Ich ließ mich frisiren, und lief sodann sporen- streichs zur Christmette um 6 Uhr: aus der Christ- mette lief ich, ohne zu wissen wohin, zum Thor hinaus, zu dem Wirthe in den Pulverweiden. Ich forderte Breuhan; und die guten Leute wunderten sich, daß ich schon so früh Breuhan trinken wollte. Hier saß ich nun fast drei Stunden, ehe ich recht zu mir kam, und untersuchte meine Empfindungen. Die gestrige Lustigkeit der Gnoten und der Soldaten kam mir zuerst wieder in den Sinn, und da hob sich denn der Gedanke aus dem Gewühl der verwirrten Vorstellungen heraus: es wäre doch hübsch für dich, wenn du Soldat würdest m)!
Dieser Gedanke schüttelte mich anfänglich frei- lich gewaltig zusammen, kam aber immer wieder, und wieder, und ich ward endlich mit ihm vertrau- ter. Das war alles noch bloße Vorstellung; aber von nun an kam auch Ueberlegung dazu. Wenn du Soldat wirst, dachte ich, so bist du auf einmal von den hallischen Manichäern los: dann bist du auch an
m) Daß ich den Soldatenstand jenem der Gnoten vor- zog, war, unter andern mit, wohl eine Folge von den Schimpfnamen- womit der Herr Student den Bürgerstand zu bezeichnen pflegt. Bürgerlich intole- rant; ist dies doch, beim Lichte betrachtet, immer: aber wer achtet auf Kinderei! Und doch hat ein Minimum von der Art Kinderei oft Folgen, wie hier. --
Ich ließ mich friſiren, und lief ſodann ſporen- ſtreichs zur Chriſtmette um 6 Uhr: aus der Chriſt- mette lief ich, ohne zu wiſſen wohin, zum Thor hinaus, zu dem Wirthe in den Pulverweiden. Ich forderte Breuhan; und die guten Leute wunderten ſich, daß ich ſchon ſo fruͤh Breuhan trinken wollte. Hier ſaß ich nun faſt drei Stunden, ehe ich recht zu mir kam, und unterſuchte meine Empfindungen. Die geſtrige Luſtigkeit der Gnoten und der Soldaten kam mir zuerſt wieder in den Sinn, und da hob ſich denn der Gedanke aus dem Gewuͤhl der verwirrten Vorſtellungen heraus: es waͤre doch huͤbſch fuͤr dich, wenn du Soldat wuͤrdeſt m)!
Dieſer Gedanke ſchuͤttelte mich anfaͤnglich frei- lich gewaltig zuſammen, kam aber immer wieder, und wieder, und ich ward endlich mit ihm vertrau- ter. Das war alles noch bloße Vorſtellung; aber von nun an kam auch Ueberlegung dazu. Wenn du Soldat wirſt, dachte ich, ſo biſt du auf einmal von den halliſchen Manichaͤern los: dann biſt du auch an
m) Daß ich den Soldatenſtand jenem der Gnoten vor- zog, war, unter andern mit, wohl eine Folge von den Schimpfnamen- womit der Herr Student den Buͤrgerſtand zu bezeichnen pflegt. Buͤrgerlich intole- rant; iſt dies doch, beim Lichte betrachtet, immer: aber wer achtet auf Kinderei! Und doch hat ein Minimum von der Art Kinderei oft Folgen, wie hier. —
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Ich ließ mich friſiren, und lief ſodann ſporen-
ſtreichs zur Chriſtmette um 6 Uhr: aus der Chriſt-
mette lief ich, ohne zu wiſſen wohin, zum Thor
hinaus, zu dem Wirthe in den Pulverweiden. Ich
forderte Breuhan; und die guten Leute wunderten
ſich, daß ich ſchon ſo fruͤh Breuhan trinken wollte.
Hier ſaß ich nun faſt drei Stunden, ehe ich recht
zu mir kam, und unterſuchte meine Empfindungen.
Die geſtrige Luſtigkeit der Gnoten und der Soldaten
kam mir zuerſt wieder in den Sinn, und da hob ſich
denn der Gedanke aus dem Gewuͤhl der verwirrten
Vorſtellungen heraus: es waͤre doch huͤbſch fuͤr dich,
wenn du Soldat wuͤrdeſt m)!
Dieſer Gedanke ſchuͤttelte mich anfaͤnglich frei-
lich gewaltig zuſammen, kam aber immer wieder,
und wieder, und ich ward endlich mit ihm vertrau-
ter. Das war alles noch bloße Vorſtellung; aber
von nun an kam auch Ueberlegung dazu. Wenn du
Soldat wirſt, dachte ich, ſo biſt du auf einmal von
den halliſchen Manichaͤern los: dann biſt du auch an
m) Daß ich den Soldatenſtand jenem der Gnoten vor-
zog, war, unter andern mit, wohl eine Folge von
den Schimpfnamen- womit der Herr Student den
Buͤrgerſtand zu bezeichnen pflegt. Buͤrgerlich intole-
rant; iſt dies doch, beim Lichte betrachtet, immer: aber
wer achtet auf Kinderei! Und doch hat ein Minimum
von der Art Kinderei oft Folgen, wie hier. —
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 232[242]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/244>, abgerufen am 25.11.2024.
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