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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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wäre aber ein Brandbrief von einem hallischen Ma-
nichäer k) eingelaufen, und als jetzt der Vater den
Bruder koramirt hätte, da habe dieser alle Schuld
auf mich geschoben, habe abscheulich über meine Aus-
schweifungen geklagt, habe gesagt, daß ich alles den
Mädchen hingäbe, daß ich alle Tage auf den Dör-
fern läge u. dergl.

Nun sahe ich deutlich, daß mein Bruder Schuld
an meines Vaters Kälte und an den Vorwürfen war,
welche mir der ehrliche Alte gemacht hatte. Ich er-
grimmte in der Seele, um so mehr, da ich dem
Menschen alle brüderliche Freundschaft erwiesen hatte.
Kein Mensch kann es mir verargen, daß ich damals
voll Tücke ward.

Etwan acht Tage nach dem Empfang dieses
Briefes kam auch einer von meinem Bruder. Da
war nun der Ton gar mächtig anders geworden! Er
schrieb mir steif und protzig: hier wären 40 Thaler,
seine Schulden zu bezahlen: ich sollte es nur sogleich
thun, oder wenn ich es nicht thäte, so sollte ich mich
ja auf keine weitere Unterstützung von Haus aus
verlassen. Auch wäre der Vater durch Briefe des

k) Manichäer heissen in der Burschensprache die
Schuldner, welche auf Bezahlung dringen: daher
manichäern. Die Sekte der Manichäer ist die
schlimste intoleranteste Sekte aller Ketzereien -- für
Bursche.

waͤre aber ein Brandbrief von einem halliſchen Ma-
nichaͤer k) eingelaufen, und als jetzt der Vater den
Bruder koramirt haͤtte, da habe dieſer alle Schuld
auf mich geſchoben, habe abſcheulich uͤber meine Aus-
ſchweifungen geklagt, habe geſagt, daß ich alles den
Maͤdchen hingaͤbe, daß ich alle Tage auf den Doͤr-
fern laͤge u. dergl.

Nun ſahe ich deutlich, daß mein Bruder Schuld
an meines Vaters Kaͤlte und an den Vorwuͤrfen war,
welche mir der ehrliche Alte gemacht hatte. Ich er-
grimmte in der Seele, um ſo mehr, da ich dem
Menſchen alle bruͤderliche Freundſchaft erwieſen hatte.
Kein Menſch kann es mir verargen, daß ich damals
voll Tuͤcke ward.

Etwan acht Tage nach dem Empfang dieſes
Briefes kam auch einer von meinem Bruder. Da
war nun der Ton gar maͤchtig anders geworden! Er
ſchrieb mir ſteif und protzig: hier waͤren 40 Thaler,
ſeine Schulden zu bezahlen: ich ſollte es nur ſogleich
thun, oder wenn ich es nicht thaͤte, ſo ſollte ich mich
ja auf keine weitere Unterſtuͤtzung von Haus aus
verlaſſen. Auch waͤre der Vater durch Briefe des

k) Manichaͤer heiſſen in der Burſchenſprache die
Schuldner, welche auf Bezahlung dringen: daher
manichaͤern. Die Sekte der Manichaͤer iſt die
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[233/0235] waͤre aber ein Brandbrief von einem halliſchen Ma- nichaͤer k) eingelaufen, und als jetzt der Vater den Bruder koramirt haͤtte, da habe dieſer alle Schuld auf mich geſchoben, habe abſcheulich uͤber meine Aus- ſchweifungen geklagt, habe geſagt, daß ich alles den Maͤdchen hingaͤbe, daß ich alle Tage auf den Doͤr- fern laͤge u. dergl. Nun ſahe ich deutlich, daß mein Bruder Schuld an meines Vaters Kaͤlte und an den Vorwuͤrfen war, welche mir der ehrliche Alte gemacht hatte. Ich er- grimmte in der Seele, um ſo mehr, da ich dem Menſchen alle bruͤderliche Freundſchaft erwieſen hatte. Kein Menſch kann es mir verargen, daß ich damals voll Tuͤcke ward. Etwan acht Tage nach dem Empfang dieſes Briefes kam auch einer von meinem Bruder. Da war nun der Ton gar maͤchtig anders geworden! Er ſchrieb mir ſteif und protzig: hier waͤren 40 Thaler, ſeine Schulden zu bezahlen: ich ſollte es nur ſogleich thun, oder wenn ich es nicht thaͤte, ſo ſollte ich mich ja auf keine weitere Unterſtuͤtzung von Haus aus verlaſſen. Auch waͤre der Vater durch Briefe des k) Manichaͤer heiſſen in der Burſchenſprache die Schuldner, welche auf Bezahlung dringen: daher manichaͤern. Die Sekte der Manichaͤer iſt die ſchlimſte intoleranteſte Sekte aller Ketzereien — fuͤr Burſche.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/235>, abgerufen am 25.11.2024.