len, von künftigen Belehnungen und dergleichen zu sprechen scheinen. Ich muß sagen, daß die Ant- worten sowol des Respondenten als des Herrn Nie- meyers, mir gar nicht genügten: doch mußte ich nach- geben, um meine Nebenopponenten auch ein Bissel mit katzbalgen zu lassen.
Den Magister Kindlebend) lernte ich die- sen Sommer auch kennen. Er war sonst in Halle gewesen, hatte das dortige Wochenblatt geschrieben, und selbst, wie der Katalogus ausweist, Vorlesun- gen gehalten. Hernach wurde er wegen seines Sau- fens und anderer gröberer Excesse fortgewiesen: man sagte damals, die Häscher hätten ihn fortgebracht. Kindleben war wirklich kein Dummkopf, ob er gleich blutwenig litterarische Kenntnisse inne hatte: er ver- stand ziemlich Latein und französisch, seine Verse wa- ren auch nicht schlecht; aber an Politur fehlte es ih- nen durchaus. Seine Sitten waren äusserst ver- derbt, selbst niederträchtig. Hieher gehört, daß er so gar am hellen Tage in die Puffkeller ging, daß er Reisen that und unterwegs die Gastwirthe prellte u. s. w. Ich sprach ihn zuerst auf der Mail oder
d) Man sehe von diesem theuren Mann den Belle- tristen-Almanach, wie auch Kindlebens eignes Buch: Matthias Lucretius, und den Flori- do, worin er seine Begebenheiten selbst erzählt.
len, von kuͤnftigen Belehnungen und dergleichen zu ſprechen ſcheinen. Ich muß ſagen, daß die Ant- worten ſowol des Reſpondenten als des Herrn Nie- meyers, mir gar nicht genuͤgten: doch mußte ich nach- geben, um meine Nebenopponenten auch ein Biſſel mit katzbalgen zu laſſen.
Den Magiſter Kindlebend) lernte ich die- ſen Sommer auch kennen. Er war ſonſt in Halle geweſen, hatte das dortige Wochenblatt geſchrieben, und ſelbſt, wie der Katalogus ausweiſt, Vorleſun- gen gehalten. Hernach wurde er wegen ſeines Sau- fens und anderer groͤberer Exceſſe fortgewieſen: man ſagte damals, die Haͤſcher haͤtten ihn fortgebracht. Kindleben war wirklich kein Dummkopf, ob er gleich blutwenig litterariſche Kenntniſſe inne hatte: er ver- ſtand ziemlich Latein und franzoͤſiſch, ſeine Verſe wa- ren auch nicht ſchlecht; aber an Politur fehlte es ih- nen durchaus. Seine Sitten waren aͤuſſerſt ver- derbt, ſelbſt niedertraͤchtig. Hieher gehoͤrt, daß er ſo gar am hellen Tage in die Puffkeller ging, daß er Reiſen that und unterwegs die Gaſtwirthe prellte u. ſ. w. Ich ſprach ihn zuerſt auf der Mail oder
d) Man ſehe von dieſem theuren Mann den Belle- triſten-Almanach, wie auch Kindlebens eignes Buch: Matthias Lucretius, und den Flori- do, worin er ſeine Begebenheiten ſelbſt erzaͤhlt.
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len, von kuͤnftigen Belehnungen und dergleichen zu
ſprechen ſcheinen. Ich muß ſagen, daß die Ant-
worten ſowol des Reſpondenten als des Herrn Nie-
meyers, mir gar nicht genuͤgten: doch mußte ich nach-
geben, um meine Nebenopponenten auch ein Biſſel
mit katzbalgen zu laſſen.
Den Magiſter Kindleben d) lernte ich die-
ſen Sommer auch kennen. Er war ſonſt in Halle
geweſen, hatte das dortige Wochenblatt geſchrieben,
und ſelbſt, wie der Katalogus ausweiſt, Vorleſun-
gen gehalten. Hernach wurde er wegen ſeines Sau-
fens und anderer groͤberer Exceſſe fortgewieſen: man
ſagte damals, die Haͤſcher haͤtten ihn fortgebracht.
Kindleben war wirklich kein Dummkopf, ob er gleich
blutwenig litterariſche Kenntniſſe inne hatte: er ver-
ſtand ziemlich Latein und franzoͤſiſch, ſeine Verſe wa-
ren auch nicht ſchlecht; aber an Politur fehlte es ih-
nen durchaus. Seine Sitten waren aͤuſſerſt ver-
derbt, ſelbſt niedertraͤchtig. Hieher gehoͤrt, daß er
ſo gar am hellen Tage in die Puffkeller ging, daß er
Reiſen that und unterwegs die Gaſtwirthe prellte
u. ſ. w. Ich ſprach ihn zuerſt auf der Mail oder
d) Man ſehe von dieſem theuren Mann den Belle-
triſten-Almanach, wie auch Kindlebens eignes
Buch: Matthias Lucretius, und den Flori-
do, worin er ſeine Begebenheiten ſelbſt erzaͤhlt.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/144>, abgerufen am 22.11.2024.
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