Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Plötzlich kehrte sich auch die Wuth des Mannes wi-
der mich, und beide gingen ganz unbarmherzig mit
mir um, bis ich endlich dem Manne einen Stoß
gab, daß er rücklings wider den Tisch fuhr. Nun
ward der Krieg allgemein, und es gab von beiden
Seiten tüchtige Rippenstöße. Köster, von dem ich
schon oben geredet habe, war mein Beistand. Der
Mann hatte aber auch seine Helfershelfer, als Fär-
ber unter den Färbern und Consorten, und so mußten
wir uns zurückziehen. -- Diese am hellen Tage
vorgefallene Katzbalgerei hat mir viel üble Nachrede
zugezogen: der Herr Schulze ließ mir einen Verweis
darüber geben: er theilte nämlich das Späßchen
dem D. Semler mit f).

San Fasson trat im Sommer 1783 jemand in
meine Stube, und fragte: Sind Sie der Magister
Laukhard?

Ich: Ja, mein Herr, was steht zu Diensten?

Fremder: Nichts zu Diensten! (setzt sich)
doch ehe wir weiter reden (er ergreift eine Tasse
Kaffee, die vor mir eingeschenkt stand und trinkt sie
aus). Geben Sie mir doch eine Pfeiffe Taback!

f) Daher die Regel: wenn Mann und Frau sich zanken,
so mische dich nicht hinein: es setzt Rippenstöße, und
blamirt dich. - NB. Die emigrirten Franzosen! -
Zweiter Theil. P

Ploͤtzlich kehrte ſich auch die Wuth des Mannes wi-
der mich, und beide gingen ganz unbarmherzig mit
mir um, bis ich endlich dem Manne einen Stoß
gab, daß er ruͤcklings wider den Tiſch fuhr. Nun
ward der Krieg allgemein, und es gab von beiden
Seiten tuͤchtige Rippenſtoͤße. Koͤſter, von dem ich
ſchon oben geredet habe, war mein Beiſtand. Der
Mann hatte aber auch ſeine Helfershelfer, als Faͤr-
ber unter den Faͤrbern und Conſorten, und ſo mußten
wir uns zuruͤckziehen. — Dieſe am hellen Tage
vorgefallene Katzbalgerei hat mir viel uͤble Nachrede
zugezogen: der Herr Schulze ließ mir einen Verweis
daruͤber geben: er theilte naͤmlich das Spaͤßchen
dem D. Semler mit f).

San Faſſon trat im Sommer 1783 jemand in
meine Stube, und fragte: Sind Sie der Magiſter
Laukhard?

Ich: Ja, mein Herr, was ſteht zu Dienſten?

Fremder: Nichts zu Dienſten! (ſetzt ſich)
doch ehe wir weiter reden (er ergreift eine Taſſe
Kaffee, die vor mir eingeſchenkt ſtand und trinkt ſie
aus). Geben Sie mir doch eine Pfeiffe Taback!

f) Daher die Regel: wenn Mann und Frau ſich zanken,
ſo miſche dich nicht hinein: es ſetzt Rippenſtoͤße, und
blamirt dich. – NB. Die emigrirten Franzoſen! –
Zweiter Theil. P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0227" n="225"/>
        <p>Plo&#x0364;tzlich kehrte &#x017F;ich auch die Wuth des Mannes wi-<lb/>
der mich, und beide gingen ganz unbarmherzig mit<lb/>
mir um, bis ich endlich dem Manne einen Stoß<lb/>
gab, daß er ru&#x0364;cklings wider den Ti&#x017F;ch fuhr. Nun<lb/>
ward der Krieg allgemein, und es gab von beiden<lb/>
Seiten tu&#x0364;chtige Rippen&#x017F;to&#x0364;ße. Ko&#x0364;&#x017F;ter, von dem ich<lb/>
&#x017F;chon oben geredet habe, war mein Bei&#x017F;tand. Der<lb/>
Mann hatte aber auch &#x017F;eine Helfershelfer, als Fa&#x0364;r-<lb/>
ber unter den Fa&#x0364;rbern und Con&#x017F;orten, und &#x017F;o mußten<lb/>
wir uns zuru&#x0364;ckziehen. &#x2014; Die&#x017F;e am hellen Tage<lb/>
vorgefallene Katzbalgerei hat mir viel u&#x0364;ble Nachrede<lb/>
zugezogen: der Herr Schulze ließ mir einen Verweis<lb/>
daru&#x0364;ber geben: er theilte na&#x0364;mlich das Spa&#x0364;ßchen<lb/>
dem <hi rendition="#aq">D.</hi> Semler mit <note place="foot" n="f)">Daher die Regel: wenn Mann und Frau &#x017F;ich zanken,<lb/>
&#x017F;o mi&#x017F;che dich nicht hinein: es &#x017F;etzt Rippen&#x017F;to&#x0364;ße, und<lb/>
blamirt dich. &#x2013; <hi rendition="#aq">NB</hi>. Die emigrirten Franzo&#x017F;en! &#x2013;</note>.</p><lb/>
        <p>San Fa&#x017F;&#x017F;on trat im Sommer 1783 jemand in<lb/>
meine Stube, und fragte: Sind Sie der Magi&#x017F;ter<lb/>
Laukhard?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>: Ja, mein Herr, was &#x017F;teht zu Dien&#x017F;ten?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Fremder</hi>: Nichts zu Dien&#x017F;ten! (&#x017F;etzt &#x017F;ich)<lb/>
doch ehe wir weiter reden (er ergreift eine Ta&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Kaffee, die vor mir einge&#x017F;chenkt &#x017F;tand und trinkt &#x017F;ie<lb/>
aus). Geben Sie mir doch eine Pfeiffe Taback!<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Zweiter Theil. P</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0227] Ploͤtzlich kehrte ſich auch die Wuth des Mannes wi- der mich, und beide gingen ganz unbarmherzig mit mir um, bis ich endlich dem Manne einen Stoß gab, daß er ruͤcklings wider den Tiſch fuhr. Nun ward der Krieg allgemein, und es gab von beiden Seiten tuͤchtige Rippenſtoͤße. Koͤſter, von dem ich ſchon oben geredet habe, war mein Beiſtand. Der Mann hatte aber auch ſeine Helfershelfer, als Faͤr- ber unter den Faͤrbern und Conſorten, und ſo mußten wir uns zuruͤckziehen. — Dieſe am hellen Tage vorgefallene Katzbalgerei hat mir viel uͤble Nachrede zugezogen: der Herr Schulze ließ mir einen Verweis daruͤber geben: er theilte naͤmlich das Spaͤßchen dem D. Semler mit f). San Faſſon trat im Sommer 1783 jemand in meine Stube, und fragte: Sind Sie der Magiſter Laukhard? Ich: Ja, mein Herr, was ſteht zu Dienſten? Fremder: Nichts zu Dienſten! (ſetzt ſich) doch ehe wir weiter reden (er ergreift eine Taſſe Kaffee, die vor mir eingeſchenkt ſtand und trinkt ſie aus). Geben Sie mir doch eine Pfeiffe Taback! f) Daher die Regel: wenn Mann und Frau ſich zanken, ſo miſche dich nicht hinein: es ſetzt Rippenſtoͤße, und blamirt dich. – NB. Die emigrirten Franzoſen! – Zweiter Theil. P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/227
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/227>, abgerufen am 26.11.2024.