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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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B... hatte einen Hund, welcher vor Hunger
fremde Küchen besuchte, und unter andern unsre
Jagden durchstrich. Ich erfuhr das Ding, und
ermahnte, oder ließ vielmehr den Herrn von B...
durch den Dolgesheimer Wirth Kuchen ermahnen,
seinen Marki inne zu halten: ich würde ihm sonst
eine Ladung von Numer Eins aufs Gedächtniß
brennen. Das soll er sich nur unterstehen, antwor-
tete Hr. v. B..., wenn er nicht will todtgeschossen
seyn, wie ein toller Hund. Kuchen gab mir von
B...s Drohung Nachricht; und nun machte ich
mirs ordentlich zum Geschäft, den Hund aufzu-
spüren, welches auch bald geschah: ich versetzte ihm
also eine derbe Ladung ins Gehirn, und da lag er.

Einige Tage hernach kam ich wieder nach Dol-
gesheim; doch ehe ich noch ins Wirthshaus trat,
kam Kuchen mir entgegen und bat mich um Gottes-
willen, ja nicht in die Stube zu gehen: B... sey
drinnen, und habe geschworen bei seiner Ehre und
bei 100000 Schock Teufeln, mir eins aufzubren-
nen, daß mir der Dampf sollte hinten heraus fah-
ren. Das hat gute Wege, erwiederte ich, geb' er

telbriefe in der ganzen Gegend herum, und braman-
basirte doch bei jeder Gelegenheit so sch[ - 2 Zeichen fehlen]cklich und so
unverschämt, als wenn sein Adel sich von Karl dem
Großen herschriebe, und er im Besitz eines Fürsten-
thums wäre!

B... hatte einen Hund, welcher vor Hunger
fremde Kuͤchen beſuchte, und unter andern unſre
Jagden durchſtrich. Ich erfuhr das Ding, und
ermahnte, oder ließ vielmehr den Herrn von B...
durch den Dolgesheimer Wirth Kuchen ermahnen,
ſeinen Marki inne zu halten: ich wuͤrde ihm ſonſt
eine Ladung von Numer Eins aufs Gedaͤchtniß
brennen. Das ſoll er ſich nur unterſtehen, antwor-
tete Hr. v. B..., wenn er nicht will todtgeſchoſſen
ſeyn, wie ein toller Hund. Kuchen gab mir von
B...s Drohung Nachricht; und nun machte ich
mirs ordentlich zum Geſchaͤft, den Hund aufzu-
ſpuͤren, welches auch bald geſchah: ich verſetzte ihm
alſo eine derbe Ladung ins Gehirn, und da lag er.

Einige Tage hernach kam ich wieder nach Dol-
gesheim; doch ehe ich noch ins Wirthshaus trat,
kam Kuchen mir entgegen und bat mich um Gottes-
willen, ja nicht in die Stube zu gehen: B... ſey
drinnen, und habe geſchworen bei ſeiner Ehre und
bei 100000 Schock Teufeln, mir eins aufzubren-
nen, daß mir der Dampf ſollte hinten heraus fah-
ren. Das hat gute Wege, erwiederte ich, geb' er

telbriefe in der ganzen Gegend herum, und braman-
baſirte doch bei jeder Gelegenheit ſo ſch[ – 2 Zeichen fehlen]cklich und ſo
unverſchaͤmt, als wenn ſein Adel ſich von Karl dem
Großen herſchriebe, und er im Beſitz eines Fuͤrſten-
thums waͤre!
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[9/0011] B... hatte einen Hund, welcher vor Hunger fremde Kuͤchen beſuchte, und unter andern unſre Jagden durchſtrich. Ich erfuhr das Ding, und ermahnte, oder ließ vielmehr den Herrn von B... durch den Dolgesheimer Wirth Kuchen ermahnen, ſeinen Marki inne zu halten: ich wuͤrde ihm ſonſt eine Ladung von Numer Eins aufs Gedaͤchtniß brennen. Das ſoll er ſich nur unterſtehen, antwor- tete Hr. v. B..., wenn er nicht will todtgeſchoſſen ſeyn, wie ein toller Hund. Kuchen gab mir von B...s Drohung Nachricht; und nun machte ich mirs ordentlich zum Geſchaͤft, den Hund aufzu- ſpuͤren, welches auch bald geſchah: ich verſetzte ihm alſo eine derbe Ladung ins Gehirn, und da lag er. Einige Tage hernach kam ich wieder nach Dol- gesheim; doch ehe ich noch ins Wirthshaus trat, kam Kuchen mir entgegen und bat mich um Gottes- willen, ja nicht in die Stube zu gehen: B... ſey drinnen, und habe geſchworen bei ſeiner Ehre und bei 100000 Schock Teufeln, mir eins aufzubren- nen, daß mir der Dampf ſollte hinten heraus fah- ren. Das hat gute Wege, erwiederte ich, geb' er b) b) telbriefe in der ganzen Gegend herum, und braman- baſirte doch bei jeder Gelegenheit ſo ſch__cklich und ſo unverſchaͤmt, als wenn ſein Adel ſich von Karl dem Großen herſchriebe, und er im Beſitz eines Fuͤrſten- thums waͤre!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/11>, abgerufen am 21.11.2024.