(Nachdem er angeraucht): Hört Freund, ich bin der Komödiant Schlosser -- hab hier und da Ehre und Applaus, aber auch hier und da Spott und Aus- zischung eingeerndet. Aber ich scheere mich den Hen- ker drum! Ich weiß von meinem Collegen Keller g), daß es Euch eben so gegangen ist, wenn Ihr schon kein Komödiant von meiner Art seyd. Also müssen wir Freunde werden. Schlagt ein!
Der Ton des Herrn Schlossers gefiel mir. Ich erzählte ihm meine und er mir seine Schicksale, und da lachten wir uns herzlich satt. Ich behielt ihn den Tag über bei mir, des Nachts schlief er auf dem Löwen. Einst trat er früh morgens mit tausend Flüchen in meine Stube. Nachdem er viele tausend Schock Teufel und viele Wagen voll Schwerenoth den hallischen Philistern in den Wanst gewünscht hatte, erzählte er mir, er habe einen Louisd'or wech- seln wollen; die Philister hätten aber nur 2 Thaler 12 Groschen darauf geboten, und doch sey der Louis- d'or Preußisch. Da müßte doch der Teufel drein schlagen, daß Preußisches Geld im Preußischen selbst nicht gelten sollte u. s. w. Ich ließ mir das Gold- stück zeigen, und fand, daß es eins von jenen aus dem siebenjährigen Kriege war. Ich stellte ihm vor,
g) Verfasser des Schauspiels: Die Nationaltracht und anderer.
(Nachdem er angeraucht): Hoͤrt Freund, ich bin der Komoͤdiant Schloſſer — hab hier und da Ehre und Applaus, aber auch hier und da Spott und Aus- ziſchung eingeerndet. Aber ich ſcheere mich den Hen- ker drum! Ich weiß von meinem Collegen Keller g), daß es Euch eben ſo gegangen iſt, wenn Ihr ſchon kein Komoͤdiant von meiner Art ſeyd. Alſo muͤſſen wir Freunde werden. Schlagt ein!
Der Ton des Herrn Schloſſers gefiel mir. Ich erzaͤhlte ihm meine und er mir ſeine Schickſale, und da lachten wir uns herzlich ſatt. Ich behielt ihn den Tag uͤber bei mir, des Nachts ſchlief er auf dem Loͤwen. Einſt trat er fruͤh morgens mit tauſend Fluͤchen in meine Stube. Nachdem er viele tauſend Schock Teufel und viele Wagen voll Schwerenoth den halliſchen Philiſtern in den Wanſt gewuͤnſcht hatte, erzaͤhlte er mir, er habe einen Louisd'or wech- ſeln wollen; die Philiſter haͤtten aber nur 2 Thaler 12 Groſchen darauf geboten, und doch ſey der Louis- d'or Preußiſch. Da muͤßte doch der Teufel drein ſchlagen, daß Preußiſches Geld im Preußiſchen ſelbſt nicht gelten ſollte u. ſ. w. Ich ließ mir das Gold- ſtuͤck zeigen, und fand, daß es eins von jenen aus dem ſiebenjaͤhrigen Kriege war. Ich ſtellte ihm vor,
g) Verfaſſer des Schauſpiels: Die Nationaltracht und anderer.
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(Nachdem er angeraucht): Hoͤrt Freund, ich bin der
Komoͤdiant Schloſſer — hab hier und da Ehre und
Applaus, aber auch hier und da Spott und Aus-
ziſchung eingeerndet. Aber ich ſcheere mich den Hen-
ker drum! Ich weiß von meinem Collegen Keller g),
daß es Euch eben ſo gegangen iſt, wenn Ihr ſchon
kein Komoͤdiant von meiner Art ſeyd. Alſo muͤſſen
wir Freunde werden. Schlagt ein!
Der Ton des Herrn Schloſſers gefiel mir. Ich
erzaͤhlte ihm meine und er mir ſeine Schickſale, und
da lachten wir uns herzlich ſatt. Ich behielt ihn den
Tag uͤber bei mir, des Nachts ſchlief er auf dem
Loͤwen. Einſt trat er fruͤh morgens mit tauſend
Fluͤchen in meine Stube. Nachdem er viele tauſend
Schock Teufel und viele Wagen voll Schwerenoth
den halliſchen Philiſtern in den Wanſt gewuͤnſcht
hatte, erzaͤhlte er mir, er habe einen Louisd'or wech-
ſeln wollen; die Philiſter haͤtten aber nur 2 Thaler
12 Groſchen darauf geboten, und doch ſey der Louis-
d'or Preußiſch. Da muͤßte doch der Teufel drein
ſchlagen, daß Preußiſches Geld im Preußiſchen ſelbſt
nicht gelten ſollte u. ſ. w. Ich ließ mir das Gold-
ſtuͤck zeigen, und fand, daß es eins von jenen aus
dem ſiebenjaͤhrigen Kriege war. Ich ſtellte ihm vor,
g) Verfaſſer des Schauſpiels: Die Nationaltracht
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/228>, abgerufen am 26.11.2024.
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