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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Pedanterei eben so weit entfernt sind, als Zügello-
sigkeit oder Unfläterei. O wenn ich das Glück ge-
habt hätte, einem Gedike, Büsching oder
Meierotto in die Hände zu fallen! -- -- --
-- -- -- -- u).

Die Pommeraner, Magdeburger, Halber-
städter, Westphälinger und Ostfriesen, sind meist
robust, schlicht und ehrlich; gewandter, poetischer
und musikalischer sind die Schlesier. Professionisten
und Speisewirthe verstehen sich auf die moralische
Physiognomik der Landmannschaften sehr genau.
Die wissen einem beinahe aufs Haar anzugeben,
wem man im Durchschnitt mit Sicherheit borgen
könne oder nicht. Daß es aber auch hierbei Aus-
nahmen gebe, weiß man. Wohl der Landmann-
schaft, bei der es ein gewisses National-Ehrgefühl
giebt, das sie antreibt, gemeinschaftlich für Abwen-
dung der Schande von sich zu sorgen.

Nach und nach lernte ich die Herren Hallenser
näher kennen, und machte manch artige Bekannt-
schaft. Mein angenehmster Umgang waren die Her-
ren, Wald, jetzt Professor in Königsberg, Schel-
lenberg, mein Landsmann, Moes aus West-
phalen, Bartholdy, Kiefer aus Saarbrücken,

u) Der Schlüssel zu diesen und allen Zeilenlang folgenden
Gedankenstrichen wird dereinst geliefert werden.

Pedanterei eben ſo weit entfernt ſind, als Zuͤgello-
ſigkeit oder Unflaͤterei. O wenn ich das Gluͤck ge-
habt haͤtte, einem Gedike, Buͤſching oder
Meierotto in die Haͤnde zu fallen! — — —
— — — — u).

Die Pommeraner, Magdeburger, Halber-
ſtaͤdter, Weſtphaͤlinger und Oſtfrieſen, ſind meiſt
robuſt, ſchlicht und ehrlich; gewandter, poetiſcher
und muſikaliſcher ſind die Schleſier. Profeſſioniſten
und Speiſewirthe verſtehen ſich auf die moraliſche
Phyſiognomik der Landmannſchaften ſehr genau.
Die wiſſen einem beinahe aufs Haar anzugeben,
wem man im Durchſchnitt mit Sicherheit borgen
koͤnne oder nicht. Daß es aber auch hierbei Aus-
nahmen gebe, weiß man. Wohl der Landmann-
ſchaft, bei der es ein gewiſſes National-Ehrgefuͤhl
giebt, das ſie antreibt, gemeinſchaftlich fuͤr Abwen-
dung der Schande von ſich zu ſorgen.

Nach und nach lernte ich die Herren Hallenſer
naͤher kennen, und machte manch artige Bekannt-
ſchaft. Mein angenehmſter Umgang waren die Her-
ren, Wald, jetzt Profeſſor in Koͤnigsberg, Schel-
lenberg, mein Landsmann, Moes aus Weſt-
phalen, Bartholdy, Kiefer aus Saarbruͤcken,

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[107/0109] Pedanterei eben ſo weit entfernt ſind, als Zuͤgello- ſigkeit oder Unflaͤterei. O wenn ich das Gluͤck ge- habt haͤtte, einem Gedike, Buͤſching oder Meierotto in die Haͤnde zu fallen! — — — — — — — u). Die Pommeraner, Magdeburger, Halber- ſtaͤdter, Weſtphaͤlinger und Oſtfrieſen, ſind meiſt robuſt, ſchlicht und ehrlich; gewandter, poetiſcher und muſikaliſcher ſind die Schleſier. Profeſſioniſten und Speiſewirthe verſtehen ſich auf die moraliſche Phyſiognomik der Landmannſchaften ſehr genau. Die wiſſen einem beinahe aufs Haar anzugeben, wem man im Durchſchnitt mit Sicherheit borgen koͤnne oder nicht. Daß es aber auch hierbei Aus- nahmen gebe, weiß man. Wohl der Landmann- ſchaft, bei der es ein gewiſſes National-Ehrgefuͤhl giebt, das ſie antreibt, gemeinſchaftlich fuͤr Abwen- dung der Schande von ſich zu ſorgen. Nach und nach lernte ich die Herren Hallenſer naͤher kennen, und machte manch artige Bekannt- ſchaft. Mein angenehmſter Umgang waren die Her- ren, Wald, jetzt Profeſſor in Koͤnigsberg, Schel- lenberg, mein Landsmann, Moes aus Weſt- phalen, Bartholdy, Kiefer aus Saarbruͤcken, u) Der Schluͤſſel zu dieſen und allen Zeilenlang folgenden Gedankenſtrichen wird dereinſt geliefert werden.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/109>, abgerufen am 24.11.2024.