Kreuznach, welche um ein halb Jahrhundert älter war als ich.
Es müssen noch eine Menge Liebesbriefe und Billets doux von mir in der Pfalz sich vorfinden: denn daß sie sollten vernichtet seyn, kann ich deswe- gen nicht glauben, weil das Pfälzer Frauenzimmer dergleichen Sächelchen gern aufhebt, um bei Gele- genheit mit Eroberungen Parade zu machen. Ich habe eine große Menge ähnliches Zeugs gehabt, wo- von ich leicht eine Sammlung, so groß wie die des Cicero, hätte in sechszehn Büchern machen können.
Daß Thereschen von meiner Flatterhaftigkeit Nachricht eingezogen, und sich darüber nicht wenig gekränkt habe, hab' ich hernach von ihr selbst erfah- ren. Therese war kein Mädchen vom gewöhnlichen Schlage: sie dachte gesezt, und hatte natürliche wahre Empfindung. Schade für das herrliche Ge- schöpf, daß ihre Neigung gerade auf mich gefallen war! Wie glücklich hätte sie einen Würdigern ma- chen können! -- Oft nahm ich mir zwar vor, an sie zu schreiben, und um Vergebung zu bitten: aber allemal scheuchte mich der Gedanke: "Das Mäd- chen kann dich nicht mehr lieben" von meinem Vorhaben zurück. Ich sah sie also selten und schrieb ihr noch weniger, oder vielmehr gar nicht mehr.
Kreuznach, welche um ein halb Jahrhundert aͤlter war als ich.
Es muͤſſen noch eine Menge Liebesbriefe und Billets doux von mir in der Pfalz ſich vorfinden: denn daß ſie ſollten vernichtet ſeyn, kann ich deswe- gen nicht glauben, weil das Pfaͤlzer Frauenzimmer dergleichen Saͤchelchen gern aufhebt, um bei Gele- genheit mit Eroberungen Parade zu machen. Ich habe eine große Menge aͤhnliches Zeugs gehabt, wo- von ich leicht eine Sammlung, ſo groß wie die des Cicero, haͤtte in ſechszehn Buͤchern machen koͤnnen.
Daß Thereschen von meiner Flatterhaftigkeit Nachricht eingezogen, und ſich daruͤber nicht wenig gekraͤnkt habe, hab' ich hernach von ihr ſelbſt erfah- ren. Thereſe war kein Maͤdchen vom gewoͤhnlichen Schlage: ſie dachte geſezt, und hatte natuͤrliche wahre Empfindung. Schade fuͤr das herrliche Ge- ſchoͤpf, daß ihre Neigung gerade auf mich gefallen war! Wie gluͤcklich haͤtte ſie einen Wuͤrdigern ma- chen koͤnnen! — Oft nahm ich mir zwar vor, an ſie zu ſchreiben, und um Vergebung zu bitten: aber allemal ſcheuchte mich der Gedanke: „Das Maͤd- chen kann dich nicht mehr lieben“ von meinem Vorhaben zuruͤck. Ich ſah ſie alſo ſelten und ſchrieb ihr noch weniger, oder vielmehr gar nicht mehr.
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Kreuznach, welche um ein halb Jahrhundert aͤlter
war als ich.
Es muͤſſen noch eine Menge Liebesbriefe und
Billets doux von mir in der Pfalz ſich vorfinden:
denn daß ſie ſollten vernichtet ſeyn, kann ich deswe-
gen nicht glauben, weil das Pfaͤlzer Frauenzimmer
dergleichen Saͤchelchen gern aufhebt, um bei Gele-
genheit mit Eroberungen Parade zu machen. Ich
habe eine große Menge aͤhnliches Zeugs gehabt, wo-
von ich leicht eine Sammlung, ſo groß wie die
des Cicero, haͤtte in ſechszehn Buͤchern machen
koͤnnen.
Daß Thereschen von meiner Flatterhaftigkeit
Nachricht eingezogen, und ſich daruͤber nicht wenig
gekraͤnkt habe, hab' ich hernach von ihr ſelbſt erfah-
ren. Thereſe war kein Maͤdchen vom gewoͤhnlichen
Schlage: ſie dachte geſezt, und hatte natuͤrliche
wahre Empfindung. Schade fuͤr das herrliche Ge-
ſchoͤpf, daß ihre Neigung gerade auf mich gefallen
war! Wie gluͤcklich haͤtte ſie einen Wuͤrdigern ma-
chen koͤnnen! — Oft nahm ich mir zwar vor, an
ſie zu ſchreiben, und um Vergebung zu bitten: aber
allemal ſcheuchte mich der Gedanke: „Das Maͤd-
chen kann dich nicht mehr lieben“ von
meinem Vorhaben zuruͤck. Ich ſah ſie alſo ſelten
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/17>, abgerufen am 21.11.2024.
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