Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich: Ja, ja, ich weis es schon: man macht
Fremden immer weis, die Universität sey so oder so
stark, wenns schon übertrieben ist. -- Aber Leipzig
ist immer noch stark genug, zumal wenn man die
Laden-Studenten mit hinein rechnet. Aber der
Ton hier -- wie ist der?

Herr A: Unverbesserlich, mein Theuerster!

Ich: So? -- und worin besteht die Unver-
besserlichkeit?

Herr A: Je, mein Himmel! Bester, es fällt
doch in die Augen, daß der Leipziger Student
zehnmal artiger und höflicher ist, als der rüde
Jenaer!

Ich (ärgerlich): Ja, ja ich weis schon: es
sind mehrentheils Jungfernknechte, welche mit den
Ladendienern und Gnoten um die Wette hinter den
Mädchen herrennen, und nach dem hohen Glück
schnappen, ein Pfötchen zu lecken, oder ein Mäul-
chen zu ganfen (stehlen).

Herr B: Ei, da beschreiben Sie uns ja
hübsch! Verzeihn Sie aber gütigst, daß ich einiges
erinnere. Sie wissen doch, daß ein junger Mensch
in Gesellschaft der Frauenzimmer feiner --

Ich (einfallend): Ich verstehs schon. Aber
hole mich der Teufel, ich kann nicht begreifen, wie
ein Student in Gesellschaften von Frauenzimmern

Ich: Ja, ja, ich weis es ſchon: man macht
Fremden immer weis, die Univerſitaͤt ſey ſo oder ſo
ſtark, wenns ſchon uͤbertrieben iſt. — Aber Leipzig
iſt immer noch ſtark genug, zumal wenn man die
Laden-Studenten mit hinein rechnet. Aber der
Ton hier — wie iſt der?

Herr A: Unverbeſſerlich, mein Theuerſter!

Ich: So? — und worin beſteht die Unver-
beſſerlichkeit?

Herr A: Je, mein Himmel! Beſter, es faͤllt
doch in die Augen, daß der Leipziger Student
zehnmal artiger und hoͤflicher iſt, als der ruͤde
Jenaer!

Ich (aͤrgerlich): Ja, ja ich weis ſchon: es
ſind mehrentheils Jungfernknechte, welche mit den
Ladendienern und Gnoten um die Wette hinter den
Maͤdchen herrennen, und nach dem hohen Gluͤck
ſchnappen, ein Pfoͤtchen zu lecken, oder ein Maͤul-
chen zu ganfen (ſtehlen).

Herr B: Ei, da beſchreiben Sie uns ja
huͤbſch! Verzeihn Sie aber guͤtigſt, daß ich einiges
erinnere. Sie wiſſen doch, daß ein junger Menſch
in Geſellſchaft der Frauenzimmer feiner —

Ich (einfallend): Ich verſtehs ſchon. Aber
hole mich der Teufel, ich kann nicht begreifen, wie
ein Student in Geſellſchaften von Frauenzimmern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0151" n="149"/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>: Ja, ja, ich weis es &#x017F;chon: man macht<lb/>
Fremden immer weis, die Univer&#x017F;ita&#x0364;t &#x017F;ey &#x017F;o oder &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tark, wenns &#x017F;chon u&#x0364;bertrieben i&#x017F;t. &#x2014; Aber Leipzig<lb/>
i&#x017F;t immer noch &#x017F;tark genug, zumal wenn man die<lb/>
Laden-Studenten mit hinein rechnet. Aber der<lb/>
Ton hier &#x2014; wie i&#x017F;t der?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Herr A</hi>: Unverbe&#x017F;&#x017F;erlich, mein Theuer&#x017F;ter!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>: So? &#x2014; und worin be&#x017F;teht die Unver-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erlichkeit?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Herr A</hi>: Je, mein Himmel! Be&#x017F;ter, es fa&#x0364;llt<lb/>
doch in die Augen, daß der Leipziger Student<lb/>
zehnmal artiger und ho&#x0364;flicher i&#x017F;t, als der ru&#x0364;de<lb/>
Jenaer!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi> (a&#x0364;rgerlich): Ja, ja ich weis &#x017F;chon: es<lb/>
&#x017F;ind mehrentheils Jungfernknechte, welche mit den<lb/>
Ladendienern und Gnoten um die Wette hinter den<lb/>
Ma&#x0364;dchen herrennen, und nach dem hohen Glu&#x0364;ck<lb/>
&#x017F;chnappen, ein Pfo&#x0364;tchen zu lecken, oder ein Ma&#x0364;ul-<lb/>
chen zu ganfen (&#x017F;tehlen).</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Herr B</hi>: Ei, da be&#x017F;chreiben Sie uns ja<lb/>
hu&#x0364;b&#x017F;ch! Verzeihn Sie aber gu&#x0364;tig&#x017F;t, daß ich einiges<lb/>
erinnere. Sie wi&#x017F;&#x017F;en doch, daß ein junger Men&#x017F;ch<lb/>
in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Frauenzimmer feiner &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi> (einfallend): Ich ver&#x017F;tehs &#x017F;chon. Aber<lb/>
hole mich der Teufel, ich kann nicht begreifen, wie<lb/>
ein Student in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften von Frauenzimmern<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0151] Ich: Ja, ja, ich weis es ſchon: man macht Fremden immer weis, die Univerſitaͤt ſey ſo oder ſo ſtark, wenns ſchon uͤbertrieben iſt. — Aber Leipzig iſt immer noch ſtark genug, zumal wenn man die Laden-Studenten mit hinein rechnet. Aber der Ton hier — wie iſt der? Herr A: Unverbeſſerlich, mein Theuerſter! Ich: So? — und worin beſteht die Unver- beſſerlichkeit? Herr A: Je, mein Himmel! Beſter, es faͤllt doch in die Augen, daß der Leipziger Student zehnmal artiger und hoͤflicher iſt, als der ruͤde Jenaer! Ich (aͤrgerlich): Ja, ja ich weis ſchon: es ſind mehrentheils Jungfernknechte, welche mit den Ladendienern und Gnoten um die Wette hinter den Maͤdchen herrennen, und nach dem hohen Gluͤck ſchnappen, ein Pfoͤtchen zu lecken, oder ein Maͤul- chen zu ganfen (ſtehlen). Herr B: Ei, da beſchreiben Sie uns ja huͤbſch! Verzeihn Sie aber guͤtigſt, daß ich einiges erinnere. Sie wiſſen doch, daß ein junger Menſch in Geſellſchaft der Frauenzimmer feiner — Ich (einfallend): Ich verſtehs ſchon. Aber hole mich der Teufel, ich kann nicht begreifen, wie ein Student in Geſellſchaften von Frauenzimmern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/151
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/151>, abgerufen am 24.11.2024.