Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.zu erholen, nebst meiner Gutmüthigkeit, einem jeden h) Noch vor einem halben Jahre hörte ich mit Verwun-
derung, wie ein Student, der doch, wie ich weis, wö- chentlich einigemal spatzieren ritt oder fuhr, mit dem Herrn D. Knapp so lange kriechend herumkapitulirte, bis endlich der Herr Doctor, um der Bettelei los zu werden, das Honorar für zwei Lehrstunden erließ. Und heute, da ich dieses schreibe, bin ich in einer Studen- ten-Gesellschaft gewesen, wo folgendes Gespräch zwi- schen einem Fuchs und einem Veteran vorfiel. Veteran: Welche Collegia willst du denn hören? Fuchs: Die Logik und Metaphysik bei Maaß, die Exegese bei Nösselt, und die Mathematik bei Klügel. Veteran: Nicht übel gewählt! Aber wirst du den Brast auch alle bezahlen? Fuchs: Warum nicht? Ich pränumerire. Veteran: (bißig) Du bist nicht klug, Herr Bru- der! Du mußt keinen Heller zahlen, vielweniger prä- numeriren. Für die zwölf Rthlr. kannst du dreimal den Sommer nach Lauchstädt fahren. zu erholen, nebſt meiner Gutmuͤthigkeit, einem jeden h) Noch vor einem halben Jahre hoͤrte ich mit Verwun-
derung, wie ein Student, der doch, wie ich weis, woͤ- chentlich einigemal ſpatzieren ritt oder fuhr, mit dem Herrn D. Knapp ſo lange kriechend herumkapitulirte, bis endlich der Herr Doctor, um der Bettelei los zu werden, das Honorar fuͤr zwei Lehrſtunden erließ. Und heute, da ich dieſes ſchreibe, bin ich in einer Studen- ten-Geſellſchaft geweſen, wo folgendes Geſpraͤch zwi- ſchen einem Fuchs und einem Veteran vorfiel. Veteran: Welche Collegia willſt du denn hoͤren? Fuchs: Die Logik und Metaphyſik bei Maaß, die Exegeſe bei Noͤſſelt, und die Mathematik bei Kluͤgel. Veteran: Nicht uͤbel gewaͤhlt! Aber wirſt du den Braſt auch alle bezahlen? Fuchs: Warum nicht? Ich praͤnumerire. Veteran: (bißig) Du biſt nicht klug, Herr Bru- der! Du mußt keinen Heller zahlen, vielweniger praͤ- numeriren. Fuͤr die zwoͤlf Rthlr. kannſt du dreimal den Sommer nach Lauchſtaͤdt fahren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="229"/> zu erholen, nebſt meiner Gutmuͤthigkeit, einem jeden<lb/> gern mitzutheilen, was ich hatte: — das alles hatte<lb/> mir Schulden zugezogen, zu deren Tilgung mein<lb/> Wechſel nicht zureichte. Daß ich mit meinen Colle-<lb/> gien wenig werde verdient haben, verſteht ſich fuͤr<lb/> mich als Anfaͤnger ſchon von ſelbſt. Einmal iſt in<lb/> Halle das Freirennen der Collegien gar ſehr gewoͤhn-<lb/> lich: da denken viele Studierende, das Geld koͤnne<lb/> in Lauchſtaͤdt, Leipzig, auf den Doͤrfern und beim<lb/> Spiel beſſer angewandt werden, als zum Honorar<lb/> fuͤr die Docenten <note xml:id="note-0231" next="#note-0232" place="foot" n="h)"><p>Noch vor einem halben Jahre hoͤrte ich mit Verwun-<lb/> derung, wie ein Student, der doch, wie ich weis, woͤ-<lb/> chentlich einigemal ſpatzieren ritt oder fuhr, mit dem<lb/> Herrn <hi rendition="#aq">D.</hi> Knapp ſo lange kriechend herumkapitulirte,<lb/> bis endlich der Herr Doctor, um der Bettelei los zu<lb/> werden, das Honorar fuͤr zwei Lehrſtunden erließ. Und<lb/> heute, da ich dieſes ſchreibe, bin ich in einer Studen-<lb/> ten-Geſellſchaft geweſen, wo folgendes Geſpraͤch zwi-<lb/> ſchen einem Fuchs und einem Veteran vorfiel.</p><lb/><p><hi rendition="#g">Veteran</hi>: Welche Collegia willſt du denn hoͤren?</p><lb/><p><hi rendition="#g">Fuchs</hi>: Die Logik und Metaphyſik bei <hi rendition="#g">Maaß</hi>, die<lb/> Exegeſe bei <hi rendition="#g">Noͤſſelt</hi>, und die Mathematik bei <hi rendition="#g">Kluͤgel</hi>.</p><lb/><p><hi rendition="#g">Veteran</hi>: Nicht uͤbel gewaͤhlt! Aber wirſt du den<lb/> Braſt auch alle bezahlen?</p><lb/><p><hi rendition="#g">Fuchs</hi>: Warum nicht? Ich praͤnumerire.</p><lb/><p><hi rendition="#g">Veteran</hi>: (bißig) Du biſt nicht klug, Herr Bru-<lb/> der! Du mußt keinen Heller zahlen, vielweniger praͤ-<lb/> numeriren. Fuͤr die zwoͤlf Rthlr. kannſt du dreimal<lb/> den Sommer nach Lauchſtaͤdt fahren.</p></note>. Zu dem war ich von jeher<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [229/0231]
zu erholen, nebſt meiner Gutmuͤthigkeit, einem jeden
gern mitzutheilen, was ich hatte: — das alles hatte
mir Schulden zugezogen, zu deren Tilgung mein
Wechſel nicht zureichte. Daß ich mit meinen Colle-
gien wenig werde verdient haben, verſteht ſich fuͤr
mich als Anfaͤnger ſchon von ſelbſt. Einmal iſt in
Halle das Freirennen der Collegien gar ſehr gewoͤhn-
lich: da denken viele Studierende, das Geld koͤnne
in Lauchſtaͤdt, Leipzig, auf den Doͤrfern und beim
Spiel beſſer angewandt werden, als zum Honorar
fuͤr die Docenten h). Zu dem war ich von jeher
h) Noch vor einem halben Jahre hoͤrte ich mit Verwun-
derung, wie ein Student, der doch, wie ich weis, woͤ-
chentlich einigemal ſpatzieren ritt oder fuhr, mit dem
Herrn D. Knapp ſo lange kriechend herumkapitulirte,
bis endlich der Herr Doctor, um der Bettelei los zu
werden, das Honorar fuͤr zwei Lehrſtunden erließ. Und
heute, da ich dieſes ſchreibe, bin ich in einer Studen-
ten-Geſellſchaft geweſen, wo folgendes Geſpraͤch zwi-
ſchen einem Fuchs und einem Veteran vorfiel.
Veteran: Welche Collegia willſt du denn hoͤren?
Fuchs: Die Logik und Metaphyſik bei Maaß, die
Exegeſe bei Noͤſſelt, und die Mathematik bei Kluͤgel.
Veteran: Nicht uͤbel gewaͤhlt! Aber wirſt du den
Braſt auch alle bezahlen?
Fuchs: Warum nicht? Ich praͤnumerire.
Veteran: (bißig) Du biſt nicht klug, Herr Bru-
der! Du mußt keinen Heller zahlen, vielweniger praͤ-
numeriren. Fuͤr die zwoͤlf Rthlr. kannſt du dreimal
den Sommer nach Lauchſtaͤdt fahren.
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