr schon davon gelaufen, weil er ihre ab- surde Grillen nicht weiter vertragen konnte: darauf war sie geschieden worden, und so hatte sie Freund Zutzel genommen. Den ganzen langen Tag nörgelte sie, besonders wenn sie besoffen war, zankte mit ihrem Manne und ihren Soldaten, und wenn sie nichts zu zanken hatte, so schlug sie ihren Hund Perl oder ihre Katze Minette.
In diesem Quartire lag ich nun! Wie wirds da dem armen Schelm gegangen seyn? werden mei- ne gutmüthigen Leser ausrufen: und wenn sie das thun, so will ich ihnen mit einem Worte antworten: sehr schlecht, meine Herren! Einige Pröbchen.
Ich fing gleich, wie es sich von selbst versteht, an zu exerciren, und zwar in Zutzels Stube. Freilich lernte ich nicht schnell: theils war ich des Dings nicht gewohnt, theils dachte ich, Zeit genug zu haben, diese große Kunst, welche hauptsächlich in der gleich- mäßigen Fertigkeit und Akkuratesse besteht, und vom dümsten Bauerjungen begriffen wird, zu erlernen. Daß ich nun nicht fluchs lernte, ärgerte meinen Zutzel, und er klagte mich beim Hauptmann als einen Menschen an, der viel zu dumm und zu tückisch zum Exerciren sey. Herr von Müffling verschwieg mir
Die Madam Zutzel war ordentlich gemacht, einen Mann unter die Erde zu bringen, wenn er weniger unempfindlich geweſen waͤre, als der ihrige. Einer war ihr ſchon davon gelaufen, weil er ihre ab- ſurde Grillen nicht weiter vertragen konnte: darauf war ſie geſchieden worden, und ſo hatte ſie Freund Zutzel genommen. Den ganzen langen Tag noͤrgelte ſie, beſonders wenn ſie beſoffen war, zankte mit ihrem Manne und ihren Soldaten, und wenn ſie nichts zu zanken hatte, ſo ſchlug ſie ihren Hund Perl oder ihre Katze Minette.
In dieſem Quartire lag ich nun! Wie wirds da dem armen Schelm gegangen ſeyn? werden mei- ne gutmuͤthigen Leſer ausrufen: und wenn ſie das thun, ſo will ich ihnen mit einem Worte antworten: ſehr ſchlecht, meine Herren! Einige Proͤbchen.
Ich fing gleich, wie es ſich von ſelbſt verſteht, an zu exerciren, und zwar in Zutzels Stube. Freilich lernte ich nicht ſchnell: theils war ich des Dings nicht gewohnt, theils dachte ich, Zeit genug zu haben, dieſe große Kunſt, welche hauptſaͤchlich in der gleich- maͤßigen Fertigkeit und Akkurateſſe beſteht, und vom duͤmſten Bauerjungen begriffen wird, zu erlernen. Daß ich nun nicht fluchs lernte, aͤrgerte meinen Zutzel, und er klagte mich beim Hauptmann als einen Menſchen an, der viel zu dumm und zu tuͤckiſch zum Exerciren ſey. Herr von Muͤffling verſchwieg mir
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[251[261]/0263]
Die Madam Zutzel war ordentlich gemacht,
einen Mann unter die Erde zu bringen, wenn er
weniger unempfindlich geweſen waͤre, als der ihrige.
Einer war ihr ſchon davon gelaufen, weil er ihre ab-
ſurde Grillen nicht weiter vertragen konnte: darauf
war ſie geſchieden worden, und ſo hatte ſie Freund
Zutzel genommen. Den ganzen langen Tag noͤrgelte
ſie, beſonders wenn ſie beſoffen war, zankte mit
ihrem Manne und ihren Soldaten, und wenn ſie
nichts zu zanken hatte, ſo ſchlug ſie ihren Hund
Perl oder ihre Katze Minette.
In dieſem Quartire lag ich nun! Wie wirds
da dem armen Schelm gegangen ſeyn? werden mei-
ne gutmuͤthigen Leſer ausrufen: und wenn ſie das
thun, ſo will ich ihnen mit einem Worte antworten:
ſehr ſchlecht, meine Herren! Einige Proͤbchen.
Ich fing gleich, wie es ſich von ſelbſt verſteht,
an zu exerciren, und zwar in Zutzels Stube. Freilich
lernte ich nicht ſchnell: theils war ich des Dings
nicht gewohnt, theils dachte ich, Zeit genug zu haben,
dieſe große Kunſt, welche hauptſaͤchlich in der gleich-
maͤßigen Fertigkeit und Akkurateſſe beſteht, und vom
duͤmſten Bauerjungen begriffen wird, zu erlernen.
Daß ich nun nicht fluchs lernte, aͤrgerte meinen
Zutzel, und er klagte mich beim Hauptmann als einen
Menſchen an, der viel zu dumm und zu tuͤckiſch zum
Exerciren ſey. Herr von Muͤffling verſchwieg mir
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 251[261]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/263>, abgerufen am 28.11.2024.
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