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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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stelle mir das Geld zu: weist du aber keinen, so schick
sie mir Morgen früh. -- Köster fragte, ob ich sie
ihm für den Pränumerationspreis, 1 Thaler 14 Gr.
ablassen wollte? Ich hatte nichts dawider, und Kö-
ster lief den Augenblick nach Hause, um mir das
Geld zu holen. Vielleicht war er auf den Gedanken
gekommen, daß die höchste Geldnoth der Grund
meines Kummers sey. Er kam wieder, und wir
verließen das liederliche Loch. Ich lief noch einige-
mal durch die Straßen, lief auch zum Kaufmann
Mörschke, und kam gegen gegen eilf Uhr -- aber
ohne Trunkenheit -- nach Hause. Vor lauter Aer-
ger warf ich mein Bette auf den Fußboden, und
legte mich drauf. Aber meine Unruhe war zu groß:
ich konnte nirgends bleiben, wuste auch nicht, wo
ich war, und was ich that. Das war ein schröck-
licher Zustand! Lachen konnte ich überlaut: Alles,
woran ich dachte, kam mir sehr lächerlich vor, aber
für den traurigsten Gedanken hatte ich keine Em-
pfindung.

Früh war ich noch in Kleidern. Ich las in
Tasso's Gierusalemme liberata, und las die
äusserst rührende Stelle, wo Tancredi sein Mäd-
chen ermordet. Diese Stelle hatte mich mehrmals
innigst gerührt; aber damals muste ich überlaut da-
bei lachen.


Zweiter Theil. Q

ſtelle mir das Geld zu: weiſt du aber keinen, ſo ſchick
ſie mir Morgen fruͤh. — Koͤſter fragte, ob ich ſie
ihm fuͤr den Praͤnumerationspreis, 1 Thaler 14 Gr.
ablaſſen wollte? Ich hatte nichts dawider, und Koͤ-
ſter lief den Augenblick nach Hauſe, um mir das
Geld zu holen. Vielleicht war er auf den Gedanken
gekommen, daß die hoͤchſte Geldnoth der Grund
meines Kummers ſey. Er kam wieder, und wir
verließen das liederliche Loch. Ich lief noch einige-
mal durch die Straßen, lief auch zum Kaufmann
Moͤrſchke, und kam gegen gegen eilf Uhr — aber
ohne Trunkenheit — nach Hauſe. Vor lauter Aer-
ger warf ich mein Bette auf den Fußboden, und
legte mich drauf. Aber meine Unruhe war zu groß:
ich konnte nirgends bleiben, wuſte auch nicht, wo
ich war, und was ich that. Das war ein ſchroͤck-
licher Zuſtand! Lachen konnte ich uͤberlaut: Alles,
woran ich dachte, kam mir ſehr laͤcherlich vor, aber
fuͤr den traurigſten Gedanken hatte ich keine Em-
pfindung.

Fruͤh war ich noch in Kleidern. Ich las in
Taſſo's Gieruſalemme liberata, und las die
aͤuſſerſt ruͤhrende Stelle, wo Tancredi ſein Maͤd-
chen ermordet. Dieſe Stelle hatte mich mehrmals
innigſt geruͤhrt; aber damals muſte ich uͤberlaut da-
bei lachen.


Zweiter Theil. Q
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[231[241]/0243] ſtelle mir das Geld zu: weiſt du aber keinen, ſo ſchick ſie mir Morgen fruͤh. — Koͤſter fragte, ob ich ſie ihm fuͤr den Praͤnumerationspreis, 1 Thaler 14 Gr. ablaſſen wollte? Ich hatte nichts dawider, und Koͤ- ſter lief den Augenblick nach Hauſe, um mir das Geld zu holen. Vielleicht war er auf den Gedanken gekommen, daß die hoͤchſte Geldnoth der Grund meines Kummers ſey. Er kam wieder, und wir verließen das liederliche Loch. Ich lief noch einige- mal durch die Straßen, lief auch zum Kaufmann Moͤrſchke, und kam gegen gegen eilf Uhr — aber ohne Trunkenheit — nach Hauſe. Vor lauter Aer- ger warf ich mein Bette auf den Fußboden, und legte mich drauf. Aber meine Unruhe war zu groß: ich konnte nirgends bleiben, wuſte auch nicht, wo ich war, und was ich that. Das war ein ſchroͤck- licher Zuſtand! Lachen konnte ich uͤberlaut: Alles, woran ich dachte, kam mir ſehr laͤcherlich vor, aber fuͤr den traurigſten Gedanken hatte ich keine Em- pfindung. Fruͤh war ich noch in Kleidern. Ich las in Taſſo's Gieruſalemme liberata, und las die aͤuſſerſt ruͤhrende Stelle, wo Tancredi ſein Maͤd- chen ermordet. Dieſe Stelle hatte mich mehrmals innigſt geruͤhrt; aber damals muſte ich uͤberlaut da- bei lachen. Zweiter Theil. Q

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 231[241]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/243>, abgerufen am 25.11.2024.